Hallo!
Ich bin 30Jahre alt, und weiß nicht mehr weiter. Bislang war mein Leben geradaus immer "wie auf einer Autobahn" verlaufen (Abi, dann Studium ohne Probleme, Examen, gleich eine Arbeitsstelle...etc.). Im ersten Semester 1998 habe ich meinen ersten Freund=mein Mann, 30J., kennengelernt, wir waren das ganze Studium über zusammen (nicht zusammengewohnt), haben alle Examen gemeinsam gemacht ...etc. Nach dem Examen 2004 sind wir zusammengezogen, was eigentlich auch ganz gut geklappt hat. Verlobung, schließlich 2007 dann Hochzeit. Jeder hat uns als leuchtendes Vorbild, wir würden so gut zusammenpassen.
Mein Mann:
Er ist Einzelkind und hat von Anfang an immer viel Aufmerksamkeit gebraucht. Ich bin eher ruhig, erzähle wenig und kann gut zuhören. Er wurde von seiner Mutter immer 150% unterstützt, sie näht ihm jetzt noch die Hosen und macht finanzielle Sachen für ihn klar.
Es gab von Anfang an einige Punkte, die mich massiv gestört haben, die ich aber nie geäußert habe:
- Er kann sich nur schwer selbst entscheiden, braucht ewig z.B. im Bad, so dass wir zu Terminen oft zu spät kamen, hat oft meine "Unordnung" kritisiert (Kleidungsstücke, die rumliegen), obwohl er das gleiche in seinem Zimmer auch machte, hat bei allen Dingen seine Mutter zusätzlich um Rat gefragt und ihre Meinung oft höher geschätzt als meine, ist nie gerne mit zu meiner Familie gekommen und hat mir das auch immer deutlich gesagt, dass er sich nicht wohlfühlt (Fazit: wir sind 5x so viel zu seinen Eltern gefahren, wo ich mich auch nicht wohl gefühlt habe, es aber nicht gesagt habe), er hat mir oft nicht geholfen, weil er meinte, dass ich mir schon selbst helfen könnte. Er hatte einige Jahre massive Mobbingprobleme, in denen ich ihm immer geholfen habe.
2 Episoden, die mich sehr verletzt hatten, sind mir in Erinnerung geblieben:
- 2000 war er krank und ich habe ihn gepflegt. Ich habe mich zwangsläufig bei ihm angesteckt und wurde auch krank (als er gerade wieder gesund war). Da meinte er nur wütend, dass das nicht wahr sein könnte, dass ich jetzt nur wolle, dass er mich auch pflegt. Das hat er nicht getan und ich bin nach Hause zu meinen Eltern gefahren und meine Mutter hat sich um mich gekümmert. Nach dieser Aktion hat er sich entschuldigt und mir einen Blumenstrauß geschenkt.
- vor Examen 2004 war ich immer sehr aufgeregt, er hat mir am Examenstag Schokolade vorbeigebracht und sich um mich gekümmert (wie eigentlich noch nie und ich habe mich total gefreut). Nach dem Examen hat er mich abgeholt. Das Examen hat gut geklappt, da meinte er, dann hätte er mir ja auch nicht helfen brauchen und hat sich überhaupt nicht mit mir gefreut. Danach bin ich schonmal in ein tiefes Loch gefallen und zu einer Paarberatung gegangen, wo er aber nicht mitkommen wollte. Die haben mir einige Tipps gegeben, und wir sind zusammengezogen. Hat auch wieder einigermaßen geklappt.
Aktuell:
Nach der Hochzeit hatte ich eine sehr schwierige Zeit auf der Arbeit, war richtig depressiv und keiner hat es so richtig ernst genommen. Ich hatte Schlafstörungen und viele Ideen, wie ich meinem Leben ein Ende setzen könnte. Ich konnte nicht mehr so weitermachen, wie auf der "Autobahn" und habe überlegt, wie ich mal eine "Ausfahrt" nehmen könnte.
