Hallo liebes Forum,
ich könnte wirklich etwas Rat gebrauchen. Weiß überhaupt nicht mehr was ich machen soll oder was mit mir los ist.
Ich bin verheiratet (seit 15 Jahren) und habe eine kleine Tochter (6). Wir haben ein schönes Haus - soweit alles ein Traum in Grün. In unserer Ehe kriselt es allerdings schon seit Jahren. Die Kurzfassung hier ist, dass ich mich unverstanden fühle und das Gefühl habe, dass ich nur noch selbstverständlich bin. Im Bett läuft auch quasi nichts mehr. Meine Frau geht kein Stück auf mich ein und ich kann auch reden was ich will gefühlt. Um nur ein mini kleines Beispiel zu nennen. Ich habe einen leichten Hang zu Füßen (war schon immer so) und ich hasse es wie die Pest wenn ihre Nägel nicht lackiert sind. Meine persönlichen Favoriten sind rot oder schwarz und was ich genau so hasse wie nicht lackiert sind metallische Nagellacke. Sie weiß das alles, trägt aber zu 90% silber metallisch. Das mag jetzt nach einer Nichtigkeit klingen aber mir persönlich ist das wichtig und das weiß sie auch. Ich verstehe einfach nicht warum in diesem Punkt - der nun wirklich leicht zu ändern ist - ich wie gefühlt immer praktisch ignoriert werde. Dieser Punkt des bewusst ignoriert werdens nervt mich unglaublich. Ich stehe unter massivstem Stress. Mein Vater ist sehr sehr krank, meine Mutter überfordert und ich habe einen 55 Stunden Job. Meine Frau weiß das alles sehr genau und sie weiß ebenso genau, dass praktisch die einzige Sache auf der Welt, die mich vom Grübeln abbringt Sex ist. Unsere Tochter geht um 19.30 ins Bett und da wäre jede Gelegenheit aber meine Frau zieht es vor, mit Ihrem Handy rumzuspielen statt sich mit mir zu beschäftigen. Wenn ihr doch bewusst ist wie ich bin und sie es ignoriert dann verstehe ich einfach die Gründe dafür nicht aber es macht mich unendlich wütend und traurig. Ohne stärkste Beruhigungsmittel komme ich überhaupt nicht mehr zurecht und schlafen kann ich auch kaum noch. Wenn ich versuche mit ihr über Probleme zu reden kommt immer nur: ich müsse gelassener werden und ich würde mir alles zu sehr zu Herzen nehmen. Wie soll es denn bitte auch anders sein, wenn mein Vater seit über einem Jahr langsam vor sich hin stirbt (Krebs) und dann hagelt es Schimpftiraden auf meine Mutter weil sie ständig anruft und ich hinfahren muss weil sie überhaupt nicht mit der Situation klarkommt.
Vor einigen Wochen habe ich versucht ein „ernstes“ Gespräch mit ihr zu führen und ihr unter anderem auch gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass wir uns einfach voneinander entfernen. Als Ergebnis bin ich jetzt der Dumme wie ich es denn wagen könne unsere Ehe in Frage zu stellen. SIE wäre schließlich glücklich.
Ich habe versucht über die letzten Jahre hinweg wirklich alles aus dem Weg zu räumen damit sie möglichst viel Zeit hat. Sie arbeitet nicht mehr (seit etwas mehr als einem Jahr) und kann sich morgens um den Haushalt kümmern und nachmittags wenn unsere Tochter aus der Schule kommt halt um sie. Habe ich gemacht (sie war sehr angetan von der Idee) weil ich dachte, dass sie vielleicht auch einfach mehr Zeit für mich hätte wenn sie nicht mehr 25 Stunden arbeiten muss und finanziell ist das kein Problem. Pustekuchen ist. Hat rein gar nichts verändert. Ich habe mich mit all dem irgendwie arrangiert vor allem wegen unserer Tochter - auch wenn mich das sehr sehr unglücklich gemacht hat. Nichts desto trotz liebe ich meine Frau, ich bin nur nicht sicher auf welche Art. Irgendwie ähnelt das den Gefühlen, die ich für meine Schwester habe.
Anfang Januar hatten wir eine firmeninterne Veranstaltung und ich habe mich an dem Abend sehr lange mit einer Kollegin unterhalten. Sie hatte sich gerade von ihrem Freund getrennt und wir haben praktisch den ganzen Abend über geredet. Seit langem hatte ich hier das Gefühl, dass mich jemand versteht - also nicht nur die Worte sondern auch den Sinn und vor allem die DInge, die zwischen den Zeilen sind. Ende vom Lied war, dass wir an dem Abend knutschend in ihrem Auto geendet sind. Vermutlich auch etwas dem Alkohol geschuldet (parkendes Auto wohl bemerkt). Die folgenden 2 Nächte konnte ich gar nicht schlafen. Ich hatte so dermaßen Schuldgefühle, dass ich mich mehrfach übergeben musste. Schon der Anblick meiner Tochter hat mir die Tränen in die Augen getrieben. In den folgenden Wochen habe ich mehrfach versucht den Kontakt zu einer Kollegin beruflich auf ein Minimum zu reduzieren und ansonsten komplett zu unterlassen. Aber ich schaffe das einfach nicht. Sie ist total in mich verknallt - auch wohl schon seit längerer Zeit -, hat aber nie was dazu gesagt, weil sie ja wusste, dass ich verheiratet bin. Wir haben mehrfach miteinander geschlafen in den letzten Wochen aber noch viel häufiger haben wir einfach stundenlang geredet und in den letzten 4 Wochen so grob geschätzt 2 Mio WhatsApps hin und hergeschickt. Ich hatte direkt nach dem ersten Kuss schon immens stärkte Gefühle für sie; was auf Gegenseitigkeit beruht. Es ging nicht um Sex - der kam erst später. Also nicht der klassische Affairenweg. Daran wäre ich nie auch nur ansatzweise interessiert gewesen.
Ich weiß aktuell überhaupt nicht mehr was ich machen/denken/fühlen soll und ohne Beruhigungsmittel dreh ich vermutlich komplett durch. Ich bin zwischen Gefühlen und Schuldgefühlen gefangen und kann praktisch so gut wie keinen klaren Gedanken fassen.
Hat irgendwer so etwas auch schon einmal erlebt und hat irgend einen Tipp für mich was ich machen soll? Ich habe einerseits das Gefühl, dass ich ohne meine Kollegin nicht glücklich werden kann und andererseits, dass ich ebenfalls nicht glücklich werden kann wenn ich mein Kind verrate und meiner Frau den Boden unter den Füßen wegziehe weil das einfach kein Fundament sein kann.
Andererseits fühle ich mich von meiner Frau auch nicht wertgeschätzt und im Stich gelassen auch wenn ich mir ganz ganz absolut sicher bin, dass sie mich liebt...