Hallo,
vielleicht finde ich ja hier Rat.
ich bin mit meinem Mann seit einem Jahr verheiratet.
wir sind beide mitte 40 und leben mit meinem Sohn (16) in einer Wohnung .
Mein Mann wurde als Kleinstkind aus seiner Familie genommen (weil da schlimme Verhältnisse geherrscht haben), war danach ein oder zwei Jahre im Heim und wurde dann adoptiert. Seine Adoptiveltern, zu denen er gemischte Gefühle hatte sind verstorben und sonst gab es keine Verwandtschaft auf seiner Seite (ausser seiner Tochter, die bei der Mutter wohnt, aber öfter da ist)
Mein Mann war jahrelang Alkoholiker, auch noch als wir uns kennengelert haben. Er hat dann eine Therapie gemacht und ist jetzt seit 4 Jahren trocken.
All das war ein langer, schwieriger Weg für uns als Paar, aber die letzten Jahre lief es prima.
Ein Grund für seine Flucht in den Alkohol war seine unklare, belastende Kindheitsgeschichte.
Deswegen hab ich ihn -jetzt da er stabil trocken ist- dazu motiviert das doch mal aufzuarbeiten und nach seiner Ursprungsfamilie zu suchen.
Seit mitte letzten Jahres haben wir uns also zusammen mit dem Jugendamt auf die Suche gemacht.
Es gab viele, gute Gespräche mit und ohne mir und nachdem einiges Licht ins Dunkel gebracht worden ist, stand das erste Treffen mit einer Schwester vor der Tür.
An diese Schwester hatte mein Mann noch ein paar wenige Erinnerungen (sie war auch mit im Heim)
Wir haben uns beide riesig gefreut und waren voll aufgeregt an diesem Tag. Und dann war das auch wirklich wahnsinnig schön und ergreifend. Seine Schwester ist supernett und istbsehr symphatisch und die beiden hatten von Anfang an einen Draht zueinander. Ich hab mich voll mit den beiden gefreut.
Seitdem hat sich meine Welt jedoch ziemlich verändert.
Die Schwester wohnt in einer anderen Stadt und seit dem Wiedersehen haben sie ständig Kontakt zueinander.
Das finde ich auch völlig ok und nachvollziehbar.
Schwieriger finde ich, dass mein Mann das jetzt alles ohne mich macht, mich komplett ausschliesst und nicht mehr für mich und meine Themen da ist.
Er geht zum telefonieren raus, erzählt mir garnix mehr von seiner Schwester und ihren gemeinsamen Plänen.
Die Nachrichten wimmeln nur so vor Herzen und Küssen und er plant alles mögliche mit ihr, ohne mich in irgendeiner Form zu fragen oder mich einzubeziehen.
Am Anfang fand ich das noch ok-man hat sich ja bestimmt viel zu erzählen nach über 35 Jahren und natürlich muss ich auch nicht alles wissen.
Aber so langsam bekomme ich ein Problem damit.
Wir haben davor alles gemeinsam geplant und hatten immer Anteil am Leben des Anderen und plötzlich fühle ich mich wie das fünfte Rad am Wagen.
Richtig schlimm war für mich, als ich in diesen Wochen schwer krank war und er null für mich da war. Da ist was in mir zerbrochen. Das Vertrauen, dass wir 100% füreinander da sind, wenn es einem dreckig geht.
Ich bin gerade auf dem Weg der Besserung und habe mich jetzt sehr zurückgezogen und mich darauf konzentriert mir was Gutes zu tun, damit ich gesund werde und der psychische Stress mich nicht allzusehr belastet.
Mein Mann bezeichnet mich jetzt als Zicke.
Ist es wirklich so absurd von meinem Mann zu erwarten, dass er wenigstens in so einer schweren Zeit für mich da ist? Trotz Schwester.
Ich will ja den Kontakt zur Schwester nicht behindern, aber ich erwarte, dass Platz für beide da ist.
Und das neben seinen Themen (die im letzten halben Jahr Hauptthema waren und auch sonst viel Platz bekommen) auch Platz für meine Themen ist, die gerade zur Abwechslung auch mal schwieriger sind.
Ich würd mich freuen mal Meinungen dazu zu hören.
Da mein Mann mich im Moment oft blöd deswegen anredet komm ich gar nicht mehr aus meinem Schneckenhaus raus.