Hallo!
Ich möchte mir jetzt in erster Linie mal den Ballast von der Seele schreiben, weil ich mich gerade richtig fertig fühle. Ich (w, 22) war knapp 1,5 Jahre mit meiner Freundin (26) zusammen. Wir leben in verschiedenen Ländern, sie in der Schweiz, wo sie an einer FH die Ausbildung zur Physiotherapeutin macht, und ich in Österreich, wo ich an der Abendschule gerade die Matura gemacht habe (mündliche steht noch an, aber das Schriftliche habe ich diese Woche hinter mich gebracht).
Es war für uns beide die erste Beziehung zum gleichen Geschlecht, ich hatte davor nur hetero Beziehungen, sie noch gar keine. Somit war ich quasi wirklich ihre Erste. Sie ist ein recht verschlossener Mensch, kann kaum aus sich herauskommen und sieht sich als jemand, der in erster Linie andere zufrieden stellen muss. Man äußert einen Wunsch, sofort erhält sie das Gefühl, sie müsse es lösen oder managen. Ich habe das erst spät gemerkt, sie hat sich aber davor nicht wirklich mitteilen können. Danach habe ich immer versucht zu hinterfragen, ob sie denn wirklich dieses und jenes möchte, egal ob es um Ausflüge oder ähnliches ging. Sie meinte oft, dass es passt und sonst haben wir einen Kompromiss gemacht.
Da mich die Distanz massiv fertig gemacht hat, war ich oft traurig und habe halt öfters erwähnt, dass sie mir fehlt und ich gerne bei ihr wäre. Sie hat es an sich immer erwidert, da sie aber nicht der gefühlsbetonteste Mensch ist, hat sie es seltener von sich aus gesagt. Ich muss noch hinzufügen, dass ihr Vater relativ früh gestorben ist und ihre Mutter Depressionen hat. Wie das so ist, hat ihre Mutter auch das Gefühl, sie muss immer anderen etwas Gutes tun und die eigenen Bedürfnisse kommen erst zum Schluss bzw. werden gar nicht wahrgenommen. Meiner (Ex-)Freundin war das auch klar, dass sie ein destruktives Muster lebt. Neben diesem großen Problem kommt noch hinzu, dass sie sexuelle Probleme hat. Wir haben kein einziges Mal miteinander geschlafen, deshalb war es auch oft ein Thema, bei dem wir beide unglücklich wurden. Aber ich muss an dieser Stelle sagen, dass mir der Sex nur manchmal abging, sie mir durch ihre Art so viel anderes geben konnte und ich auch das stets betont hab.
Nun kam sie letzte Woche mit der Idee daher, in einem Fitnesscenter als Aushilfe zu arbeiten. Da es klar ist, dass sie nur am Wochenende kann, da sie 5 Tage die Woche in der FH, von 8 bis 5-6, sitzt, und man als Aushilfe eben auch flexibel sein sollte, meinte ich, dass ich überhaupt nicht davon begeistert wäre. Sie hätte den Job gern dauerhaft gemacht, nicht bloß über den Sommer. Und ich möchte ab diesem Jahr gerne in München studieren, d.h., ich müsste gut 7h mit dem Zug zu ihr fahren, nur um dann Gefahr zu laufen, sie nur ein paar wenige Stunden zu sehen, da sie arbeiten muss. Ich hatte (nach einer emotionalen Debatte) noch ein sachliches Gespräch darüber und meinte, dass ich es ihr ja wirklich gönnen würde, da sie sagte, es wäre ihr Traum-Nebenjob seit... Ewigkeiten. Aber dass es einfach nicht für mich mit der Fernbeziehung ginge und ich es daher nicht absegnen kann. Ja, bei so einer miesen Beziehungsform muss man bereit sein, Abstriche zu machen, das war und ist eben meine Meinung. Sie heulte, war fast schon hysterisch, ich war total verunsichert. Irgendwann konnte sie sich wieder beruhigen.
Dann kamen wieder normale Tage, wir verstanden uns gut, ich hatte eben diese Woche Mo/Di meine schriftlichen Prüfungen und sie hat mir immer geschrieben und war da. Und dann hatten wir am Dienstag wieder eine Auseinandersetzung. Meine (Ex-)Freundin kam mir recht lieblos vor, als ich sagte, ich würde gern am Donnerstag wieder mal zu ihr fahren (sahen uns 4 Wochen nicht mehr) und hätte gern mit ihr ein paar Ausflüge in den nächsten Wochen gemacht. Sie wurde ärgerlich, da sie ja so wenig Zeit hätte usw. und immer hätte ich so große Erwartungen an sie etc pp. Sie hatte von Mo auf Di nicht gut geschlafen und war knatschig, wir verschoben die Diskussion auf Mittwoch, also gestern.
