Hi,
das ist eine Frage, die sich für mich als Mann eher an die Frauen richtet. Ich selbst hatte bisher weder Affären noch One Night Stands, soviel dazu. Ich bin zwar häufiger mal als Single in Clubs mit Freunden unterwegs gewesen, sicher das ein oder andere Mal auch die Chance gehabt, jene oder diese abzuschleppen, aber um ehrlich zu sein, das bringt mir nichts. Eine gute Freundin wollte mir zwar immer wieder mal einreden, dass ich es probieren solle, aber ich muss nicht alles probiert haben - meine Meinung.
Vor einiger Zeit habe ich eine Frau kennengelernt. Ohne näher auf die Umstände einzugehen, ist die Lage derzeit so, dass wir beide (von mir kann ich das definitiv behaupten) ineinander verliebt sind. Ich weiß von dieser Frau aber, dass sie mehrere Sexbeziehungen hatte. Sie selbst geht damit offen und um sagt, dass sie in der Lage sei, Gefühle und Sex zu trennen. Sie könne mit einem Mann, der ihr sympathisch sei und optisch gut gefalle, Sex haben, kein Problem. Aber sie könne niemals für so jemanden gleichzeit Gefühle empfinden. Und umgekehrt beschrieb sie mir, sie könne nicht mit jemandem (wie mir) für den sie Gefühle habe, eine reine Sexbeziehung führen.
Ich muss sagen, dass mich das selbst als Mann irritiert, denn ich kann nur mit einer Frau Sex haben, wenn ich für sie etwas empfinde, kann aber auch sein, dass das eher die Ausnahme als die Regel ist. Andererseits war ich auch nie jahrelang Single, so dass ich je in diese Lage gekommen wäre, die Singlephase habe ich meist genutzt um klar zu werden, was schief gelaufen ist.
Diese Frau spricht nun davon, dass sie für mich sehr sehr tiefe Gefühle habe, ich meine das auch zu spüren. Doch ich bin trotzdem irritiert.
Sie hat mit mir darüber ausführlich und offen gesprochen, sie meinte, dass sie mit ihren Sexbeziehungen eben lediglich Verabredungen zum Sex hatte, im Straßenton: Drüber und fertig. Klingt jetzt sehr primitiv, aber scheinbar muss ich mir das so in etwas vorstellen. Hinzu kommt, dass sie die nie in ihr Privatleben eingebunden habe, keinerlei Freizeit verbracht hätte, keine Sorgen getauscht hätte, nicht geküsst, gekuschelt.
Das klingt für mich alles extrem nachvollziehbar, so dass sich diese Frage fast erübrigt.
Mit mir sei das alles anders, sie möchte mit mir die Wochenenden verbringen, was sie auch tut, ich war bereits mehrfach bei ihr zu hause, bei Freundin, auf Feiern, der Familie, sie bindet mich überall ein, wir telefonieren, wenn wir uns nicht sehen, beraten uns, tauschen Sorgen und Probleme, kuscheln, küssen (mehr noch als wir Sex haben) und vieles mehr.
Doch mich beschäftigt dennoch die Frage, ob Menschen wirklich in der Lage sein können, das so extrem zu trennen.
Irritiert bin ich vor allem, weil sie doch sehr sehr häufig den Sex betont. Sie dachte ursprünglich, dass der Sex mit mir nicht sonderlich gut sei, ich trage in meiner Freizeit keine figurbetonten Klamotten, d.h. sie konnte meinen (durch viel Sport) sehr gut trainierten Körper auch kaum erkennen. Sie gab an, dass sie sich trotzdem sehr in mich verliebt habe, weil ich ihr charakterlich gefalle und das mache mich besonders.
Dass aber der Sex mit mir - so beschreibt sie das - himmlisch sei, habe sie nicht erahnt, und wollte aber trotzdem in jedem Falle mit mir eine Beziehung führen, keine Sexgeschichte.
Ihre letzte Beziehung ist bereits 2 Jahre her. Dazwischen nur Sexaffären, wenn man so will.
Sie gibt an, sie sei erst zweimal so richtig verliebt gewesen, in der letzten (und bisher einzigen richtigen) Beziehung und bei mir.
Ich bin skeptisch, weil sie extrem viel Sex von mir will. Das stört mich nicht, im Gegenteil, aber wenn wir uns nicht gemeinsam unterhalten (und die Gespräche sind toll mit ihr), dann forciert sie es, mit mir zu schlafen. Mich irritiert das, weil ich dann in diesen Momenten hin und hergerissen bin, einerseits finde ich das toll, dass ich ihr körperlich gefalle, andererseits irritiert es mich, weil ich dann in genau diesen Momenten wieder als Sexbeziehung sehe und ich nicht weiß, ob sie Gefühle und Erotik trennen kann.
Es nutzt auch nichts, sie damit zu konfrontieren. Sie ist der Ansicht, sie könne das so gut trennen, wie vielleicht kaum eine andere Frau, sonst hätte sie in den letzten Jahren zig Beziehungen statt Sexaffären gehabt und sie legt großen Wert auf diese wörtliche Trennung.
Ich hatte Anfangs aus eher spaßigem Hintergrund gemeint, "lass uns doch eine Sexaffäre" führen, darauf war sie garnicht gut zu sprechen, fing auch an zu weinen und meinte in einem sehr ausführlichen Gespräch, sie könne das niemals mit mir, weil sie tiefe Empfindungen habe.
Ich bin trotzdem irgendwie irritiert, wie eine Frau angeblich so getrennte Areale haben kann, Sex und Gefühllosigkeit sind doch tendenziell eher eine Männerangelegenheit, oder sehe ich das zu altbackend?