Wäre über Tipps und Ratschläge dankbar, denn ich stecke in einer ausgesprochen schwierigen Situation. Es geht um meinen Arbeitskollegen. Kurz zusammengefasst ich 28, er 33, seit 1 Jahren in der gleichen Abteilung. Wir steckten beide in langjährigen Beziehungen, nach meiner Trennung begannen wir einen Flirt.
Monatelang, E-Mail, SMS, Telefonate, gelegentlich ein spontanes Feierabendbier. Um seine Beziehung stand es damals nicht gut, und wir erhielten hatten beide ein Angebot, für 2 Jahre ins Ausland zu gehen. Wir haben schon ganz schön rumgesponnen, wie es wäre, wenn wir gemeinsam abzischen aus Deutschland.
Im September letzten Jahres kam bei ihm die Trennung. Zu dieser Zeit waren wir schon seit Monaten täglich in privatem Kontakt. Es dauerte keine 2 Wochen, bis wir etwas miteinander anfingen. Und damit begann das Elend.
Zunächst hieß es von seiner Seite klar, er wolle etwas Ernstes. Nach einigen Wochen bat er mich dann aber um Zeit. Er wohnte noch in der gemeinsamen Wohnung, bräuchte ein wenig Zeit sich zu sortieren etc. Konnte ich ja alles verstehen. Es lief eine Weile ok und in eine gute Richtung, aber recht schnell merkte ich, dass er ständig um die Häuser zog, viel trank, wir uns nicht wirklich weiterbewegten. Ich fühlte mich wie seine Affäre, zudem natürlich auch niemand aus dem Kollegenkreis etwas mitbekommen sollte. So ging das dann monatelang. Ein ständiges Hin- und Her. Eher spontane spätabendliche Besuche als Dates, zudem ließ er mich einige Male sitzen, sagte kurzfristig ab. Ich habe den Kontakt 2x abgebrochen, ihm gesagt, er solle erstmal klarkommen, sich die Zeit nehmen, und spätestens wenn wir beide im Ausland seien könnten wir die Dinge in Ruhe angehen. Aber er kam immer wieder an, ich ließ mich immer wieder auf ihn ein.
Irgendwann gab es mehr und mehr Zoff es fühlte sich nicht richtig an. So wollte ich das Ganze einfach nicht. Und ich machte unheimlich Druck. Kurz vor Weihnachten gestand er mir dann, dass er noch zu sehr an seiner Ex hängen würde, um sich auf eine neue Beziehung einzulassen. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits geplant, Anfang Januar gemeinsam in die neue Heimat zu reisen um uns vor Ort nach Wohnungen umzuschauen etc. Wir haben lange darüber diskutiert weil er mich unheimlich verletzt hatte (es hieß schliesslich immer, die Ex sei kein Thema), sind trotzdem zusammen gereist. Er hat vor der Reise noch mit seiner Ex gesprochen und meinte, er habe nun endgültig für sich beschlossen, dass es keinen Sinn mehr machen würde, der Beziehung nachzutrauern, weil sie nun mal einfach vorbei sei. Wir haben eine Woche von morgens bis abends Zeit miteinander verbracht, uns gut verstanden, aber auch ganz schön viel diskutiert darüber, wie es weitergehen soll. Weil im Vergleich zu vorher sehr wenig von ihm kam und ich merkte, dass er sich nicht fallen ließ. Natürlich war nachts davon nicht viel zu merken. Die sexuelle Anziehungskraft zwischen uns ist / war jedenfalls enorm. Ich hatte ihm zu Beginn der Reise gesagt, ich wolle einfach eine schöne Zeit haben, und danach würde ich es für besser halten, wenn jeder die letzte Zeit vor der Abreise (2 Monate) mit seinen Freunden geniesst. Ich dachte, das sei wohl das vernünftigste. Er stimmte mir zu, sagte aber er wolle dass wir zwei das wirklich hinkriegen miteinander.
2 Wochen nach der Reise hatten wir dann trotzdem mal wieder ein Date (er nervte ganz schön), landeten natürlich wieder im Bett. In seiner Wohnung entdeckte ich an der Wand plötzlich eine Fotocollage mit Bildern von ihm und seiner Ex. Er stritt ab, dass diese neu aufgetaucht sei, aber ich bin natürlich nicht blöd. Er meinte, ok, lass uns darüber reden.
Aus dem vereinbarten Gespräch wurde eine ganze Woche später dann nur ein Telefonat (Ausrede Halsschmerzen), in dem er mir sagte, er wolle halt einfach die Zeit bis zur Abreise mit seinen Freunden verbringen. Nach längerem Generve meinerseits sagte er dann, er wisse nicht was er wolle, er sei ja gern mit mir zusammen aber sei sich seiner Gefühle nicht sicher. Und ob wir nicht einfach abwarten könnten. Logischerweise endete das Telefonat sehr unschön (Vorwürfe meinerseits, er habe mich eh nur verarscht etc.).