Mein Mann hat mir zwar zugehört, hat aber gedacht, das würde schon wieder, weil ich mir bisher immer ganz gut selbst geholfen hätte. Ich fühlte mich total alleine gelassen und habe mich schließlich Anfang des Jahres auf der Arbeit in einen anderen Mann verliebt, der mich dort immer unterstützt hat. Das hat mit geholfen, überhaupt jeden Tag zur Arbeit gehen zu können. Als es im Sommer mit meiner Stimmung und auf der Arbeit ganz schlimm wurde, habe ich Antidepressiva genommen. Mein Mann hat nur gemeint, dass ich das doch gar nicht bräuchte, ist aber nicht weiter auf mich eingegangen.
Ich habe dann versucht, den Kontakt zu dem anderen Mann zu intensivieren, was auch geklappt hat (er ist Single). Wir sind ab und zu zusammen weggegangen und das waren die einzigen Stunden in diesem Jahr, in denen ich mal wieder innere Fröhlichkeit verspürt habe.
Er war ein richtiger Freund und hat mich eingeladen, mit ihm in den Urlaub zu fahren. Mein Mann hat es mir auch erlaubt, ich habe ihm eigentlich immer erzählt, was ich mache, daher hat er mir auch vertraut.
Der erste Urlaub war auch wirklich nur freundschaftlich, im 2.Urlaub habe ich dem anderen Mann dann aber erzählt, dass ich total unglücklich mit meinem Mann bin und mich am liebsten trennen würde (hatte vorher auch schon selbst mit meinem Mann darüber gesprochen und schon nach Wohnungen gesucht, das hat mein Mann aber nicht so ernst genommen.).
Der andere Mann war der erste und einzige, dem ich bisher überhaupt erzählt habe, wie unglücklich ich bin. Danach sind wir uns in den letzten 3 Tagen des Urlaubs näher gekommen (Umarmung, Händchenhalten) und er hat sich auch in mich verliebt.
Mein Mann weiß es inzwischen und wir haben uns gestern "getrennt". Er hat mich nicht angeschrieen, er war sogar sehr nett zu mir. Er sagt, ich hätte ihn betrogen und soll mich von dem anderen Mann trennen, dann würde er mit mir zu einer Paartherapie gehen und wir hätte evtl. noch eine Chance. Er würde mich immer noch lieben. Mir war bisher gar nicht so klar, dass ich ihn betrogen hatte. Aber so, wie er es mir erklärt hatte, ist das wohl so...das war mir eigentlich gar nicht klar. Und eigentlich passt das gar nicht zu mir und ich kann das gar nicht von mir glauben, weil ich das bei anderen Leuten immer ganz schlimm fand.
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Ich habe 10Jahre Beziehung mit meinem Mann, aber war mir in den letzten Monaten absolut sicher, dass ich ihn nicht mehr liebe und dass ich mich trennen muß. Durch diese echte Trennung bin ich nun total traurig und will ihn nicht als Mensch aus meinem Leben verlieren. Als Mann und Liebhaber empfinde ich aber trotzdem (noch???) nichts.
Er gibt mir finanzielle Sicherheit, eine intakte Familie im Hintergrund, will selbst eine Familie haben, Kinder, ein Haus, wollte mit mir alt werden. Das hat mich eingeengt, ich wollte jetzt noch keine Kinder, er hat oft davon gesprochen in den letzten Monaten.
Vor der Alternative habe ich auch Angst, schließlich hat der andere Mann bisher nie länger eine Beziehung als 3 Monate ausgehalten (insgesamt 3 Freundinnen bisher), er sagt aber, dass er fühlt, dass es diesmal ganz anders sei (mit den anderen Frauen wären die Beziehungen nur sexuell gewesen), er würde sich eine Zukunft über Jahre mit mir vorstellen und wünschen. Er will keine Kinder, auch nicht heiraten, hat einen Job eigentlich "rangmäßig" unter meinem, nur wenig Erspartes. Seine Eltern sind geschieden, Schule abgebrochen, 2 Ausbildungen. Sein Leben war also bisher das absolute Gegenteil von meinem.
Ich habe Sehnsucht nach dem anderen Mann, weiß nicht, ob ich den Kontakt zu ihm besser abbrechen soll und auf die Paartherapie hoffen soll????
Aus Vernunft müßte ich zu meinem Mann stehen,
von meinem Herzen aus wäre es eher der andere Mann.
Ich bin wirklich verzweifelt und habe Angst vor der Zukunft.
Juliana