Gestern redeten wir nochmal, ich erklärte ihr meine Sicht, dass es mir einfach weh tat, wenn sie sich so lieblos äußerte, als wäre ich bloß eine gute Bekanntschaft, aber nicht ihre Freundin, und als ich fragte, ob sie mich noch liebte, bejahte sie.
Ein paar Stunden später schickte sie mir via Skype eine Art "Schlussmach-Brief", nur war dieser total dramatisch, sehr emotional und ja... sie sprach es an, dass sie die Beziehung nun beenden wolle, aber es war einfach zu hysterisch für einen "ordentlichen" Abschiedsbrief. Zudem war sie auf Skype online, meinte in dem Brief noch, ich könne sie sofort anrufen - es passte einfach nicht ins Gesamtbild. Natürlich rief ich an und dann führten wir ein sehr unangenehmes Gespräch. Sie war das Opfer. Sie litt ja so dermaßen unter allem (sie konnte nicht sagen, unter was, aber sie litt auf jeden Fall) und sie könne das nicht mehr. Als ich fragte, ob es an meinem Geschlecht läge, sagte sie nichts. Im Brief meinte sie zwar, sie stehe seit Montag jetzt doch nicht auf Frauen, das habe sie erkannt, aber ja, sie konnte es nicht sagen. Hier möchte ich anmerken, dass ich selber gemerkt habe, dass ich nicht auf Frauen grundsätzlich stehe, sondern mich sehr zu Männern hingezogen fühle. Aber sie ist einfach etwas so Besonderes für mich gewesen, dass mir ihr Geschlechtsteil einfach egal war. Ich liebte sie wirklich so, wie sie war, mit Ecken und Kanten.
Auf jeden Fall... Sie widersprach sich, hatte schon von Anfang an geweint und begann ein paar Mal, hysterisch loszuheulen, dann war sie wieder eiskalt, überheblich, gehässig, meinte, sie wolle doch auch mal egoistisch sein, sie könne das jetzt nicht, nicht mehr, sie würde meine Umarmungen vermissen oder mit mir gemeinsam einzuschlafen - eine halbe Stunde später meinte sie, wenn sie sich vorstellt, mir nahe zu sein, ist es für sie seltsam...
Als ich ihre Probleme ansprach, dass sie jetzt einfach wegen dem Druck in der Schule usw so außer sich sei und dass sie uns nicht so wegwerfen sollte, schließlich sagte sie mir am selben Tag noch, sie liebt mich (hatte am Tag zuvor noch Pläne für nächste Woche vorgeschlagen), wurde sie überheblich, stellte rhetorische Fragen, z. B. "Was ist, wenn ich den Job doch machen wollen würde? Würdest du dann in den sauren Apfel beißen, so wie ich davor?!" usw... Und dann war ich einfach beleidigt. Irgendwann reichte mir dieses Verhalten und ich meinte, sie solle doch machen, was sie tun wollte, aber ich müsse nicht so auf mir herumtrampeln lassen. Und wenn sie kein Angebot annehmen konnte, dann sollte sie es doch einfach lassen, weil ich mir auch zu gut bin, mich schikanieren zu lassen.
Das ist jetzt ca. einen Tag her, ich weiß, dass das noch keine "Zeit" ist. Aber es tut mir weh. Ihre Reaktion kam so plötzlich, so ohne Vorwarnung. Es gab natürlich hin und wieder Streit, aber wir hatten es immer so toll geschafft, es nach ein bisschen Gezanke ordentlich zu klären. Ich verstehe die Welt nicht mehr, und es tut mir einfach weh. Ich zerfließe nicht vor Kummer, aber ich spüre, wie sie mir fehlt, wie mir die Dinge fehlen werden wie in die Schweiz fahren und die schöne Strecke genießen, mit ihr herumzufahren, im Bett zu kuscheln... Wir hatten Probleme, wir waren kein Vorbild-Paar und wollten es nicht sein. Unsere Eltern wussten von uns und es gab keine Probleme ihrerseits. Ich verstehe die Welt nicht mehr und habe das Gefühl, ich hätte ungerechtfertigt eine gesalzene Ohrfeige erhalten, die mir jetzt noch Kopfweh bereitet. Ich weiß nicht, ob ich will, dass sie zurückkommt. Ein Teil meint "Ja" - mein Ego. Ein anderer Teil will sie wirklich zurück. Und der Rest ist einfach schockiert und zu verletzt für einen Neuanfang.
Vielleicht kennt jemand sowas oder mag sich kurz dazu äußern, ich würde mich freuen!
Liebe Grüße :TRISTE: