Hallo liebe Forenmitglieder,
das ist für mich ein "erstes mal" - ich habe noch nie in ein Forum geschrieben, aber ich brauche Rat und lese schon viele Jahre bei unterschiedlichsten Themen mit. Daher hoffe ich sehr, dass mich die sichtweise anderer hier weiterbringt.
Ich, weiblich 38, bin seit 4 Jahren in einer Beziehung die mich schon lange nicht mehr glücklich macht. Grundlegend stimmen viele Faktoren, wir sind auf der "gleichen Wellenlänge", teilen den selben Humor, Einstellungen zum Leben.
Das Thema Zukunft war von Anfang an problematisch, da er keinerlei "Wünsche" hat was die zukunft angeht, sondern eher vor sich her lebt und zufrieden ist mit dem was er hat. Er ist schon unterwesg - aber eben eher mit Freunden auf ein käffchen oder bei seiner lieblingsbeschäftigung "fernsehen".
Ich bin ein sehr engagierter Mensch, arbeite neben meinem "normalen Job" zusätzlich in meiner selbst gegründeten Firma, setze mich ehrenamtlich ein und möchte das in meinem zukünftigen leben noch ausbauen. Mir liegt etwas daran die welt irgendwie ein stückchen "besser" zu machen - vielleicht auch verrückt idealistisch, aber es treibt mich schon an.
Nun ist es so dass mein Freund schon zu Beginn, in jeglicher Hinsicht in der ich Unterstützung hätte brauchen können, eher bremsend war. Ich kannte so ein Verhalten vorher garnicht. In meiner Familie und bei Freunden ist es bei neuen Ideen oder Projekten eher so, dass ich angefeuert werde, wenn ihr versteht was ich meine. So eine art "mut machen" - jeder der mal eine neue Firma gegründet hat weis was ich meine. Im Grunde rede ich hier von mangelndem Optimismus. Ich bin ein Mensch der daran glaubt was er tut - aber jeder hat mal so einen Tag, an dem er ein externes "mach weiter - ich glaub an dich - das wird schon werden" braucht. Spreche ich mit meinem Freund über zweifel oder Ängste, nährt er diese.
Er ist derjenige der mir aufzeigt was alles schief gehen könnte, dass er nicht glaubt dass das Interesse an meinen Dienstleistungen andauern wird. Das bezieht sich auf alles in unserem leben. Mein Freund geht immer direkt vom schlechtesten aus. Typische Sätze sind dabei "das wird doch eh nichts". Oder auch ein "glaubst du echt, dass das funktionieren könnte."
Dabei ist er sarkastisch, ironisch und oft sehr herablassend, was ich mir nur dadurch erklären kann, dass er sich in irgendeiner Form von meinen Interessen bedroht fühlt. Er hat auch schon mal geäussert, dass er "sowas" halt nicht hätte und dass "seine Priorität" die Beziehung wäre.
inzwischen hat er mich damit so in eine bestimmt "schuldgefühle-Richtung" manipuliert, die dazu führt dass ich mein ganzes leben nach ihm ausrichte. Nach seinem Tischtennistraining (sein einziges hobby), seinen Terminen, seinen Anforderungen (beispielsweise eine feste verabredeung platzen lassen, weil er so gern mit den jungs play station spielen will und das nur heute passt). Ich mache inzwischen fast alles mit - denn ich bin ja die "böse" die so viele interessen neben ihm hat. Ärgere ich mich darüber und teile ihm das mit, geht er sofort zum Angriff über. Das er ja "eiiinmal" was für sich tun möchte und mir das nun auch wieder nicht passt - dass er so sein müsste wie ich ihn haben will - dass ich erwarte dass er so denkt wie ich. Und so weiter....
Das ist inzwischen auch ein Hauptproblem in unserer Beziehung - er ist grundlegend der "arme" oder der "anklagende". Er hatte obwohl er schon 40 ist vorher nie eine Beziehung. Mir sagt er immer dass es daran liegt, dass keine seine Ansprüche erfüllt hat, vorher. Nun ist es leider so, dass er eine sehr unschöne Kindheit hinter sich gebracht hat. Dieses Thema "teilen" wir aber - inklusive Gewalt seitens der Eltern. Während ich über viele Therapien daran gearbeitet habe, vertrauen zu können, ist er damit eher unreflektiert umgegangen. Also klassisch - alle anderen sind schuld. Er hat viele Kontakte zu Familienmitgliedern abgebrochen - ich suche da innerhalb meiner Familie immernoch nach Aussprache.
Mein "Thema" ist, dass ich immer denke etwas "tun zu müssen" um geliebt zu werden, was nun natürlich auch wie ein Puzzlestück zu dieser Beziehung passt.
Das Hauptthema ist aber, dass er völlig unvorhersehbare aggressive Ausraster hat. Er schreit dann aggressiv herum, macht Vorwürfe, erwähnt teilweise Sachen die garnicht stimmen oder die ihm mit anderen Personen in seinem leben widerfahren sind (das ist dann wirklich etwas verrückt und ich hab mich schon gefragt was da in seiner psyche abläuft).
