Hallo Fori's,
habe gerade im Internet das Forum gefunden und dachte, ich schreibe mir mal was vom Herzen.
Ich bin seit ca. 1 Jahr verliebt in einen Mann. Kennengelernt habe ich ihn, als von von seinem Marktforschungsinstitut zur Teilnahme an einem Test überredet worden bin.
Als ich ihn das erste Mal sah, gab es schon ein ganz besonderes Gefühl bei mir. Er ist nun eigentlich gar nicht mein Typ. Aber ..
In der Folgezeit habe ich an mehreren Test teilgenommen (ja, ich gebe es zu, ich lasse mich durchaus leicht beschwatzen). Einmal bin ich von der Kontakterin gebeten worden, bezüglich meines Alters zu lügen. Darauf habe ich mich eingelassen und habe dann ihm gegenübergesessen. Es war mir so peinlich, ich lüge nämlich selten. Ich gab an, mein Alter sei 35. Er merkte, dass ich das etwas verschämt die Frage beantwortete und meinte daraufhin, 35 sei doch ein schönes Alter, er wäre auch 35, und fragte dann, in welchem Monat ich Geburtstag hätte und meinte, er habe im Oktober Geburtstag.
Das fand ich ausgesprochen merkwürdig, dachte mir aber nichts dabei. Außerdem betonte er, dass wir ja schon einen Test miteinander durchgeführt hätten.
Danach habe ich ihn jedes Mal, wenn ich dort gewesen bin, getroffen. Manchmal hat er mich einfach strahlend angelächelt und "hallo" gesagt. Es war auch sehr auffällig, dass ich ihm jedes Mal über den Weg gelaufen bin.
Aber zunächst hatte ich eher Angst vor ihm. Es war mir so unangenehm, dass ich bei dem einen Interview gelogen hatte, ich mochte ihm gar nicht in die Augen sehen. Eines Tages bin ich ihm sogar abends begegnet. Er erkannte mich auch und grüßte mich.
Als ich dann einmal von einem Kontakter bezüglich eines Test angesprochen wurde, meinte ich, dass wir diesen Test nicht durchführen können, da ich nicht in die Quote passe. Da sein Kollege genau wisse, wer ich sei und wie alt ich wäre, würde ich nicht teilnehmen wollen.
Dieser Kontakter meinte dann, dass der Typ mich mögen müsse. Auf meine Nachfrage hin, sagte er, dass, wenn man den ganzen Tag zig verschiedene Leute interviewe, merke man sich kein Gesicht, es sei denn, man mag die entsprechende Person. Da fiel dann auch bei mir der Groschen, ich hatte keine Angst, ich war verliebt.
Ich habe dann bei Kolleginnen von ihm gefragt, ob sie von einer Freundin wüssten. Ich ging davon aus, dass in seinem Alter (mittlerweile 36) und weil er eben doch ganz gut aussieht, er ist vergeben. Das wurde mir dann zunächst von einer Kollegin bestätigt, die allerdings meinte, diese Freundin lebe nicht bei ihm in Hamburg, sondern weiter weg und außerdem bestehe ja immer die Möglichkeit, dass Paare sich trennen. Ich solle mal abwarten, was passiert. Eine andere Kollegin meinte, ich solle ihn vergessen, er hat eine Freundin.
Später ist dann aber einiges passiert:
Zum einen habe ich an einem Test teilgenommen, den er durchgeführt hat, und zwar vor Kunden. Das lief auch total gut. Danach waren wir kurz im Flur allein und haben uns ein wenig unterhalten. Er lächelte mich ständig an, dann ging er zunächst in das Büro, um mir mein Dankeschön zu holen, dann kam er extra wieder raus und gab mir die Hand. Da hatte ich dann das GEfühl, als würde er mich ein wenig an sich ziehen. Kurze Zeit später hatte ich mit ihm ein Gespräch über ein nicht zustande gekommenes Telefoninterview. Da hatte er sich extra vor mich gestellt, mich ständig angelächelt und mit mir gesprochen. Obwohl der Test beendet war und es gar keinen Grund gab, dass wir noch darüber sprechen mussten.
Immer, wenn ich da bin, kommt er in den Interview-Raum, selbst wenn er nicht das Interview führt. Mehrere Male,wenn er selbst kein Interview zu führen hatte, stand er vor der Tür und wartete, bis ich herauskam. Einmal hat er nach einem Interview, wo sie für mich kein Dankeschön hatten, mich gebeten, noch da zu bleiben. Er habe eine Mitarbeiterin zu Budni geschickt, um Süßigkeiten zu holen, die dann als Dankeschön für das Mitmachen gedacht sind. Diese Mitarbeiterin sei doch gleich wieder da. Auch als ich gehen wollte, rief er mich zurück. Solange ich da saß, kam er auch alle paar Minuten an und meinte, sie käme gleich, ich solle ja warten.
