Ergänzung
Ich entschuldige mich dafür das ich in meinem Posting nicht alles im vollem Umfang erläutern konnte.
Nun gut, ich möchte versuchen die fehlenden Teilchen nachzuliefern und hoffe damit alle Eure Fragen zu beantworten.
Ich habe 3 Jahre auf der Strasse gelebt um mich neu zu überdenken..
Es war nicht nur der Tod meiner Eltern es war eine Vielzahl unterschiedlichster Probleme die ich in der Zeit hatte.
Katharina war und ist noch immer Teil des Ganzen.
Hass, Wut, Enttäuschung und immer noch das Gefühl der Liebe.
Für mich konnte das so nicht enden.
Viele haben gesagt; "Lass sie doch, sie hat einen neuen...die denkt bestimmt nicht mehr an dich!" und "Du bist doch verrückt, geh feiern,lern Frauen kennen."
Aber es war dieses Gefühl das man aus Träumen kennt.
Du möchtest laufen kommst aber keinen Schritt voran, du willst dich bewegen aber du fühlst dich wie gelähmt..
Ich hatte Jahrelang diesen Traum niemals anzukommen.
Ein ganzer Ozean lag zwischen uns als ich diese Mail erhielt.
Das ist nicht real.
Die Möglichkeit zu reagieren, zu agieren wird einem genommen.
Aktion, Reaktion.
Es fehlen Gestik, Mimik, der Blickkontakt zum Gegenüber.
Nein, so einfach funktioniert das nicht.
Es bleibt etwas zurück.
Warum ich erst jetzt davon erfahren habe?
Nun, wie beschrieben lebte ich lange Zeit auf der Strasse und war nicht gemeldet.
Linda (Katharinas Cousine) hatte damals als Katharina verstarb versucht mit mir Kontakt aufzunehmen da Katherinas Eltern nicht dazu bereit waren.
Leider waren wir umgezogen und der Brief kam niemals an.
2004 kehrte sie alleine nach Deutschland zurück und begann in Hamburg, unserer Heimatstadt, ein neues Leben.
Auch sie hatte in Amerika große Schwierigkeiten neue Freunde zu finden.
Vielleicht wollte sie auch nicht so wie Katharina die daran zerbrach.
Sie hatte dann in regelmäßigen Abständen beim Roten Kreuz und beim Meldeamt versucht mich ausfindig zu machen.
Ich bewundere sie für ihr Durchhaltevermögen.
So hat sie mich dann schliesslich auch gefunden.
Ich habe schon viele Gespräche mit Linda geführt was ihr Antrieb war mich, den für sie vollkommen Fremden, zu suchen.
Alles was sie hatte war das Tagebuch von Katharina das sie noch nicht einmal gelesen hat.
Wir wollen es gemeinsam lesen wenn ich an ihrem Grab war.
Was ich damit aussagen will?
Wie im Ausgangsposting beschrieben.
Es gibt Auswanderer die ohne reale Not ihre Heimat verlassen.
In der Hoffnung mehr Geld zu verdienen, das große Gluck in einem andere Land zu finden und einfach nur neu anzufangen treibt diese Menschen dazu über die Köpfe ihrer Kinder und aller sozialen Kontakte zu entscheiden.
Ich war oft in der Zeit, als ich auf der Strasse lebte, am Flughafen Fuhlsbüttel.
Es waren nicht nur Auswanderer die ich dort häufig beobachtete.
Es waren Menschen die für ein paar Tage oder für mehrere Monate in ein anderes Land reisten und verabschiedet wurden als würden sie für immer verschwinden.
Und es gab Menschen die zurückkehrten und empfangen wurden als seien sie von den Toten auferstanden.
Ich habe dann immer uns gesehen, wie wir da standen, uns umarmten, nicht loslassen wollten...bis ihre Gesichter hinter immer mehr sich schliessenden Glastüren zu einer Erinnerung verblassten.
Wie gesagt, ich habe niemanden in Deutschland der mich nicht gehen lassen möchte.
Ich darf gehen!
Katharina hatte, wie viele Kinder heute auch, keine Wahl.
Wenn jemand etwas dazu schreiben möchte würde ich mich sehr freuen.
Es ist eine mir unbekannte Erfahrung meine Gefühle einer so großen Öffentlichkeit zu offenbaren.
Aber ich muss zugeben: Es tut gut!
Andi