Warum kann ich mich eigentlich nicht kurz fassen... verwirrt
Nachdem ich in meiner ersten Beziehung einiges falsch gemacht hatte - nein eigentlich haben wir beide dieselben Fehler gemacht -, schwor ich mir, diese Fehler nicht nocheinmal in einer Beziehung zu machen. Das Problem meiner ersten Beziehung war, offen über eine Gefühle zu reden. Wir haben uns zwar geküsst, miteinander geschmust und hatten eine Zeitlang eine wirklich gutes, warmes Verhältnis zueinander. Wir haben uns geliebt, uns das aber nie so gesagt, wie wir es gefühlt hab. Wann bei ihr die Liebe erlosch, ist jetzt egal - Fakt ist, dass ich mir u. a. durch diverse Hilfe in Foren im Internet Ratschläge geholt hatte - ursprünglich zur Rettung meiner Beziehung.
Es kristallierte sich aber heraus, dass der Fehler das NICHT-Miteinanderreden war. Völlig überraschend für mich, dass mir das jemand so gesagt hat, denn eigentlich war (und bin) ich jemand, der kein Blatt vor den Mund nimmt, seine Meinung vertritt, gerne diskutiert, zwar gerne Recht hat, aber mindestens genauso gern auch die Meinung anderer akzeptiert und sich auch umstimmen lässt. Nun ja, in der besagten Beziehung, war es nun einmal so, dass weder ich mich richtig traute, ihr über meine Gefühle verbal, ohne Umschweife - schlichtweg "einfach mal so" Bescheid zu geben. Sie war ebenso "verschlossen", ich weiß jetzt, dass das keine gute Basis sein konnte.
Nun denn, es kam die Zeit, in der ich meine Trennung überwinden konnte, vor gut zweieinhalb Jahren kam ich mit meiner jetzigen Freundin zusammen. Es begann von beiden Seiten zögerlich, aber ehrlich. Und offen. Entgegen meinem offenbar nur in Liebesdingen schüchternen Charakter ergriff ich mehrfach die Initiative, sagte ihr, dass ich sie liebe. Wie gesagt, wir ließen es langsam angehen, auch weil wir gewissermaßen dazu gezwungen waren. Es entwickelte sich eine starke, beiderseitige körperliche Zuneigung (vordergründig nicht sexuell; die reine Nähe zueinander war gerade das, was wir beide damals brauchten, und uns geben konnten). Das haben wir uns auch so gesagt, wobei ich sie immer ein bisschen zum Reden bringen musste. "Zum Reden bringen" - hört sich jetzt böse an, ich meine damit aber, dass sie von selbst nicht unbedingt sagt, was sie will, was sie nicht will, was sie mag ...
Natürlich war ich recht neu in dieser Rolle, nicht nur selber aus sich herauszukommen und etwas von sich preiszugeben, sondern den Partner auch mitzureißen. Dementsprechend war ich auch nicht ganz perfekt darin, aber wer ist das schon? Ich wollte ihr halt alles Recht machen und hab dann halt auch nichts gesagt, wenn ich total gestresst vom Arbeiten / Lernen oder sonstwas war. Na ja, nicht gerade Balsam für eine Beziehung, ein gestresster Freund, der nichtmal sagt, was ihn plagt. Lange Rede kurzer Sinn: Die Standpauke meiner Freundin war laut genug, so dass ich sie mir auch heute noch gut hören kann - eine erste Hürde in unserer Beziehung war genommen.
Hürde 2 - eigentlich ist es gar keine "Folge-Hürde", sondern eine immerwährende - waren ihre Eltern, unter deren Verboten sie sehr zu leiden hatte. Besonders, weil sie - die Tochter - in fast allem kritisiert wurde, was sie tat; ihr 2 Jahre jüngerer Bruder zwar auch, jedoch hat er eine recht gute Fassade aufgebaut. Als neuer Freund sich zwischen immerkritisierende Mutter und ihre Tochter zu stellen ist gar nicht so leicht. In einem solchen Umfeld will ich - scheint meine Art zu sein - möglichst niemanden verletzen. Geht natürlich nicht, wie ich erfahren musste. Der Freundin versprochen, ihr beizustehen, es aber nicht wirklich halten / durchsetzen können; die Mutter natürlich immer noch aufgebracht und lässt es wiederum an ihrer Tochter aus. Schwiegermutters Gründe (übrigens die einer Pädagogin, nur mal so am Rande) liegen aber wohl eher am stressigen Lehrerberuf und der nicht mehr intakten Beziehungen zum Vater meiner Freundin.
