Hallo ihr Lieben :kikou:
Ich schreibe hier, weil ich Rat suche. Und zwar geht es um meine Beziehung bzw. um die Gedanken & Gefühle, die sich in letzter Zeit bei mir entwickelt haben.
Ich muss ein wenig ausholen, um die Situation zu erklären:
Ich bin 25 Jahre alt und seit über 10 Jahren in einer festen Beziehung mit meinem Freund. Es war für mich damals keine Liebe auf den ersten Blick (das ist es ja, eigentlich, eh selten), sondern hat sich über die Zeit entwickelt. Inzwischen sind wir ein eingespieltes Team, wir haben (und hatten auch damals schon) die selben Interessen, ähnliche Weltansichten und verstehen uns generell eigentlich super. Streiten tun wir entsprechend so gut wie nie wirklich miteinander, dazu kommt es einfach nicht.
Er ist 3 Jahre älter als ich, aber tritt erst kommenden Monat seine erste, feste Arbeitsstelle an, weil er sich mit mit dem Studium besonders viel Zeit gelassen hat.
Wobei wir auch schon beim 1. Punkt wären, das mich in unserer Beziehung sehr belastet. Obwohl er älter ist als ich, hat er bisher fast nie wirklich gearbeitet. Er hatte mal einen, vielleicht auch zwei, Nebenjobs, hat diese aber geschmissen, weil sie ihm zu anstrengend waren oder ihm die Arbeit einfach nicht gefallen hat. Sein Praktikum, was er im Rahmen seines Studiums absolvieren musste, hat er sich über Bekannte besorgt & auch den Job jetzt hat er quasi wieder nur über Familienkontakte ergattert. Wirklich bewusst angestrengt, sich ein eigenes Leben (mit mir) aufzubauen, hat er bisher eigentlich nicht wirklich.
Ich arbeite bereits seit über 3 Jahren und habe auch davor schon viele Nebenjobs & Praktika gemacht (neben dem Studium), weil es immer mein Ziel war, früh unabhängig zu sein & mir ein eigenes Leben (natürlich auch mit ihm) aufzubauen. Zusammen wohnen tun wir nicht, da mein Geld leider nicht wirklich ausreicht, um uns eine gemeinsame Wohnung zu finanzieren. Ich hätte aber auch Sorge, dass ich mit ihm an meiner Seite ständig uns beide allein versorgen müsste, was ich geldtechnisch überhaupt nicht könnte.
So viel zur Situation.
Jetzt kommt aber noch erschwerend hinzu, dass mein Partner nicht nur arbeitsmäßig etwas faul bzw. elanlos ist, sondern generell auch mit sich und unserer Beziehung so umgeht. Dass das anfänglich natürlich noch anders war, darüber müssen wir ja gar nicht reden, denn klar, nach 10 Jahren ist da einfach ein wenig die Luft raus. Trotzdem - er achtet eigentlich so gut wie gar nicht auf sich.
Wenn er im Bad mal 10 Minuten braucht, dann ist das schon viel. Rasiert wird unregelmäßig, geduscht nur, wenn es nötig ist und Parfum/Deo oder sonst was wird eigentlich nur nach Gusto benutzt oder dann, wenn er weiß, dass ich Wert darauf lege oder ihn daran erinnere, dass es mir gut gefallen würde. Klamottentechnisch war es bisher immer so, dass er die alten Sachen seiner Geschwister oder seines Vaters aufgetragen hat. Ist einerseits verständlich, weil er ja durch seine fehlende Arbeit nie Geld dafür hatte und wenn seine Prioritäten auch eher auf seinen Hobbys lagen. Andererseits kann ich das nicht verstehen, denn so kann er sich ja auch gar nicht persönlich frei entfalten.. :neutral:
Jetzt ist es so, dass ich schon sehr modebewusst bin. Ich achte auch bewusst darauf, richte mich auch gerne für ihn her und möchte einfach als Freundin an seiner Seite gut aussehen. Ich brauche entsprechend auch gerne schon mal länger dafür, wir sind alle Frauen, wir kennen das. Deswegen stört es mich schon, dass er einfach so null auf sich achtet & sich für mich eigentlich nie wirklich Mühe gibt, "gut" auszusehen. Anders gesagt - er richtet sich halt nie mal für mich schön her. Außer, ich sage es ihm vorher, wenn wir z.B. auf Events gehen, irgendwo eingeladen sind oder so. Ich finde es aber ziemlich unbefriedigend, denn ich bin ja immer noch seine Freundin & nicht seine Mutter.. versteht man, was ich meine? :hamster:
Das sind aber alles "eigentlich" Dinge, mit denen ich mich im Laufe unserer 10-jährigen Beziehung arrangiert habe. Ich sage bewusst eigentlich, weil es mich zwar schon stört, ich aber darüber hinwegsehen kann.
