Den eigenen Weg zu finden
ist unglaublich schwer. Soviel ist zu berücksichtigen.
Natürlich ist da noch Liebe für meinen Mann.
Aber eher für den Mann den ich mal gekannt habe und nicht für den Mann, der sich so verhalten kann.
Ich sehe unsere Kindern an und denke: Wie kann man seine Familie aufs Spiel setzen? Es ist mir ungegreiflich.
Wir hatten mal wieder einen Streit. Er wirft mir vor, ich beobachte ihn und sei doch nur eifersüchtig. Er schleicht ständig mit seinem Handy herum und schreibt ihr SMS oder stiehlt sich davon um mit ihr zu telefonieren.
Das ist so verletztend.
Ich habe ihm dann nochmal klargemacht, daß er nur noch bis Donnerstag Zeit hat sich zu entscheiden.
Die 14 Tage, die Du vorschlägst, möchte ich ihm nicht mehr geben.
Dann ist Weihnachten. Ich kann doch den Kindern nicht 3 Tage vor Weihnachten sagen, daß ihr Papa nicht zu Hause ist.
Ich möchte Zeit haben, die Kinder schonend darauf vorzubereiten.
Ihnen mit einem Besuch bei den Großeltern über die schwierigen Feiertage hinwegzuhelfen.
Ich habe ihm jetzt schon soviel Zeit gegeben. Was sollen weitere 14 Tage noch bringen. Das verlängert nur den Schmerz. Das alles habe ich ihm in einem Brief
(er ist 3 Tage auf Geschäftsreise) geschrieben. Das er nochmal nachdenken soll und das es mir ernst ist.
Ich glaube, das hat er jetzt begriffen.
Ich habe ihn aufgefordert, mir zu zeigen, daß ihm an unserer Beziehung liegt.
Er kümmert sich mehr um die Kinder, wir unternehmen etwas zusammen. Aber alles nur oberflächlich. Nur nicht an der Oberfläche kratzen. Das würde zum nächsten Streit führen.
Er kennt mich, es muß ihm klar sein, daß ich es nicht länger hinnehme, daß er mich hinhält, sich alle Möglichkeiten offen hält.
Denn das ist es doch. Er
ist sich seiner Gefühle nicht sicher und seine beiden "Frauen" sollen damit leben und abwarten bis er sich sicher ist.
Wann in 3 Jahren?
Ich warte jetzt noch sein Therapiegespräch ab.
Am Freitag fällt die Entscheidung und ich werde mit beiden Möglichkeiten fertig werden müssen. Es wird so oder so schwer. Aber ich kann dann beginnen, es aufzuarbeiten. Dieses Hinhalten, auf Nummer sicher gehen, hat dann ein Ende.
Irgendwie freue ich mich auch darüber, zu wissen, daß er Weihnachten dann Mutterseelenallein verbringen wird. In einem Hotel oder einer kleinen ziemlich leeren
Wohnung. Es ist mir ein kleiner Trost zu wissen, daß es ihm schlecht gehen wird. Das zeichnet zwar kein gutes Bild von mir, aber es tut MIR gut.
Wieder denke ich also darpüber nach, wie es ihm geht. Das möchte ich eigentlich gar nicht mehr.
Ich möchte nur noch daran denken, wie es mir und den Kindern geht.
Ich werde mit ihnen die Ferien bei meinen Schwiegereltern verbringen und im Januar anfangen unser Leben neu
zu planen. Ich versuche
mir klarzumachen, daß er dann keine große Rolle mehr in unserem Leben spielt. Im Alltag war er nie besonders präsent. Er war immer mehr der Papa für die Aktivitäten.
die Wochenendausflüge, den Urlaub. Sonst hat er sich nicht groß eingebracht. Er weiß, glaube ich, noch nicht mal den Namen der Lehrerin unserer Tochter. Das interessiert ihn alles nicht. Er ist so mit sich selbst beschäftigt. Seiner neu entdeckten Sexualität. Der aufregenden neuen Liebe. Da habem Gedanken für die Familie keinen Platz.
Ich habe im Prinzip alles allein gemeistert. Ich kam mir oft schon alleinerziehend vor.
Meine Schwiegereltern sagen immer zu mir: "Du bist so stark, du hast immer alles allein geschafft. Er hat nur das Geld gebracht."
Damit versuche ich mich zu trösten. Aber mir fehlt der Rückhalt, den man glaubt, in einer festen Beziehung zu haben. Der Partner der hinter einem steht und den Rücken stärkt.
Davor habe ich Angst.
Danke für Deine Ratschläge und Deinen Trost. Ich werde Dir weiter berichten.
Lilly