Also beispielsweise sagt er dann "wie kannst du nur sagen dass du mich hasst.." und ich bremse ihn und sage..."äh was...warte - ich hab das noch nie zu dir gesagt - das stimmt doch einfach nicht."...und er dann "ja, ja...und schreit weiter..."...
Zu beginn der Beziehung bin ich regelmässig heulend zusammengebrochen. Es ist mir wirklich unangenehm das zuzugeben, aber ich habe mich teils in ecken auf den Boden gesetzt oder sogar flach auf den Boden gelegt und ihn heulend angefleht mit dem Schreien aufzuhören. Meine Mutter war der Mensch der mich als Kind genau so angeschrieen hat - ich vermute da schon eine Verbindung, warum ich mich da so "unscihtbar machen will".
Er hat mich schon in Restaurants, auf Partys meiner Freunde und auch im Urlaub in der Öffentlichkeit dazu gebracht heulend da zu stehen, wie so ein Opfer. ich bin normalerweise eine starke Person die nichts so schnell umhaut. Aber diese Verzweiflung in mir ist in den momenten echt und ich kann mir kaum erklären warum er mich so in die Knie zwingt. Anfangs war das ganz grosser harmoniewille meinerseits - ich habe ihn als dominierend wahrgenommen.
Mitschwingen tut dabei auch immer das thema "ich würde ihn ja garnicht brauchen". Er macht mir dann Vorwürfe dass ich seine Gefühle nicht berücksichtige, nicht genügend auf ihn eingehe und so weiter. Ich bin ein sehr feinfühliger mensch, der auch genau in dem Bereich pyschologische Beratung anbietet, was es wohl umso verrückter macht, was ich hier schildere.
Aber mein eigentliches Problem ist nun folgendes. Ich schaffe es nicht mich zu trennen. Ich weiss dass das das einzige ist was mich aus dieser Situation herausholt. Ich kämpfe mit so einigen psychosomatischenm Erkrankungen, seitdem diese Beziehung mein leben so bestimmt, war schon zweimal aufgrund unerklärchlicher Schmerzen stationär im Krankenhaus.
Ich finde mich selber so dumm, aber wenn ich darüber nachdenke ihn nicht mehr "bei mir" zu haben, drehe ich innerlich durch, hab plötzlich das Gefühl ganz alleine zu sein. Uns verbindet irgendetwas was mich immer wieder einlenken lässt. Als hätte er mein Selbstbewusstsein so in den Boden gestampft, dass ich nicht glaube dass noch irgendwer mit mir zu tun haben wollen würde oder eine Beziehung mit mir führen wollen würde, dabei war ich bei Männern immer beliebt.
Er hat mir so deutlich gemacht dass ich der "Fehler" bin - er ist wegen mir unglücklich. Dazu muss ich sagen dass er über sich schon beim kennenlernen damals sagte, dass er sich selbst hasst. Weswegen konnte er mir nicht erklären. Ich war damals ein sehr energiegeladener glücklicher Mensch und habe ihm versucht zu zeigen was alles positiv ist im leben, woran man alles Spaß haben kann. Aber nun geht mir die Kraft aus - es ist inzwischen als hätte er mir etwas genommen, was für immer kaputt ist. Ich habe manchmal sogar Panikattacken in unterschiedlichsten Situationen und seltsamste Ängste. Trotzdem gibt es zwischen auch Phasen wo ich ihn als "Halt" empfinde, was ich mir selber nicht erklären kann.
Daher - ich brauche Hilfe. Was kann ich tun, um mich "für mich" zu entscheiden. Wir sprechen über Trennung aber wenn er dann sagt das sein Leben dann vorbei ist, er immer nur mich lieben wird und da seine Show abzieht, ist sein Glück mir irgendwann wieder wichtiger als meins und ich gebe nach.
An sich ist er alles was ich immer wollte - aber diese "Psychose" von ihm gibt er nicht mal zu, obwohl es so offensichtlich ist. Er behauptet dann sogar dass ich viel lauter geschrien habe als er und ich die aggressive wär. Ich habe sogar schon videos heimlich aufgenommen, weil ioch dachte..."das kann doch nicht sein". Er weigert sich die mit mir anzusehen, vermutlich weil er mir recht geben müsste.
Im Grunde passt er weder in mein Leben, noch meine Zukunftsplanung oder in mein Umfeld - ich schütze ihn aber und lüge inzwischen auch andere an um ihn nicht schlecht dastehen zu lassen. Vielleicht auch um "mich nicht schlecht dastehen zu lassen". Und ich kann mich selber nicht mehr verstehen, warum ich trotzdem denke ihn unbedingt "bei mir behalten" zu müssen. versteht das einer von euch? Und wie komm ich da wieder raus?