Da ich diese Frage immer wieder in anderen Threads finde und selber schon eine Weile an unserer wiederbelebten Ehe (nach der Zweitbeziehung meines Mannes) herumanalysiere, moechte ich meine Gedanke dazu mal ins Forum stellen.
Ich frage mich:
1.) ... wie er das so lange aushalten konnte, sich zu in eine andere zu verlieben und zu Hause sowohl Kindern als auch mir gegenueber was vorzuspielen.
2.) ... wie ich das so lange nicht merken konnte, wie grenzenlos mein Vertrauen wohl gewesen sein muss, ihm sein Hauptargument "Die Arbeit, der Stress ... " abzunehmen.
Den ersten Punkt kann ich leider nicht beantworten.
Zu 2.) kann ich nur sagen:
KLAR spuert man (als Bauchgefuehl) sehr vieles!!!
Man kann aber logischerweise schlecht damit argumentieren und gegen rational plausible Argumente nicht viel einwenden.
Und gegen den umgedrehten Spiess ("Du misstraust mir wohl.", leidender Blick "Da komm ich jetzt nicht so leicht drueber hinweg, was du mir vorwirfst", "Ich tu doch ALLES fuer Euch") ist ebenfalls schwer anzugehen.
Man ist ja nicht blind, der Mann veraendert sich:
- schlaeft laenger als ueblich, und sitzt oft gruebelnd da
- vernachlaessigt Wohnung/Haus
- ist genervt vom Familienalltag
- reagiert voellig ueberzogen
- geht frueher, kommt spaeter
- kuesst "kalt"
- macht einem schlechtes Gewissen, dass man zuuu wenig fuer ihn tut
- schaltet IMMER das Handy aus, "damit ihn bloss keine aus beruflichen Gruenden anruft"
Und man reagiert mehr oder weniger darauf:
- Man organisiert Abende/Ausfluege/Kurzurlaeube als Paar zu zweit (Kinder bei Grosseltern) -> ER lehnt es ab.
- Man macht sich schoen viel IHN -> abwertende Bemerkungen uebr das neue Kleid,... , Sex will er natuerlich trotzdem, der sich aber irgendwie veraendert.
- Man versucht zu reden -> ER: "Es liegt an der vielen Arbeit"
- Man bittet um Paartherapie: "Abgelehnt"
- Er kommt noch spaeter, war an seinem Platz aber telefonisch nicht erreichbar: Kollegen sind schuld, haben ihn aufgehalten. Was ich denn habe, er waere doch jederzeit ueber Handy erreichbar, oder wuerde zurueckrufen.
Im Nachhinein weiss ich, dass er bei besonders schlechtem Gewissen, danach selbst Familienausfluege initiiert hat oder mir was vom Preis her Unangemessenes geschenkt hat. (Ich wunderte mich, was das soll, hatte aber keine Erklaerung).
Und so geht die Zeit dahin, es wird nicht besser aber auch nicht schlechter.
Bis man ihn eigentlich nicht mehr liebt, bis man nicht mehr kaempfen kann gegen etwas von dem man NICHT weiss, was es ist.
Entweder man trennt sich dann ohne dass man von der Zweitbeziehung je erfaehrt oder man entdeckt ENDLICH was und kann Bewegung in die Sache bringen, egal wie es ausgeht.
Natuerlich faellt es einem danach "wie Schuppen von den Augen", was man so alles an Indizien NICHT wahrgenommen hat. Und es kommen Fragen, die man sich selbst stellt:
- Hatte ich ein zu hohes Grundvertrauen?
- Haette ich es abwenden koennen?
- War ich zu selbstbewusst, habe ich geglaubt, mir koennte das nie passieren?
Und vor allem:
- Kann es mir wieder passieren?
- Wie lange dauert es, bis ER das Vertrauen wieder aufgebaut hat?
Vielleicht gehe ich zu hart mit mir selbst ins Gericht, dahingehend, zu spaet reagiert zu haben.
Und nun? Bin ich an manchen Tagen hyperempfindlich, wenn er spaet kommt, wenn ich bei Zieleingabe im Navi was unplausibles in den "letzten Zielen" finde, ..
Mich interessiert, wie ihr damit umgeht, das das Vertrauen viel mehr verschwunden ist als erhofft?
flysohigh