Viel schlimmer ist aber diese Egalität, um die es mir eigentlich geht und dir mir im Moment starken Herzschmerz verursacht: Von mir scheint in dieser Beziehung immer alles auszugehen, damit komme ich im Moment nicht zurecht! :-(
Ich rufe ihn über Tag an, ich spreche Dinge an, die mir vielleicht in unserer Beziehung aufgefallen sind, Probleme, ich schaue, dass wir aktiv sind, auch mal was unternehmen und ich kümmere mich um ihn. Das heißt, wenn er bei mir ist, dann sorge ich für Essen & Getränke, ich fahre zu ihm (bzw. hole in ab und fahre ihn wieder zurück) & uns in den gemeinsamen Urlaub, weil er kein Auto hat. Ich lade ihn hin & wieder mal zum Essen ein, leihe ihm Geld, wenn er keins hat (ja, ich bekomme es auch meistens wieder zurück). Ich kümmere mich um organisatorische Angelegenheiten & trete ihm in den Hintern, wenn es um Jobangelegenheiten (er tritt ja demnächst seinen ersten an), geht, habe ihm auch schon des Öfteren mal seinen Arsch an der Uni gerettet (also Hausarbeiten geschrieben bzw. korrigiert, nach 3 versemmelten Prüfungen für ihn eingesetzt usw.).
Und von ihm kommt das alles einfach nicht. Er ist ein Lieber, ja, das muss ich zugeben. Die meisten Dinge tut er auch einfach nicht mit Absicht, sondern weil er sie vielleicht nicht besser weiß oder nicht darüber nachdenkt. Und er nimmt mich & meine Macken meistens so, wie ich bzw. sie sind. Das finde ich toll, aber ich habe im Moment einfach keine Kraft, das als das anzusehen, was eine Beziehung ausmacht, denn für mich bedeutet eine Beziehung zu führen einfach mehr als das..
Er ruft mich von sich aus nicht an, außer wenn er was (wissen) will. Er lädt mich nicht ein und gibt mir auf Fragen oder Hilfegesuche meist auch keine Ratschläge (auch wenn er mir natürlich schon zuhört. Aber manchmal will man ja auch einfach mal "richtig" reden, so mit allem, was dazu gehört, um z.B. Entscheidungen zu fällen). Inzwischen habe ich sogar das Gefühl, als wäre ich eben einfach nur noch "eine gute Freundin", wir reden auch eigentlich gar nicht mehr wirklich über "relevante" Dinge, sondern meist nur noch über unser gemeinsames Hobby. Ich erzähle zwar oft auch von der Arbeit und meiner Familie usw., aber er erzählt gar nichts von sich, was er den Tag über so macht, was ihn umtreibt, generell muss ich, wenn ich was wissen will, immer nachbohren. Auch wenn er natürlich behauptet und sagt, er liebt mich, so habe ich einfach zurzeit nicht das Gefühl, als wäre es so & ich werde traurig, wenn ich andere Paare miteinander sehe, sehe wie sie miteinander umgehen und der Mann sich um sein Mädchen kümmert.
Ich merke das im Moment sehr stark, wenn wir z.B. telefonieren. Er konzentriert sich dann gar nicht auf mich, auf das Gespräch, scheint abgelenkt, weil er währenddessen z.B. mit Freunden quatscht oder im Internet surft. Man fühlt sich überflüssig, als würde man stören. Das war aber schon zuvor oft so..
Neulich ist er auf dem Weg zu einem Geburtstag einige Schritte vor mir gelaufen, sodass ich ihn mehrmals gebeten habe, auf mich zu warten. Bei der letzten Bitte bin ich dann auch etwas lauter/deutlicher geworden, da meinte er dann sehr barsch "Jetzt mach' mich mal nicht so an hier!", obwohl dieser Tonfall eigentlich nach gar nicht angebracht war, weil ich ja nur wollte, dass er auf mich wartet.
Dann gab es vor Kurzem eine, für mich sehr stressige & nervenaufreibende Zeit, in der ich einfach überfordert gewesen bin und dann am Ende einen kleinen Nervenzusammenbruch hatte. Statt mir dann unterstützend zu Hilfe zu kommen und mich aufzufangen, meinte er nur sehr grob mitten im Gespräch "Halt mal den Mund jetzt!". Gut, ich hatte mich zu dem Zeitpunkt auch etwas hochgesteigert, aber ich war auch ziemlich fertig mit den Nerven. Später habe ich dann auch angefangen zu weinen und da hat er mich dann auch, nachdem ich zu ihm sagte, dass ich Hilfe brauche, "getröstet". Trotzdem hinterließ es bei mir einen schalen Geschmack, weil es auch hier wieder nicht direkt von ihm ausging, sondern auch hier wieder von mir die Bitte um Hilfe kam, bevor etwas passiert ist.. das macht mich einfach traurig.
