Ich fange mal ohne langes bla-bla an zu berichten, was mir auf der Seele lastet.
Ostern diesen Jahres habe ich in einem Online-Spiel einen Mann kennen gelernt. Ende Juni haben wir uns das erste Mal getroffen und seitdem führen wir eine Fern-Beziehung. Er ist der Traummann, nach dem ich nicht gesucht hatte, da ich nie geglaubt hätte, das es ihn gibt.
Die Wochenenden mit ihm zu verbringen-davon zehre ich die Woche über.
Aber....
Er lebt mit seiner Mutter zusammen, die auf seine Hilfe angewiesen ist. In dem Haus indem sie leben, ist angeblich alles zugestellt, sie will nix fortwerfen. Also gibt es dort keinen Platz für mich und ich bin bisher immer in einem Hotel gewesen.
Das ich zu ihm fahren muss (fast 300km) ist zwar anstrengend, aber aufgrund seiner Situation für mich kein Problem.
Nun haben wir beide Urlaub und ich hatte mir in einer Nachbarstadt ein Apartment gemietet.So nahm das Unheil dann auch seinen Lauf.
Zunächst war da das Wochenende, das so war wie immer. Wir haben viel geredet und gelacht. Ab Anfang der Woche sass ich überwiegend in meinem Apartment und habe die Zeit bis das er zu mir kommen konnte mit Lesen überbrückt, oder ich habe vormittags für uns eingekauft um uns am Abend kulinarisch zu verwöhnen.
Es gibt noch ein vollständig möbliertes Haus in Familienbesitz, dieses ist zur Zeit unbewohnt.Er hat es mir gezeigt, sowohl von aussen, als auch von innen.
Ich weiss nicht, wie ich geschaut habe, aber ich war zutiefst geschockt. Es hatte den Eindruck, als wäre dieses Haus in grosser Eile verlassen worden, selbst der Abwasch stand noch da.Alles lag verstreut herum, mir fehlen einfach die passenden Worte um dieses Chaos zu beschreiben.
Im Keller wunderschöne antike Möbel, alles achtlos zusammengeschoben. Mir blutete das Herz bei diesem Anblick.
Nun ja... an einem Tag war ich das Warten leid und bin am frühen Nachmittag mit einem Buch bewaffnet in einen Park gegangen.Um 16 Uhr war es dann wohl genehm und ich wurde von ihm angerufen, wo ich denn stecken würde. Er kam mit dem Auto um mich am Park abzuholen und er war sehr erstaunt, das ich nicht im Apartment auf ihn gewartet habe.Er sei in Sorge um mich gewesen, da ich nicht geöffnet hätte. Ich war schon sehr erstaunt und sagte ihm, das ich nicht gewillt sei auf 30 qm hockend auf ihn zu warten.Einen Kommentar dazu hat er nicht abgegeben.
Der Rest des Tages und des Abends verlief sehr schweigsam.
Am darauf folgenden Tag begann die Warterei auf ein Neues, es kam kein Anruf, keine SMS, auch hatten wir keine Zeit abgesprochen.
Wie ein Automat begann ich meine Sachen zu packen, sie in das Auto zu laden. Ich checkte aus.
Rief ihn an.... nur die Mobilbox. Ich hatte nicht den Mut zu ihm zu fahren, es ihm zu sagen, das ich nach Hause fahren würde.
Also schickte ich ihm eine SMS und fuhr los.
Ich war verwirrt, verletzt, total am Boden zerstört. Ich weiss nicht, ob jemand meine Gefühle nachvollziehen kann.
Etwa eine halbe Stunde später rief er mich an, fragte wo ich sei. Ich konnte es ihm nicht sagen. Ich war gefahren, wie der Navi es ansagte, wusste wirklich nicht, wo ich steckte.
Wir vereinbarten, das wir uns auf einem Autohof treffen und ich drehte um.
Plötzlich waren die Rollen vertauscht. Er war das Opfer....
Er stellte die Situation mit seiner Mutter auf einmal ganz deutlich dar, wie schwer ihm das alles falle, das er es einfach nicht auf die Reihe bekommt, alles an ihm hängen bleibt.Das sie immer wieder Mittel und Wege findet um sein davon fahren hinaus zu zögern.Ihre emotionale Erpressung, den Bruder der sich nicht kümmern kann..... es kam wie ein Schwall aus ihm heraus.
Wie sehr er mich liebt, meine Not und meine Einsamkeit im Hotel/Apartment die ihm nie bewusst war.Er sah mich als seine "grosse , starke Prinzessin", die ihn aus seinen Turm holt.
Er verstand meine krasse Reaktion (die Abreise) nicht. Weinte, wollte das ich wieder zurück fahre, alles rückgängig mache. Doch ich konnte es nicht.Ich wollte vielleicht hören, das ich doch einen Platz bei ihnen zu Hause oder in dem anderen Haus haben könne, wollte nicht wieder in ein Hotel oder Apartment abgeschoben werden.
Ich wurde immer betretener. Er erzählte mir, das ich seit 20 Jahren seine erste Beziehung sei( er ist 42, ich werde 41), er nicht wisse was er tun solle, wie Beziehung und Lieben funktioniere.
Da er noch einen Termin am Abend hatte, fuhren wir in getrennte Richtungen davon. Es zerriss mir das Herz,zu sehen wie dieser wundervolle Mensch unter meiner Abreise, seiner ganzen "Rund-herum-Situation" litt.Weinend fuhr ich nach Hause, ich wusste gar nicht, das ein Mensch soviele Tränen hat.
Ich hatte ihn nie als ein absolutes "Muttersöhnchen" erlebt, eher in der Rolle des pflegenden.Das seine Situation ihn so schwer belastet, war mir nie bewusst. Er wusste, wie sehr ich ihn bewundere für seine Hilfe, die er der Mutter zu Teil werden lässt. Auch das diese Situation für ihn sehr schwer sein muss.
Und doch habe ich immer die Hoffnung gehabt, nicht nur einen Platz in seinem Herzen, sondern auch in seinem Haus zu haben.
Er weiss, das selbst mit seiner finanz. Unterstützung diese Hotel-Wochenenden für mich auf Dauer nicht tragbar sind.
Ich hatte schon überlegt, ob wir uns nicht eine kleine Wohnung teilen, dann könnten wir unsere gemeinsamen Stunden dort verbringen. Die Kosten wären geringer als im Hotel und ich müsste nicht ständig an den Wochenenden alles mitschleppen.Es wären doch so etwas wie "eigene Wände", ganz anders als ein Hotel.
Auf der anderen Seite ist es für mich absolut nicht nachvollziehbar, das für die Liebste so gar kein Plätzchen da ist.
Ich glaube ihm, das er sehr unter der Situation leidet und mich wirklich liebt.Nur bin ich im Moment so gar nicht die "starke Prinzessin" und weiss einfach nicht mehr weiter, da auch ich sehr leide.
Irgendwie muss es doch eine Lösung geben. Es kann und darf doch nicht sein, das wir daran zerbrechen?Er ist ein so wundervoller Mensch, ich liebe ihn über alles. Aber diese unpersönlichen Hotel-Zimmer ertrage ich auch nicht.
Gibt es vielleicht irgend jemanden, der mir/uns ein wenig mit Rat helfen kann?