Hab alles mitgemacht, sogar Familienurlaub - oder das was von Familienurlaub noch übrig blieb (im doppeldeutigen Sinne: sowohl was von Familie als auch von Urlaub noch übrig blieb...). Hab meist gute Miene zum bösen Spiel gemacht, meiner Freundin geraten, sich nicht alles gefallen zu lassen; um Ärger zu vermeiden aber einfach die Ignoranzwaffe verwenden, statt zurückwettern. Klappte objektiv prima, meine Freundin fühlte sich besser - nur ich nicht. Für mich war's natürlich nicht perfekt: Freundin ignoriert nicht genug, Mutter kritisiert und bestimmt zu viel - und dann auch nicht mal was sagen dürfen. Schön alles in sich reinfressen - ja, und dann? Klärende Worte! Ein Glück. Ich hätte mit meiner Nörgelei, von der ich dachte ich sei diesmal ja wohl offen und sage alles, fast noch mehr kaputt gemacht - nämlich unsere Beziehung. Also klärende Worte, die neue Errungenschaft - und tatsächlich wirkten sie Wunder.
Seitdem waren kleinere Streitereien mal da, aber wir konnten drüber reden; das war für mich erleichternd und für meine Freundin auch, merkte man zumindest, und der Kampf gegen die kritisierende Schwiegermutter ebbte etwas ab, nachdem die ihre Beziehung mit dem Vater meiner Freundin beendete und dieser auszog. Wieder Zwei-Fronten-Krieg an meiner Freundin durch das Gezetere der Eltern, aber sie wusste sich zu helfen - diplomatisch, vorbildlich, weniger verletzbar.
Noch ein paar Worte zu unserer körperlichen Nähe. Wir waren eigentlich täglich zusammen, schliefen mit wenigen Ausnahmen jeden Nacht zusammen (im selben Bett, nicht miteinander - Sexualleben war eher untergeordnet). Für Außenstehende klammerten wir dermaßen aneinander, dass unsere Beziehung eigentlich schon längst nicht mehr funktionieren durfte. Tat sie aber, sogar gut.
Herbst 2004 dann gemeinsamer Studienbeginn. Größere Stadt, gemeinsame Wohnung, zwei verschiedene Studiengänge, beide Stress, beide unterschiedliche Tagesabläufe. Und ganz schlimm: Blöde Alltagsdiskussionen und Probleme, über die man sich aufregt, wenn man sie bei Eltern oder anderen Erwachsenen sieht. Sachen wie Einkaufen, Essen... Dumme Standardthemen, zu denen sowieso jeder schon vorher eine festgefahrene Meinung hat. Ja - wieso eigentlich festgefahren? Keine Zeit für solche Diskussionen, Haushalt etc. machen wir so nebenbei. Haben wir uns vorher gedacht. Schließlich hat unser Quasi-Zusammenwohnen vor dem Studium immer gut funktioniert. Wir haben sogar zusammen in der gleichen Firma gejobbt, danach wg. der späten Zeit dann auch einfach mal ne Pizza geholt, lauter ungesundes Zeugs halt, auch das lange Arbeiten bis tief in die Nacht. Gesund war's nicht, hat uns aber irgendwie Spaß gemacht, war ein bisschen Stress auf die andere Art; nebenbei hat man natürlich noch gut Geld verdient.
Jetzt, als Studenten, mit eigener Wohnung, schaut man schon zweimal hin, bevor man sich 'ne Pizza oder was anderes kauft. Blöde Alltagsdiskussionen halt.
In den letzten 1-2 Monaten flüchtete sich meine Freundin stundenlang in ein bestimmten Forum, ich war wie Luft. Hat mich natürlich aufgeregt, vor allem, weil ich sowas nicht mit ihr gemacht habe, sogar extra darauf geachtet habe, dass ich meinen Computer (ein gern genutztes Arbeits- und Freizeitgerät von mir, um es mal so auszudrücken; seit ich mit ihr zusammen bin aber im Grunde nur noch Arbeitsgerät) ihr nicht vorziehe. Ich habe versucht, mit ihr zu reden, Filme zu gucken, was mit ihr zu unternehmen, rausgehen. Interesse ihrerseits ging gegen Null, im besagten Forum ging sie auf, lächelte.