Ich erzähle bei Freunden auch generell immer in der "wir"-Perspektive, weil wir ja fast alles gemeinsam machen. Mir ist aber in letzter Zeit aufgefallen, dass das bei ihm ganz anders ist und er Geschichten, bei denen ich offenkundig auch dabei war, aus der Ich-Perspektive erzählt, als wäre ich gar nicht da gewesen. Das verletzt mich.. für mich ist es selbstverständlich, dass nach 10 Jahren mein Partner irgendwie mit mir ist, egal, was ich tue. Klar, jedem seine Hobbys, jedem seine Kleinigkeiten, aber ich spreche hier so generell vom Leben. Ich bin nach 10 Jahren kein Einzelgänger mehr, da hängt halt für mich immer meine bessere Hälfte irgendwie mit dran..
Das war auch in der Vergangenheit immer wieder das Problem, weswegen es mal gekrieselt hat, wenn es gekrieselt hat. Weil ich mir vernachlässigt vorkam oder er mich behandelt hat, wie alle seine Freunde auch, oder eben sogar hinten angestellt hat & eben nicht wie seine feste Partnerin.
In ein paar klaren Worten:
Ich sehne mich nach echtem Rückhalt, nach echter Liebe, die dafür sorgt, dass er sich sorgt. Dass er für unser gemeinsames Leben arbeitet, dass er mich als seine Prinzessin sieht, die ich gerne manchmal sein würde. Manchmal möchte ich nicht für uns beide stark sein, da wünsche ich mir, dass dass der MANN an meiner Seite tut, dass er Verantwortung übernimmt, für uns wilde Tiere erlegt und mich/uns vor Gefahren beschützt. Und ich möchte, dass wir uns unsere Sorgen, Ängste, Wünsche & Hoffnungen mitteilen und mit Rat & Tat zur Seite stehen. Ich möchte begehrt, verehrt, beschützt und als die eine Frau, die über allem anderen steht gesehen werden, quasi einfach einen speziellen Platz in seinem Leben einnehmen und das auch spüren können.
Das alles fehlt mir und mein Herz tut wortwörtlich einfach weh, wenn ich sehe, wie das bei anderen Paaren, sei es bei befreundeten Paaren, als auch bei fremden, zugeht und wie manche Männer ihre Frauen behandeln & vergöttern. Manchmal mache ich mir sogar Vorwürfe, ich sei selbst daran schuld, weil ich mich nicht genug Sorge oder ihm kein gutes Gefühl gebe, aber das ist einfach eine Lüge, denn ich gebe schon alles, was ich kann & unterstütze ihn in allem, was er tut und ist. Ich wüsste einfach nicht, was ich noch mehr tun könnte und das macht mich noch trauriger, denn man sagt ja immer, man möchte das, was man gibt auch zurück bekommen. Er gibt mir bestimmt einiges, z.B. eben diese Akzeptanz meiner Fehler (Unpünktlichkeit, Eitelkeit, der Wunsch nach Freiheit), aber es ist einfach vergleichsweise so viel weniger.. :(
Und jetzt die Frage:
Ist das noch Liebe? :hamster:
Er sagt es zwar oft, also Ich liebe dich, will auch mit mir zusammen ziehen und alles, aber ich stelle mir so oft die Frage, ob es nicht vielleicht doch nur noch eine gute Freundschaft ist und nach 10 Jahren einfach ein wir haben uns so aneinander gewöhnt, dass man es sich nur schwer ohne vorstellen kann.. Freundschaft in der Beziehung ist ja schön, so sollte es ja auch sein, aber hat das, so wie es ist, aktuell eurer Meinung nach noch richtig viel mit echter, tiefer Liebe zu tun oder sollte ich den Schritt wagen, ihn als potenziellen Lebenspartner infrage zu stellen und weiterzuziehen? :bird: :run:
Ich habe nach all der Zeit einfach Angst, ob es das richtige wäre, auch wenn ich natürlich schon lange mit dem Gedanken spiele. Es gab auch in der Vergangenheit immer wieder Situationen, in denen ich die Wahl zwischen ihm und anderen Männern hatte, da habe ich ihn gewählt, weil.. tja weil.. ich Angst hatte, das Risiko war zu hoch, ich stehe loyal zu ihm und kann mir ein Leben ohne ihn eigentlich auch nicht vorstellen.. aber mein Herz schreit eigentlich, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, schon nach etwas anderem.. kennt einer ähnliche Situationen oder hat schon einmal einen Neuanfang gewagt? Was ist richtig & was falsch..?? Ich will ihn auf keinen Fall verlieren, aber im Moment weiß ich einfach nicht, ob es mir als guter Freund nicht vielleicht auch ausreichen würde.. gibt es für euch Punkte die für oder gegen eine Trennung sprechen würden? Oder eine Freundschaft? Ich bin dankbar für alle Ratschläge, also Feuer frei! :???: