Hallo!
Ich bin neu hier und habe das Bedürfnis, mir meinen Kummer gerade irgendwie von der Seele zu schreiben.
Mein Freund und ich haben uns nach 1 1/2 Jahren gestern am Telefon getrennt. Obwohl, ich weiß gar nicht, ob wir wirklich getrennt sind, weil sich die Ereignisse so überschlagen haben, wir so viel geweint haben und irgendwie nicht mit einem "Ultimo-Satz" geendet sind.
Ich fang mal anders an...
Wir haben uns an meinem alten Studienort, in Bayreuth, vor 1 1/2 Jahren in einer Disco kennengelernt. Wir hatten beide ziemlich fiese Beziehungen hinter uns. Mein Ex-Freund hatte mich psychisch und körperlich wahnsinnig runtergewirtschaftet. Ich war ihm hörig, er mir untreu. Ich war eigentlich nur noch ein Schatten meiner selbst.
Ich hatte neben meiner Selbstachtung den Glauben an das "Gute" im Mann restlos verloren.
Und dann kam Nic. Ich weiß nicht, wie er es schaffte, aber ich fühlte mich von Anfang an so sicher an seiner Seite. Ich befürchtete nie, dass er andere haben würde und vertraute ihm über alle Maßen. Es war für mich ein Wunder, dass es jemand schaffen konnte, mich so stark, sicher und glücklich zu machen. Selbst als ich nach 4 Monaten wegen einem anderen Studium wegziehen musste, hielt unsere Liebe an.
Was aber neben dieser emotionalen Seite von Anfang an deutlich war, waren unsere Unterschiede. Wir hatten ganz unterschiedliche Familienhintergründe. Ich war froh, mit meiner Familie möglichst wenig zu tun haben zu müssen, war unabhängig, hatte schon eine gewisse Zeit im Ausland verbracht und stand mit beiden Beinen im Leben. Er dagegen hatte und hat eine sehr starke Beziehung zu seinen Eltern und seinen Geschwistern, war ein "Wochenend-Nachhause-Fahrer" und spielte noch Fußball in seinem Heimatverein. Sein Abnabelungsprozess stand also irgendwie noch aus, was zwischen uns auch bald für Konflikte sorgte, da ich versuchte ihn dazu zu bewegen, selbstständiger und erwachsener zu werden.
Er hingegen wünschte sich eine Freundin, die "für ihn sorgte", die eines Tages in der Rolle als Hausfrau und Mutter aufgehen würde und ein hübsches Häuschen im Grünen irgendwo in Bayern mit ihm bauen würde.
Ich hingegen schlug einen internationalen Studiengang ein und machte Praktika in ganz Deutschland und plante noch 3-4 Jahre im afrikanischen Ausland. Er hatte vor so vielen Dingen Angst, und ich war die mutige Freundin, die ihn immer animieren wollte.
Zusammengefasst, wir waren wie schwarz und weiß. Aber emotional passten wir fantastisch zueinander, weil wir füreinander da waren, uns liebten, uns brauchten, uns einfach ein Halt im Leben waren.
In den letzten Wochen begann es leider dann verstärkt zu kriseln. Wir gingen uns mit unseren Unterschieden fast auf die Nerven. Die Kleinigkeiten des Alltags nagten an uns. Das fing beim Abspülen an (was er weiterhin sehr widerwillig tat) und hörte bei seiner mangelnden Unternehmungsfreude auf. Und ihn nervte es natürlich auch unwahrscheinlich, dass ich immer an ihm "rumzerrte" und ihn zu Dingen und Weltanschauungen bewegen wollte, die er einfach nicht war.
Wir redeten dann in letzter Zeit sehr wenig miteinander. Ich hatte ein großes Mitteilungsbedürfnis, wollte über unsere Probleme sprechen und sie lösen. Er hingegen versuchte, alle Probleme zu ignorieren und "wegzulächeln". Wahrscheinlich weil er wusste, dass bei einem ernsthaften Gespräch das Thema Trennung wohl unvermeidbar sein würde.
Gestern habe ich ihm dann das Gespräch aufgezwungen. Er sagte nicht nur, dass er nicht mehr glücklich sei, dass wir nicht zusammenpassen würden und dass wir uns auf die Nerven gehen würden (was mir ja nun auch klar war), sondern er sagte auch, dass seine Gefühle für mich abgenommen hätten. Er wüsste nicht mehr, ob er mich noch liebt.
Und damit nahm er uns unseren letzten Grundpfeiler. Diese emotionale Bindung, die uns immer so ausgemacht hatte, die mich so begeistert hatte und die mich an ihm so festhalten ließ, war auch noch weg. Worum sollte man nun noch kämpfen?
Er wollte sich nicht trennen. Er wollte Abstand. Er hatte Angst, eine falsche Entscheidung bereuen zu müssen. Aber ich sagte ihm, dass ich nicht jeden Tag darauf warten wollen würde, dass er anruft und mir sagt, dass er sich mit seinen Gefühlen geirrt habe. Ich wollte mit etwas versuchen, leben zu können. Und nicht hoffen und warten, dass es doch alles gut wird.
Ich habe ihm gesagt, dass wenn er doch sowieso meint, wir hätten keine ZUkunft wegen unsere Unterschiede und dazu noch nicht einmal mehr genügend Gefühle für mich hat, er doch dann auch den Arsch in der Hose haben müsste, mich gehen zu lassen. Ich will doch nicht alleine kämpfen und lieben. Er weinte und weinte. Und ich legte auf, weil mir das so weh tat.
Und jetzt sitze ich hier und weiß gar nicht, wie ich den Tag überbrücken soll. Und weiß nicht, was gut und was schlecht ist.