Wenn das Liebe ist
Ich kann nicht für alle Menschen sprechen, aber ich erzähle gerne meine Geschichte.
Da die Geschichte etwas länger ist, beschränke ich mich nur auf das Wesentliche. Aber bei Fragen habt keine Scheu.
Zwei Männer, Juan ist mein Freund, Max die Affaire. Namen frei erfunden. Juan und ich haben viele charakterliche Gemeinsamkeiten und dennoch viel Potential uns gegenseitig zu ergänzen. Er ist 10 Jahre älter und hat in seinem Leben schon Dinge gesehen, die für mich unvorstellbar sind. Ich war total fasziniert von ihm, natürlich auch weil er aus einem anderen Kulturkreis kommt. (Latino)
In der Beziehung zu Juan habe ich viele Demütigungen und Enttäuschungen hingenommen. Das war nicht Juans Absicht, er unterlag selbst vielen Zwängen und konnte nicht anders handeln. Das wurde mir aber erst viel später klar. Juan hatte mir immer versprochen, dass alles besser würde, er aber etwas Zeit brauche. Dafür hatte ich kein Verständnis und seine Aussagen waren mir viel zu unkonkret. Als unsere Beziehung schon einen Knacks weg hatte, lernte ich Max kennen. Max und ich sind grundverschieden. Max ist auch optisch nicht mein Typ. Dennoch haben wir uns in einander verliebt. Er war für mich da, als es mir in der Beziehung zu Juan schlecht ging. Er hat mir nie eine Trennung eingeredet. Im Gegenteil er hat mir geholfen, auch Juans Seite und meine Fehler zu sehen. Dennoch entwickelte auch er Gefühle für mich. Juan wusste, dass Max und ich viel, sehr viel Kontakt zueinander hatten und ahnte, was sich anbahnte. Er wollte mir den Kontakt zu Max verbieten, wodurch er aber nur das Gegenteil erreichte. Juan und ich trennten uns für 5 Tage. In der Zeit war Max bei mir. Wir haben die Nächte zusammen verbracht. Ohne miteinander zu schlafen. Es ging nicht um Sex. Wir haben geredet. Die ganze Nacht. Sonst per Telefon oder Chat, wenn Juan mit seiner Band unterwegs war oder auf seinen Sohn aus erste Ehe aufpassen musste. Diesmal aber lagen wir Arm in Arm und es war wunderschön. Und je schöner es war, desto größer wurde auch mein schlechtes Gewissen. In den fünf Tagen wurde mir klar, dass Juan schon längst all seine Versprechen erfüllt hatte. Er hatte für mich sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt und ich lag in den Armen eines anderen. Dieser innere Konflikt begleitete mich ein Jahr lang. Über ein Jahr ist der Kontakt zwischen Max und mir immer intensiver geworden. Ich habe bei Max gefunden, was mir Juan damals nicht geben konnte. In den fünf Tagen aber wurde mir klar, dass ich Juan nicht verlassen konnte. Er war am Ende seiner mentalen physischen Kräfte. Und so habe ich in der letzen Nacht mit Max darüber gesprochen. Er hat in meinen Armen gelegen und geweint. Ich habe ihn in seinem Kummer, seinem Liebeskumemr getröstet. Am nächsten Morgen ist er gegangen.
Das ist jetzt ein Jahr her. Juan und ich sind zusammen, wir wohnen zusammen, wir leben zusammen. Ich liebe ihn. Ich bin ihm dankbar für alles, was er für mich getan hat und auch noch tut. Wir führen eine glückliche Beziehung, es könnte besser nicht sein. Es gibt keinen Grund ihn zu verlassen. Die Gefühle zu Max haben Juan gezeigt, dass meine Gefühle zu ihm nicht statisch sind. Für eine Beziehung muss man jeden Tag arbeiten. Insoweit hat diese asexuelle Affaire die Beziehung zwischen Juan und mir gerettet.
Nun aber das Kuriosum. Max geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich denke oft an ihn. Viel zu oft. Und ich freue mich, ihn ab und zu zu treffen. Juan weiß davon, er toleriert das. Inzwischen können die beiden auch zusammen an einem Tisch sitzen, was von Juans Seite aus lange nicht möglich war. Max hat etwa 6 Monate lang den Kontakt zu mir so gering wie möglich gehalten. Diese Zeit schien mir unerträglich. Jetzt sehen wir uns gelegentlich und ich bin sehr froh darüber. Wenn sich unsere Blicke treffen, weiß ich, dass er weiß, was ich denke. Aber ich kann seine Gedanken nicht mehr aus seinen Augen lesen. Das war mal anders. Jetzt zu spüren, dass wir uns nicht mehr so nahe sein können, wie in der Nacht, als er in meinen Armen geweint hat, das schmerzt so sehr und ich könnte fast weinen. Dennoch werde ich Juan nicht verlassen. Ihn nicht zu sehen wäre genauso schmerzhaft. Max und ich vermeiden bewusst, uns ohne dritte Person zu treffen. Die Gespräche würden vermutlich zu tief gehen und viel in uns aufwühlen, wovor wir uns schützen möchten. Neue Gefühle für einander. Wir halten den Ball flach und führen uns nicht in Versuchung.