Ja, lacarcols Beiträge sind hervorragende Denkanstöße, finde ich auch.
Meine Meinung:
Wenn Du Dich schon fragst, ob Du ein Kind haben möchtest oder nicht, Dir also unsicher bist, dann lass es. Ohne ausgeprägten Kinderwunsch ein Kind zu zeugen nur aus dem Gefühl heraus, das später vielleicht zu bereuen, halte ich für falsch.
Zudem: wenn man eine Familie gründet (oder wie in eurem Fall erweitert), dann müssen beide Partner das mittragen. Dein Verlobter hat eine klare Position gegen ein weiteres Kind, würde - so klingt es - aber Deinem Herzenswunsch entsprechen, noch ein Kind mit Dir zu bekommen. Allerdings sind das keine günstigen Voraussetzungen. Ich kenne Deinen Verlobten nicht, aber wenn er schon eine inner Abwehrhaltung hat, könnte es passieren, dass dann mehr an Dir hängen bleibt und wenn es dann nicht läuft, dass er Dir die Verantwortung zuweist. Das müsste nicht mal offen so sein, aber vielleicht unbewusst. Deshalb ist es notwendig, dass er den Kinderwunsch genauso hat wie Du!
Ich habe selbst drei Kinder und kann Dir folgendes bestätigen: Kinder sind etwas Wundervolles! Diese abstrakte Aussage trifft zu. Man ist erfüllt von Liebe und unendlich dankbar, dass man sie hat. Aber - und das ist ein großes Dilemma in unserer Gesellschaft, weil es für die meisten ein Tabuthema ist - es ist nicht so, dass man durch die Kinder zwangsläufig ein glücklicheres Leben führt als vorher, im Gegenteil. Ich muss Dir ganz ehrlich sagen: mein Alltag, meine Partnerschaft (bzw. mittlerweile Ex-Partnerschaft), mein Leben vor den Kindern war insgesamt schöner. Das tut weh, sich das einzugestehen, weil man sofort ein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Kindern hat, aber es ist einfach nichts als die ungeschminkte Wahrheit. Jedenfalls bei mir. Und ich hatte sogar einen ganz ausgeprägten Kinderwunsch. Hätte sich dieser nicht erfüllt, wäre ich unglücklich gewesen. Es kann eine gefährliche Illusion sein, wenn man glaubt, dass ein Kind zwangsläufig das Leben "verschönert". Bestimmte Aspekte ja, aber viele Bereiche eben nicht. In den ersten Jahren war ich im Grunde permanent am Limit und das Auseinanderleben von meiner Ex-Frau und mir wurde dadurcht noch begünstigt und beschleunigt, weil die Beziehungsebene komplett ersetzt wurde durch die Elternebene (das muss nicht so sein und dafür ist man selbst verantwortlich, bei uns ist es aber passiert und wir waren nicht reif genug, das zu erkennen ehe es zu spät war).
In meinem Umfeld ist es so, dass alle ihre Kinder lieben, aber keiner wirklich zugibt, dass der Zufriedenheitspegel vor den Kindern höher stand. Obwohl ich überzeugt bin, dass es in vielen Fällen genauso ist. Natürlich nicht in allen Fällen, klar. Gibt auch schöne Beispiele von Familien, in denen es einfach flutscht. Aber das ist eher die Ausnahme. Und Voraussetzung dafür ist, dass beide Elternteile an einem Strang ziehen, sich unterstützen und dabei sich als Paar nicht vergessen. Kinder bedeuten sehr große Einschränkungen. Das ist einem vorher theoretisch bewusst, aber wenn man es über mehr als 10 Jahre oder noch länger LEBT, ist es etwas ganz anderes.
Wobei ich noch ergänzen möchte, dass sich das mit zunehmender Zeit deutlich verlagert. Je älter und selbstständiger die Kinder werden, desto mehr erhält man seine eigene Selbstbestimmtheit zurück. Und ich glaube schon, dass die Zufriedenheit später im Alter deutlich größer sein kann mit Kindern als ohne.
Ich will nun kein Plädoyer gegen Kinder halten, ganz im Gegenteil! Ich möchte nur dafür sensibilisieren, dass es eben kein reines Honigschlecken ist. Nur wer eigene Kinder hat, kann sich das annähernd vorstellen. Ganz entscheidend ist: der Wunsch muss sehr ausgeprägt sein, dann kommt man mit den ganzen Umständen auch besser zurecht.
Wenn Du also keinen ausgeprägten Kinderwunsch hast, empfehle ich Dir, das Leben wie Du es jetzt lebst, zu geniessen. Du würdest erst etwas verpassen, wenn der Wunsch in Dir wächst. Und dann wärst Du auch gefestigt genug, die Einschränkungen die ein Kind mit sich bringt, zu bewältigen.
Das ist aber nur meine sehr persönliche Sichtweise und deckt sich sicher nicht mit den Meinungen vieler anderer. Vielleicht kannst Du ja aber irgendetwas für Dich aus meiner Antwort rausziehen.