Dann hatten wir ein gemeinsames Interview. Ich musste eine Weile direkt neben ihm sitzen, um einen besseren Blick auf das Notebook zu haben. Das mag natürlich auf alle Testpersonen zugetroffen haben. Er kam mir jedoch sehr nahe und wies mich sogar auf einen Fleck auf meiner Jacke hin, die ich lediglich leger um die Hüfte geschlungen hatte und den sonst kein anderer bemerkt hatte. Er fragte mich, ob ich da Lippenstift hätte. Ich meinte zu ihm, ich wüsste nicht, was das für ein Fleck sei, jedenfalls wäre es kein Lippenstift, denn der, den ich morgens aufgetragen hätte, wäre von mir schon weggeschlabbert worden. Er grinste und meinte, er hätte seinen auch schon weggeschlabbert und fuhr sich mit der Zunge ein wenig nervös über die Lippen. Einmal hatte ich ihn auf einen Tippfehler aufmerksam gemacht. Er meinte, das würde nichts machen. Außerdem - meinte er lachend - als Juristin müsste ich mich in der Hinsicht sowieso zurückhalten. Nach dem Interview wollte er mir eine Kaffeetasse abnehmen. Er legte die Hand so unter die Untertasse, dass er meine Hand berührt hätte, wenn ich nicht so dämlich gewesen wäre, diese ganz am Rand anzufassen.
Ich dachte aber wirklich, er würde das Gleiche empfinden.
Ich traue mich jedoch nicht, ihn anzusprechen. Bislang war ich in derlei Dingen nicht so recht erfolgreich. Bis er auftauchte, dachte ich, eine Beziehung mit einem Mann wäre für mich in diesem Leben nicht vorgesehen.
Außerdem hatte ich ja die Information, er habe eine feste Freundin. Und ich kann beim besten Willen keinen Mann "anbaggern", der vergeben ist. Das käme mir schäbig vor.
Darüber hinaus hat sich sein Verhalten mir gegenüber geändert. Wir hatten uns eine Weile, d.h. mindestens zwei Monate, nicht gesehen. Vor Weihnachten war ich dann ein paar Mal bei dieser Marktforschung. Einmal bin ich ihm gar nicht begegnet, obwohl er im Büro war, das war vorher nie passiert.
Dann lächelt er nicht mehr so strahlend, wenn ich ihn ansehe. Vielleicht sehe ich es auch nicht, da ich ihm mittlerweile direkt in die Augen schaue.
Einmal hatte ich einen Test bei ihm, wo er mir absolut nicht in die Augen sehen mochte. Er starrte die ganze Zeit auf das Notebook, konnte sich allerdings bezüglich einer Aussage von mir ein Lächeln nicht verkneifen, obwohl ich daran nichts lustig fand.
Nach dem Interview gab er mir noch das Dankeschön, wünschte mir viel Spaß bei der Arbeit (ich hatte ihm erzählt, dass ich über Weihnachten in der Buchhandlung direkt gegenüber seinem Büro arbeiten würde, ich dachte, so könnte er mich außerhalb seines Büros treffen, so er denn wollte, aber er ist nicht erschienen) und wandte sich gleich von mir ab zu einer Kollegin, die er ganz banal fragte, welches Parfüm sie an dem Tag drauf hätte.
Mich verabschiedete er eher so nebenbei.
Er kommt nach wie vor in die Interviews, wenn ich dort bin. Ist er selbst in einem Interview, lässt er die Tür offen, so dass er mich sehen kann, wenn ich daran vorbeigehe.
Gestern hatte ich ein Interview mit ihm spätabends. Ich hatte natürlich gehofft, dass wir die ganze Zeit allein wären. Außerdem dachte ich, er würde extra für mich noch so spät für ein Interview den Termin legen. War aber gar nicht so. Nach mir kam noch ein Ehepaar.
Aber die erste Zeit waren wir allein. Als ich in das Studio ging, kam er gerade aus einem Raum heraus und ich meine, dass er zur Begrüßung lächelte. Er wuselte dann im Büro bezüglich der Interviewnummer ein wenig herum. Als ich ihm ein Kompliment bezüglich seines Hemdes machte, meinte er, das hätte er morgens nur so übergeworfen. Er wäre nämlich die letzten Tage außer Haus tätig gewesen. Er habe Studios anmieten und habe dafür einen Anzug tragen müssen, was gestern gott sei dank nicht der Fall gewesen sei. Er gab dann am Notebook einige Daten ein, bat mich, einige Sachen selbst anzuklicken. Dafür musste ich mich tief neben ihn beugen. Wir haben uns auch einige Male direkt in die Augen geschaut. Aber als ich wegen meiner Fähigkeiten bezüglich Notebooks kurz was angeschnitten hatte, meinte er zu mir, ich solle aufhören. Dies kann natürlich neckend gemeint gewesen sein, ich bin mir aber nicht sicher, ob er nicht doch nur genervt war.
Das war jetzt eine wirklich lange Geschichte. Es dauert ja auch schon etliche Zeit.
Was soll ich nur tun? Ich hatte wirklich das Gefühl, er empfinde auch etwas für mich. Aber in letzter Zeit, bin ich mir nicht mehr sicher. Ist das Interesse, sofern jemals vorhanden, wieder abgeebbt? Habe ich die Chance verpasst? Oder hat er genauso viel Angst wie ich? Das soll es ja geben, habe ich zumindest gehört. Ich dachte jedenfalls immer, wenn ein Mann eine Frau mag, spricht er sie irgendwann an.
Vielleicht sollte ich doch den Rat einer Freundin befolgen und ihn vergessen. Das fällt mir allerdings ausgesprochen schwer. Ich verliebe mich nicht oft, und diesmal ist es so richtig heftig.
Ich hoffe, Ihr habt nicht nach der Hälfte des Beitrags nicht abgeschaltet und mir wenigstens "zugehört".
Vielleicht mag der eine oder andere mir ja das eine oder andere tröstende Wort zusprechen.
Liebe Grüße
Akozi