Längere textfassung mit quelleninfo
hier eine andere, etwas längere textfassung. es ist keine böse "nonne", sondern eine "norne" = schicksalgöttin. ich war überrascht, dass dieser text seinen ursprung in griechischer und nicht in altdeutscher mythologie hat.
also, zuerst der text, dadrunter eine quelleninfo (hab ich aus'm netz):
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Die Königskinder
(Aus "Deutsche Volkslieder" 1807)
1. Es waren zwei Königskinder,
Die hatten einander so lieb,
Sie konnten zusammen nicht kommen,
|: Das Wasser war viel zu tief. :|
2. "Herzliebster, kannst du nicht schwimmen?
Herzlieb, schwimm herüber zu mir!
Zwei Kerzen will ich hier anzünden,
|: Und die sollen leuchten dir." :|
3. Das hört eine falsche Norne1),
Die tat, als ob sie schlief.
Sie tat die Lichter auslöschen,
|: Der Jüngling ertrank so tief :|
4. Es war an ei'm Sonntagmorgen
Die Leut' waren alle so froh
Bis auf die Königstochter,
|: Sie weinte die Äuglein rot. :|
5. "Ach Mutter, herzliebste Mutter,
Der Kopf tut mir so weh;
Ich möcht so gern spazieren
Wohl an die grüne See."
6. Die Mutter ging nach der Kirche,
Die Tochter hielt ihren Gang.
Sie ging so lang spazieren,
|: Bis sie den Fischer fand. :|
7. "Ach Fischer, liebster Fischer,
Willst du verdienen großen Lohn?
So wirf dein Netzt ins Wasser,
|: Und fisch mir den Königssohn!" :|
8. Er warf das Netz ins Wasser,
Es ging bis auf den Grund;
Er fischte und fischte so lange,
|: Bis er den Königssohn fand. :|
9. Der Fischer wohl fischte lange,
Bis er den Toten fand.
Nun sieh' da, du liebliche Jungfrau,
|: Hast hier deinen Königssohn. :|
10. Sie schloß ihn in ihre Arme
Und küßt' seinen bleichen Mund:
"Ach, Mündlein, könntest du sprechen,
|: So wär mein jung Herz gesund." :|
11. Sie schwang um sich ihren Mantel
Und sprang wohl in den See:
"Gut' Nacht, mein Vater und Mutter,
|: Ihr seht mich nimmermeh'!" :|
12. Da hörte man Glockengeläute,
Da hörte man Jammer und Not,
Da lagen zwei Königskinder,
|: Die waren beide tot. :|
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1)Norne = Schicksalsgöttin, nordische Mythologie (nicht "Nonne")
Die durch Ovids "Heroiden" (Heldenbriefe) verbreitete altgriechische Sage von dem durch den Hellespont getrennten Liebespaar Hero und Leander ist in Deutschland erstmalig nach 1563 vollständig überliefert: "Zwischen zweyen Burgen" auf einem Nürnberger Flugblatt. Die obige Leseart steht folgenden Fassungen am nächsten: der in Friedrich Heinrich Bothes "Frühling Almanach", Berlin 1804, der durch Hoffmann von Fallersleben 1819 in Poppelsdorf bei Bonn aufgeschriebenen und einer in Riedel (Eifel) aufgezeichneten. "Ach Mutter, liebe Mutter" aus der Mark Brandenburg, 1804 von Bothe handschriftlich an Büsching und von der Hagen gesandt, von diesen in ihren "Deutschen Volksliedern", Berlin 1807, veröffentlicht. Verwandt sind die Fassungen "Et wassen twee Künigeskinner": die eine in Paderbornschen von Werner von Haxthausen zwischen 1805 u. 1820 aufgeschrieben und von E. Baumstark und A. W. v Zuccalmaglio in den "Volksängen", Darmstadt 1835, veröffentlicht, die andere 1842 im Münsterland durch Annette von Droste-Hülshoff aufgezeichnet.