Also musste wieder die Geheimwaffe "klärendes Gespräch" her, nachdem Versuche, einfach viel miteinander zu sprechen keinen Erfolgt zeigten.
Ich sagte ihr, dass es mich etwas ärgert, dass sie seit einiger Zeit nur noch in diesem Forum ist und wir kaum noch miteinander reden.
Doch was war das? Die Geheimwaffe funktionierte nicht. Sie tat die Forenbesuche ab und irgendwie verlief das Gespräch in irgendetwas Banales.
Wochen später, zweiter Anlauf. Stimmung zwischen uns launischer, mal sehr harmonisch, mal sauer aufeinander. Die letzten Tage verliefen sehr gut (viel zusammen gemacht u. (fast) keine Streitereien), dann wieder Besuch im Forum. Ich sehe zufällig, wie sie schreibt "kann ich jetzt nicht drüber sprechen, mein Freund sitzt neben mir" dazu noch die Frage eines anderen Chat-Mitglieds "was ist mit deiner Beziehung zu deinem Freund?". Nun ja, der zweite Anlauf. Wohl überlegt (musste erstmal zwei Stunden frische Luft schnappen und Nachdenken; meine Abwesenheit hat sie übrigens nicht bemerkt, wie sie mir dann später erzählt hat), vernünftig formuliert, keine stumpfen Anschuldigungen - einfach die Frage "Meinst du, unsere Beziehung macht noch Sinn?" Tränenausbruch bei ihr, "weiß ich auch nicht". Ich hake nach, frage, was sie mit denen im Forum besprechen kann, was sie mit mir nicht kann. Sie könne mir doch alles sagen. Zögerlich beichtet sie mir, dass sie darüber nachgedacht hat, ihr Studium abzubrechen. Ich weiß nicht, warum sie Angst hat, mir das zu sagen. Erstens liefen ihre Prüfungen gut, sie hat alle bestanden; ich übrigens nicht, weil mein Schema, wie für Schulklausuren zu lernen, nicht mehr funktionierte - also kurzfristig lernen. Diese Methode hatte mir immer gute Noten eingebracht und ich habe trotzdem das Meiste vom Gelernten behalten (auch heute noch). Nur: Schule ist schon ein Zeitchen her... Bei meiner Freundin nicht, sie hat quasi direkt nach dem Abi angefangen zu studieren, hat aber genauso kurzfristig gelernt wie ich. Unser beider Problem: Stumpfes Auswendiglernen in Masse. Kann man lernen weiß ich, wissen wir im Prinzip auch beide, meine Freundin glaubt aber, sie schafft ihr Studium nicht. Und dann ist da ja auch noch die Reaktion ihrer Eltern, wenn sie ihr Studium abbrechen sollte "die erwarten das alle von mir, das gibt Riesenärger". Stimmt natürlich, ich hab ihr sofort versprochen, dass sie wenn sie will nicht alleine ist mit dem Problem, ich ihr jederzeit versuche zu helfen, wo ich kann. Entscheiden müsste sie selbst, ich hab ihr nur geraten, nichts zu tun, was sie nicht will. Dass ihre Eltern Ärger machen würden, so habe ich ihr gesagt, werden wir zusammen meistern.
Nach dem Gespräch haben wir uns vorgenommen, unsere Beziehung langsam wieder aufzupeppeln, das ging ganz gut, aber ich merke, dass ich wahrscheinlich schon wieder etwas falsch mache. Sie hängt teilweise immer noch stundenlang mit einem männlichen Forenmitglied im Privatchat, tauschen Musik, rufen sich an, sie schickt ihm Fotos, auch von ihrer Taille, was ich nicht besonders toll fand. Sie redet mit ihm über nachdenkliche Themen, über die sie mit mir nicht redet, obwohl ich das gern tun würde (Träume, Wünsche, Vorstellungen...).
Wahrscheinlich ein wenig krankhafte Eifersucht, es wäre ja auch in Ordnung (tolerierbar), wenn sie nur mit ihm wie mit einem Freund (meinetwegen auch besten Freund) reden würde; aber ich als ihr Partner wünsche mir auch Gespräche derart mit ihr - schwer verständlich formulierbar das Ganze, merke ich gerade...
Und jetzt ist gerade die ultimative Zerreißprobe im Gange!
