Liebes Forum!
Ich habe mich heute hier angemeldet, weil ich gewissermaßen Rat von Aussenstehenden benötige. Vielleicht sehe ich den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht. Wenn ich etwas ausholen muss, bitte ich vorab um euer Verständnis.
Ich heiße Tom und bin 30 Jahre alt. Zum Ende des letzten Jahres habe ich die Beziehung zu meiner damaligen Freundin nach 4,5 Jahren beendet. Wir führten schon immer eine etwas merkwürdige Beziehung. Trotz der relativ langen Dauer, lebten wir nicht zusammen. Sie kam meistens für eine Wochenhälfte und war die die andere Zeit in ihrer Wohnung. Das alles war so, weil ich es wollte. Überhaupt war sie in den Jahren immer sehr anpassungsfähig gewesen und hatte wirklich alles getan, um die Partnerschaft so harmonisch wie möglich zu gestalten. Aber irgendwie wäre mir ein häufigeres Dasein einfach zu eng gewesen. Wegen sehr tiefverwurzelten Beziehungsängsten bin ich auch seit 2 Jahren in einer therapeutischer Behandlung. Ich weiß hier um mein Defizit und auch, dass es von mir gelöst werden muss.
Wir lebten zu diesem Zeitpunkt (Ende des Jahres) nur noch wie Bruder und Schwester zusammen. Ich war sehr mit mir und meinen Baustellen (Psychoanalyse) beschäftigt und das hatte mich eben alles sehr sehr eingenommen. Heue kann ich selbst nicht verstehen, warum ich so war.
Die Trennung war für meine Freundin sehr schlimm. Für Sie war ich immer der ideale Partner. Sie liebte mich über alle Maßen und dementsprechend hart ging es ihr auch in der Trennung. Sie wollte den Kontakt auf keinen Fall abreissen lassen und nach ein zwei Monaten sahen wir uns mindestens einmal in der Woche zum Essen. Auch andere Unternehmungen waren üblich. sie kämpfte sehr verbissen um mich hätte wohl alles getan (und das sagte sie auch) damit wir wieder zusammen wären.
In den vergangenen Monaten hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die Bindungsängste und auch das Verlangen sich ganz einzubringen in eine Partnerschaft besser wurde.
Ich habe sehr hart an mir gearbeitet (wie das in der Analyse so ist) und hab sie aber an diesen Fortschritten nicht teilhaben lassen, kurzum: ich habe es ihr nicht gesagt.
Vor ca. 5 Wochen habe ich beschlossen, in eine andere Wohnung umzuziehen. Zu diesem Zeitpunkt war sie gerade mit einer Freundin ein Wochenende verreist, wusste aber das ich mir die Wohnung ansehen würde. Sie schickte mir eine Urlaubs-MMS und fragte mich wie die Wohnung sei und ob sie nicht auch für zwei groß genug wäre (mit einem :-) dahinter, aber sie meinte es im Kern natürlich ernst. Überhaupt hatte sie immer wieder Bemerkungen, Gesten und so weiter gezeigt, die mir zeigten, dass sie mich liebt und es mit mir wieder versuchen würde. Und seit März und eben vor diesen 5 Wochen hatte ich mir überlegt, wie man langsam wieder den Weg zurückgehen kann und wieder eine Beziehung aufnehmen kann.
Vor 2,5 Wochen sagte sie mir, dass sie sicher mit jemandem getroffen hätte und mit der Trennung mittlerweile gut klar käme. In der Folgezeit wurde der Kontakt anders. Wenn wir uns sahen und ich ihr sagte, dass ich sie liebe (was ich in den Jahren nie verbal kommuniziert hatte) , ich doch die ganze Zeit an mir gearbeitet hatte und sie doch jetzt genau das bekommt, was sie sich immer wünschte, weinten wir beide wie Schlosshunde, wobei ich glaube, dass sie eher weinte weil ich ihr leid tat. Seitdem durchlebe ich etwas, dass ich nicht beschreiben kann und für das die Begrifflichkeit Liebeskummer ein zu geringer Ausdruck ist. Mir ist, als fällt meine Welt zusammen.
Sie sagte mir, wenn ich doch nur mal etwas gesagt hätte. Vor 3 Wochen noch wäre sie sofort zu mir zurückgekommen.
Ich verstehe nicht, wie sich das so schnell drehen konnte. Sie wollte mich immer so haben, wie ich jetzt bin und das ist keine Veränderung, wegen der Situation, sondern ein Ändern dass sich lange angebahnt hatte bei mir.
Für sie ist es zu spät. Sie sagt, dass sie der neuen Sache eine Chance geben will und ich denke mir oft: was habe ich auch einem schillernden Neuanfang mit dem damit verbundenen Glanz (jedem Anfang wohnt ein Zauber inne) entgegenzusetzen?
Heute kam sie zu mir kurz (aus einem anderen Grund) und wir sprachen wieder eine Stunde. sie hatte feuchte Augen und weinte etwas (aber bei weitem nicht mehr so wie es war). Ich glaube auch, dass sie wohl weinte, weil ich so hilflos auf einmal bin.
Ich will diesen Kampf nicht aufgeben, ohne ihn begonnen zu haben. Sie betont auch immer, dass sie den Kontakt auch jetzt nicht abreissen lassen will Wir sind (und das weiß ich - sieht sie genauso) etwas wirklich sehr besonders. Wir verstehen uns blind und sie ist die Frau mit der ich eine Zukunft wollte und will.
Ich habe ihr deshalb heute gesagt, dass ich sie heiraten will, darüber hatte ich auch schon davor nachgedacht - keine Kurzschlussreaktion. Sie weinte und sagte mir, dass ich das nicht machen sollte.
In einer darauffolgenden SMS hab ich ihr geschrieben, dass sie sich das überlegen soll. denn wenn sie dann bei ihrem Nein bleibt, weiß ich, dass sich es nicht leicht gemacht hat.
Ja, und jetzt weiß ich eben gar nichts mehr. Ich habe Menschen, die so fallen und sich auch ein Stück weit erniedrigen immer etwas verabscheut. Und jetzt stecke ich selbst drin, hoffe, dass sie sich vom Verliebtheitsrausch nicht zu sehr blenden lässt und uns eine konkrete Chance gibt.
In diesem Moment ist sie wahrscheinlich bei ihm. Sie fuhr von mir dorthin.
Was meint ihr? Gibt sie der Sache die Chance? Sie hatte sich nie etwas sehnlicher gewünscht, als mich mit offenen Gefühlen zu haben.
Danke