Hallo zusammen,
ja, das Thema gab es schon zu Hauf und die gängigen Meinungen kenne ich. Es geht mir auch gar nicht darum, dass ich Probleme mit der noch nicht lang zurückliegenden Trennung habe. Die ist nur eine Randerscheinung.
Zu uns: Beide Mitte 30, beide frisch getrennt nach langjährigen Partnerschaften (er Ehe mit 2 Kindern). Wir kannten uns flüchtig und sind uns nach unseren Trennungen durch einen Zufall auf eine ganz zauberhafte Weise näher gekommen. Das ist nun fast 9 Monate her. Wir sehen uns nicht häufig (max. 4 Mal im Monat) und dann auch fast nur abends bzw. über Nacht. Bisher immer bei mir. Seine Familie ist erst vor 4 Monaten aus dem gemeinsamen Haus ausgezogen.
Hinzu kommt, dass mein Freund drei Tage die Woche in einer anderen Stadt arbeitet und zu Hause Tiere zu versorgen hat. Alles Faktoren, die sehr viel Zeit beanspruchen. Am Anfang hatte ich etwas daran zu knabbern, dass wir uns so selten sehen. Inzwischen finde ich das aber gut, da wir nur die schönen Momente miteinander teilen und uns aufeinander freuen. Ansonsten schreiben wir, wünschen uns morgens einen schönen Tag und erzählen uns abends, wie der Tag war und was wir machen. Seine Ex und mein Ex sind kein Streitthema, alles fein. Seine Kinder erst recht nicht, denn ich freue mich für ihn und unterstütze es, dass er sie so häufig wie möglich sieht, allerdings kenne ich sie noch nicht und sie wissen auch nicht von mir. Wenn wir uns sehen, ist es sehr schön und warm und wir können über alles reden.
Das klingt ja erstmal alles toll. Nun kommt aber hinzu, dass er aus einer Ehe kommt, die ihm einiges abverlangt hat. Seine Ex hat viele Probleme und er möchte sie lediglich als Mutter seiner Kinder sehen, da er soziel nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte. In der Ehe und auch zum Schluss ist einiges vorgefallen, was er mir anvertraut hat und ich jetzt hier nicht wiedergeben werde. Nun war es aber so, dass sie nach der Trennung ja noch ein paar Monate im selben Haus gewohnt haben, gemeinsam mit den Kindern im Urlaub waren und auch Weihnachten zusammen als Familie verbracht haben. "Um die Kinder besser mitzunehmen"... Meines Erachtens ist heile Welt vorspielen eher kontraproduktiv, aber ist ja nicht meine "Baustelle". Nach dem Auszug wurden aber bspw. Ostern und Muttertag auch noch zusammen verbracht (Ostern zum eiersuchen wegen der Kinder und Muttertag wurde sie von seinem Vater eingeladen). Das fand ich nicht mehr so witzig, habe ich aber akzeptiert.
Mein Freund ist ein sehr konditionierter Mensch und sagt von sich, dass er immer nur für andere funktioniert und sein eigenes Wohl nicht richtig verfolgt. Er hat ganz viele Ideen und möchte auch viele soziale Dinge machen, gerne mit Tieren, da er ein riesen Grundstück mit Wald und Koppel hat. Außerdem hat er sehr viele Bekannte und immer etwas zu tun, sagt aber von sich, keine wirklichen Freunde zu haben (wann auch?). Er sagt, dass er seine Kinder über alles liebt, aber sonst mit dem Begriff "Liebe" nicht viel anfangen kann. So befürchtet er bspw., dass er gar nicht in der Lage ist, partnerschaftliche Liebe zu empfinden, da er schnell in ein Pflichtbewusstsein rutscht und eher eine Art Beschützerrolle einnimmt und alles für alle regeln möchte. Das ist tatsächlich ein Problem. Er hat mal zu mir gesagt, dass ich ihn glücklich mache und er bei mir glücklich ist, was gleichbedeutend mit "ich liebe dich" gemeint war.
Wow, für die Kurzfassung ist das ja schon mega lang...
Ich selber habe ebenfalls ein Kind, welches aber schon fast erwachsen ist. Zu Beginn unserer Beziehung habe ich den Wunsch gehegt, ihn viel häufiger zu sehen und "anzukommen". Inzwischen bin ich aber ziemlich froh über diese Situation (4 x im Monat). Das gibt mir die Möglichkeit, mein eigenes Leben zu leben, meinen eigenen Alltag zu finden und alles, was mein Freund mir an Wärme und Geborgenheit geben kann, als zusätzliche Bereicherung zu sehen. Ich möchte gar nicht so bald wieder in einen eingefahrenen Alltag mit einem Mann, aber ich möchte mit ihm die schönen Momente erleben. Genau das sieht er nämlich auch so. Und mal ehrlich, 4 schöne Abende im Monat ist wesentlich mehr als das, was manche Paare haben, die zusammen leben.