Am nächsten Tag schlug er eine Aussprache vor, aber ich war zu verletzt und hatte zu viel Angst, die Fassung zu verlieren. Nach einigen Tagen schlug ich dann vor, noch mal zu reden. Auf dieses Gespräch warte ich bis heute vergeblich es kamen nur Ausreden (viel zu tun etc.). Nach fast 2 Wochen Rumgeeiere im Büro (ich ging ihm aus dem Weg, oberflächlicher, etwas hilfloser Smalltalk von ihm) schrieb ich ihm dann eine Mail, ich wolle uns das Gespräch für den Moment ersparen, müsse auch nachdenken etc. Und dass ich am nächsten Tag auf Dienstreise gehen würde und die Zeit dafür nutzen wolle. Ich wisse nur, dass ich hoffen würde, dass wir wieder einen normalen Umgang miteinander finden. Darauf kam plötzlich (wenige Minuten später) folgende Antwort:
um ehrlich zu sein möchte ich auch, dass wir uns wieder gut verstehen, wie es bisher der Fall war, aber "nur" als Freunde, denn für eine Beziehung reicht es definitiv nicht. Vielleicht habe ich mich in der Vergangenheit nicht immer korrekt verhalten und dafür entschuldige ich mich auch, aber mir ist klar geworden, dass wir es zu keiner Beziehung schaffen. Dazu sind wir zu unterschiedlich...
Was auch immer mich in dem Moment geritten hat, ich antwortete ihm dass er schon recht haben könnte, ich aber gehofft hätte wir würden es nach unserer Ausreise im neuen Umfeld noch mal ernsthaft versuchen. Erstmal als Freunde, aber ohne etwas auszuschliessen. Denn er habe sich meiner Meinung nach nie so weit auf mich eingelassen, dass man wirklich hätte herausfinden können, ob das funktioniert. Was ich sehr schade fände.
Ich erhielt keine Antwort. Seitdem bin seit 2 Wochen dienstlich unterwegs habe ich nichts mehr von ihm gehört. Unangenehmerweise war sein bester Freund mit mir auf Reisen und der hat natürlich da er von nichts weiss auch noch ständig von ihm erzählt.
Nächste Woche bin ich wieder im Büro. Wir sitzen Tür an Tür. Ich höre jedes Wort, wenn er telefoniert, sehe ihn zig Mal am Tag. In 4 Wochen reisen wir aus. Wir werden vermutlich für die ersten zwei Monate im gleichen Serviced Apartment Komplex wohnen, gemeinsam für 2 Jahre im gleichen Großraumbüro sitzen. Keine Chance es einfach zu verdrängen.
Ich bin unendlich verliebt in den Kerl. Und unendlich verletzt. Ich war sein Trostpflaster, und er hat mich wie das allerletzte Stück Scheiße behandelt. Er hat es so lange laufen lassen, bis ich wirklich nicht mehr konnte. Und mich dann, nach 5 Monaten, abserviert mit einem 2-Zeiler, im Büro. Sich im Office verhalten als sei nichts, weil er wusste, ich muss vor den Kollegen die Fassung wahren. Man kann sich vorstellen, wie schwer das emotional für mich war, wie gern ich ihn angeschrieben und beschimpft hätte, für all das, was er mir angetan hat, für seine feige Abfuhr. Und ich musste nett lächeln.
Ich bin ihm aber so verfallen, dass ich mir selbst nicht traue. Ich denke ununterbrochen an ihn. Ich verzehre mich allein schön körperlich nach ihm. Eine solche körperliche Anziehungskraft hat noch nie ein Mann auf mich ausgeübt. Ich habe Angst davor, mich auf eine Freundschaft einzulassen, obwohl ich weiß, dass mir das nicht reicht. Ich würde nur immer weiter hoffen, dass sich mehr daraus entwickelt. Dabei weiß ich, dass das Quatsch ist. Wir kennen im Ausland halt niemanden, da ist so eine Freundschaft für ihn natürlich praktisch mangels Alternativen. Und ich würde ihm sogar zutrauen, dass er wenn er mal wieder zu viel getrunken hat dann noch mal versucht mich rumzukriegen. Und irgendwann trifft er eine andere und lässt mich fallen. Allein der Gedanke daran ist emotionaler Selbstmord, wenn man gefühlsmäßig so in eine Sache verstrickt ist.
Ich bin normalerweise sehr stark & sehr rational, aber bei ihm bin ich zu rationalem Verhalten nicht in der Lage.
Wie zum Teufel soll ich mit der Situation umgehen?