Total kompliziert alles, ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen (zumindest wenn ich dran denke, den Text oben hab ich ja auch einigermaßen klar hinbekommen - hoffentlich...?).
Es begann mit dem schon seit einigen Monaten feststehenden Vorhaben meiner Freundin, ein 2-wöchiges Praktikum bei einem Landwirt zu machen. Ist ihr total wichtig fürs Studium, kann ich auch sehr gut verstehen, auch wenn ich zwei Wochen ohne sie (ich muss schon wieder studieren, sie macht das Praktikum gerade jetzt zum Ende ihrer Semesterferien) auskommen muss. *Schluchz* Gut, mit Selbstüberwindung habe ich mich davon überzeugt, dass ich da durch muss. Habe sie bei allem unterstützt, was mit dem Praktikum zu tun hat. Leider stand das Praktikum vorher inhaltlich nur grob fest - also wo genau, welche Aufgaben direkt, Unterbringung.
Nun ja, wo: Natürlich an der Küste, 400 km entfernt von mir. Wir (ihr Vater und ich) sie hingebracht. Dort, wo der Hof ist, ist der Hund begraben. Gut, enke ich, ist bestimmt ne gute Erholung für sie, Zeit zum Für-sich-alleine-sein, Tiere, gute Luft. Doch was erfahren wir so kurz nachdem kurz über den Hof geführt wurde? Der Landwirt ist alleine, hat also weder Frau noch Kinder noch Verwandte im Haus. Er ist etwa 30-40 Jahre, wirkt sympathisch.
Bei mir bimmeln sofort sämtliche Alarmglocken: "Moment! Meine Freundin, 14 Tage lang alleine in diesem Haus zusammen mit diesem wildfremden Mann?" Gesagt hab ich's nicht, aber gedacht. Ich konnte sie beim zwischenzeitlichen Essen in einem Restaurant - bevor wir wieder gefahren sind - zusammen mit ihrem Vater noch kurz auf diesen merkwürdigen Fakt aufmerksam machen, dass er alleine wohnt, der nächste Hof bestimmt 3 bis 4 km entfernt ist und sich Studentinnen zum Helfen holt. Sie solle und könne sich auf jeden Fall melden, wenn was sein sollte.
Na ja, ich bin immer noch fertig, trotz Telefonat (wir haben sie heute hingebracht - die erste Nacht ist also angebrochen) mit ihr, sie sagt, es sei alles o.k. und der Landwirt nett.
Ich weiß nicht, warum ich das so schwarz sehe, aber ich habe mal einen Perversen Landwirt vor meinem inneren Auge, der werweißwas mit seiner Praktikantin macht, während ich 400 km weit entfernt bin. Mal sehe ich einen besoffenen Landwirt, der denkt, sich an die hübsche Studentin ranzuschmeißen.
Verdammt noch mal, bin ich eifersüchtig. Und ich hab 'ne Heidenangst um meine Freundin. Und wenn ich versuche, die Sache objektiv anzugehen, wird's genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer. Sämtliche Schwarzseher-Effekte kanalisieren sich gerade in mir. Ich werde die Vorstellungen (man sagt dann wohl Ängste dazu) einfach nicht los.
Es klingt alles so offensichtlich: Einsamer Landwirt mittleren Alters, keine Familie, holt sich zum Vergnügen hübsche Studentinnen zu sich nach Hause. Typische Bildzeitungs-Schlagzeile, aber objektiv leider auch realistisch.
Ich weiß gar nichts mehr - Lapislazuli ist total schwarz vor Augen...
Was soll er jetzt machen?
- Quatsch, viel zu pseudo-lyrisch! Ihr wisst, was ich meine: Was soll ich machen? Weiß ja eigentlich, dass ich mal wieder nichts machen kann, ohne meiner Freundin ihr Praktikum zu versauen. Wenn der Landwirt nun einfach nur 'n netter Landwirt ist, ärger ich mich hinterher über meine nervige Eifersucht und Schwarzseherei. Ist er es nicht, und es passiert was, mache ich mir Vorwürfe. Vorwürfe? Was rede ich hier von Vorwürfen? Darum würde es mir letzlich gar nicht gehen, weil ich eine dermaßene Wut und Angst und Liebe zugleich in mir hätte, dass die Vorwürfe erst ganz spät kämen - hoffe ich...
Bitte um Hilfe!