Nun haben wir den Fehler begangen, dass wir uns häufig über Whatsapp in Diskussionen verstrickt haben, die sich immer weiter aufgebauscht haben (kindisch, ich weiß). Bisher konnten wir aber alles in offenen und ehrlichen Gesprächen klären. Ich gehe ab und zu mal feiern oder mit Freunden aus. Wenn es dann passt bietet er mir an, mich abzuholen. Da ich dann auch trinke, wird das irgendwie immer nichts... Vor zwei Tagen war wieder so eine Situation. Er wollte mich abholen, da ich in einer anderen Stadt unterwegs war. Durch einen Zufall bin ich aber anderweitig in meinen Wohnort zurück gekommen. Er hätte mich trotzdem abgeholt, wäre dann aber wieder nach Hause gefahren und nicht bei mir geblieben. Ich habe dann geschrieben, dass das ja keinen Sinn ergäbe (Ich war ja schon in meinem Wohnort und er hätte je 20 min fahren müssen). Leider habe ich ihm anschleißend nicht mehr geantwortet. Das war scheiße von mir, das gebe ich zu.
Bei ihm hat es dazu geführt, dass er das Große und Ganze in Frage stellt. Wir haben uns dann gestern Abend zu einer Aussprache getroffen. Er hat ein stückweit Vertrauen in mich verloren, hat ja sowieso seine schlimme Ehe noch nicht verarbeitet, Liebe kann er auch nicht empfinden usw. Er ist in mich verliebt, hat mich unglaublich gerne, ist gerne mit mir zusammen und genießt die Momente, die wir zusammen haben. Leider intensiviert sich dieses Gefühl nicht, er sagt, er habe nach unseren Treffen nie das Bedürfnis, mich sofort wieder sehen zu wollen. Aber ist das nicht im normal im Erwachsenenalter? Wir haben doch alle viel zu tun, oder?
Wir haben uns lange unterhalten und sind zu keinem Ergebnis gekommen. Er hat die Trennung nicht ausgesprochen, fühlt sich aber zerrisse und weiß nicht wirklich weiter. Nachdem alles gesagt war meinte ich, ich würde ihn gern berühren, da hat er meine Hand genommen und wir sind dann auch händchenhaltend zum Auto gegangen. Bei mir vor der Tür hat er mich in den Arm genommen und auf die Wange und den Kopf geküsst und gesagt, es täte ihm leid. Ich wollte ihn küssen, aber er hat das nicht zugelassen. Geplant war, dass ich gestern bei ihm schlafe, aber das hat er nicht gewollt, da er total fertig war und auch heute sehr früh hoch musste. Ich habe momentan leider kein Auto und er hat mir angeboten, Montag mit der Bahn zur Arbeit zu fahren und mir sein Auto da zu lassen, dann hätte ich heute bei ihm schlafen sollen ("Du kannst dann ja morgen bei mir schlafen"), da er ja die Tiere versorgen muss und ich ihn zum Bahnhof hätte bringen müssen. Das klappt nun leider nicht, da er viel zur Arbeit transportieren muss. Also sehen wir uns auch heute nicht. Auf meine Frage, wie es nun weitergeht schrieb er, er wünsche sich etwas Abstand und wir schreiben uns, wie es uns geht...
Ich habe vorgeschlagen, dass wir uns bis Dienstag nicht kontaktieren (denn da bekomme ich das Auto und ich brauche es wirklich dringend), dann hab ich das Auto bis Mittwoch und dann wieder ne Woche funkstille oder so. Außerdem möchte ich uns beiden die Zeit einräumen, ohne Druck nachzudenken und im besten Fall eine Entscheidung zu treffen. Wenn er mit mir reden möchte, mich sehen möchte oder vermisst, kann er mir das mitteilen und ich freue mich, wenn er mir dasselbe einräumt. Selbstverstädlich kann er auch einen anderen Vorschlag machen.
So, das war meine Geschichte :-/ Ich fühle mich gerade gar nicht gut und er sich auch nicht.
Was sagt ihr dazu? Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie ist es ausgegangen? Wie schätzt ihr die Situation und unsere Chancen ein? Ich bin sehr realistisch und möchte mich nicht verarschen lassen. Dennoch liegt mir etwas an diesem Mann und ich finde, wir sind es wert zu kämpfen. Würde er gar keinen Sinn sehen, hätte er es ja gestern beenden können, denke ich. Ich habe ihn oft genug gefragt...
Danke und liebe Grüße