Gestern abend ist es passiert, nach elfeinhalb Jahren die Trennung. Einfach so, ein ruhiges Gespräch, keine Szene, kein Streit, keine Tränen. Ich werde ausziehen, wir teilen unseren Kram auf, und das wars.
Danach fuhr er zu einem Freund, und ich rief meinen besten Freund an, um zu reden. Zuerst war ich erleichtert, aber als ich mich dann schlafen legte, kamen die Gedanken. Hätten wir noch was retten können, wenn wir es wirklich versucht hätten, oder haben wir schon alles versucht? Wann hat sich die Routine, die Gewohnheit eingeschlichen? Wie viel Zeit und Energie haben wir aufgewendet, um es dem anderen recht zu machen, war es wirklich genug, oder konnten wir es gar nicht, weil wir füreinander nicht richtig waren? Wie oft hatten wir wegen Kleinigkeiten Streit, obwohl wir hätten wissen müssen, dass eine Beziehung nicht an einem ungeputzten Herd oder an liegen gelassenen Socken scheitert? Warum haben wir die Symptome nicht erkannt?
Haben wir die letzten Jahre mit einer aussichtslosen Beziehung verschwendet? Wo stünden wir jetzt, wenn wir den Mut, einfach einen Schlussstrich zu ziehen, schon vor ein paar Jahren aufgebracht hätten?
Lauter Fragen, auf die ich keine Antwort weiß.
Und ich habe Angst davor, ganz allein neu anzufangen, nur mit meinen Katzen, ein paar Möbeln und einem alten Fernseher. Vielleicht finde ich gar keine Wohnung, die ich mir allein leisten kann. Wo werden unsere Freunde sein? Sind es dann wirklich noch unsere Freunde, oder plötzlich nur noch seine?
Ich hätte jetzt furchtbar viel zu tun, ich wollte schon alte Unterlagen sichten und vernichten, ein neues Konto eröffnen, meine Wintersachen und meine Bücher schon einpacken, in der Zeitung nach Wohnungen suchen, zum Wohnungsamt, aber das hat heute geschlossen. Aber ich weiß einfach nicht, wo ich anfangen soll, und das würde auch alles so endgültig machen. Eigentlich glaube ich es noch gar nicht so richtig, ich fühle mich eher wie ein Zuschauer in einem Film, und solange wir noch gemeinsam in dieser Wohnung leben, täglich das tun, was wir immer getan haben, wird sich das wohl auch nicht ändern. Bisher ist der einzige Unterschied, dass ich auf dem Sofa geschlafen habe. Er hat sich vorhin verabschiedet wie jeden Morgen. Heute abend wird er heim kommen wie immer, und ich werde zuhause sein, aber es wird nicht mehr unser Zuhause sein, sondern nur eine vorübergehende Lösung.
Und ich habe keine Ahnung, wie es ihm geht, ob er traurig ist oder erleichtert, ob er sich vielleicht fragt, warum er nicht schon viel früher gegangen ist.
Aber, wie schon gesagt, jedes Ende ist ein neuer Anfang. Vielleicht werden wir uns durch die räumliche Trennung besser verstehen, vielleicht werde ich all das tun, was ich die letzten Jahre versäumt habe, Sport treiben, mit dem Rauchen aufhören, endlich meine Frustkilos loswerden, wieder anfangen zu nähen oder zu schreiben, wer weiß?
Danke fürs Zuhören
Itsie