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Forum / Liebe & Beziehung

Ist eine gesunde Beziehung mit einer Frau möglich, die vergewaltigt wurde?

Letzte Nachricht: 19. November 2021 um 16:45
J
johan66
19.11.21 um 11:45

Hallo,

ich (m27) habe vor ca. 2 Monaten per Online Dating eine Frau (w26) kennen gelernt, mit der ich mich hervorragend verstehe. Haben uns mehrmals getroffen und auch schon Sex miteinander gehabt.

Etwas später meinte Sie, dass sie mir etwas erzählen muss, was in ihrer Vergangenheit passiert ist.

Sie erzählte mir, dass sie vor ca. 3 Jahren in einem Hotel übernachten hat und, als sie auf dem Weg in ihr Hotelzimmer war, von einer unbekannten Person in ein fremdes Zimmer gezogen wurde. Danach kam es laut ihrer Aussage zu einem Schockzustand, sodass sie sich nicht wehren oder nach Hilfe rufen konnte. Daraufhin fand die Vergewaltigung statt.

Nach dem Vorfall erzählte sie mehreren Monaten niemanden davon - nach einigen Monaten sprachen sie Freunde darauf an, dass sie sich seltsam verhalte. Nachdem sie sich einer Freundin öffnete, begab sie sich für mehrere Monate in eine Therapie. Eine anschließende Psychologische Behandlung lehnte sie jedoch ab, da sie mit dem Thema ihrer Aussage nach einfach nurnoch abschließen wollte. Auch zur Polizei (um die Person nachträglich anzuzeigen) ging sie nicht und auch ihre Eltern wissen von dem Vorfall nichts.

Als sie mir die Geschichte erzählte, konnte ich diese nur schwer verarbeiten und auch jetzt belastet sie mich noch ziemlich. Auf die Frage, wie oft sie noch an de Vorfall denken müsste, antwortete sie 1-2 mal pro Jahr und besonders dann, wenn beim Sex Aktionen durchgeführt werden, welche ähnlich oder gleich zu denen am Tag der Vergewaltigung durchgeführt wurden. Was für welche das sind weiß ich nicht und will ich auch nicht wissen.

Hat jemand Erfahrungen in dem Bereich und kann mir sagen, ob es überhaupt Sinn macht, eine Beziehung mit so einer Person überhaupt zu versuchen? Werden die Erinnerungen zu oder abnehmen? Oder werden mich die Gedanken an den Vorfall persönlich fertig machen?


 

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S
spectru
19.11.21 um 16:37

Das denke ich ist eine schwierige Frage. Die Partnerwahl musst Du in Deinem besten Interesse machen. Dabei wird es immer besser sein, wenn es eine solche Vorbelastung nicht gibt.

Das Unrecht, das ihr angetan wurde, ist sehr gross. Verlasse sie und damit machst Du es eigentlich noch ein bisschen grösser. Hast Du nicht tief in Dir den Instinkt sie zu beschützen und könntest Du sie überhaupt verlassen?

Aber weisst Du, gerade wenn Du die Fähigkeit hast sie zu verlassen, dann hast Du gewiss auch die Fähigkeit mit ihr eine gesunde Beziehung zu führen. Dir wird klar sein, wie viel Vertrauen sie Dir gegenüber hat, als sie davon erzählte?

Ich kenne etwa zwei Frau, welche noch mehr bzw länger leiden mussten, auf ähnliche Weise. Eine führt seit kurzem wieder eine Beziehung, die andere schon länger. Dabei stellt sich die Frage, was ist für Dich eine gesunde Beziehung? Bleibt zusammen und dann ist die Frage, was das für Euch beide ist?

Diese Frage würdest Du vermutlich noch sehr oft besprechen müssen. In jeder Beziehung müssen wir viel Beziehungsarbeit leisten. Rechne damit, dass es bei Euch noch ein bissen mehr sein wird. Es ist auch nicht so, dass Du das für sie lösen kannst. Du kannst sie nur begleiten, falls Du das willst.

Jedoch unterschätze sie und speziell Dich selbst nicht. Menschen konnten schon immer weit über sich hinauswachsen. Ich vermute 1- bis 2-mal pro Jahr ist von ihr aus eine starke Untertreibung. Da hat sie wohl gespürt, wie sehr es Dich belastet. Jedoch hat sie dieses schreckliche Unrecht mal nahezu vergessen, dann wird sie immer wissen wer sie begleitet hat.

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bissfest
bissfest
19.11.21 um 16:45

Grundsätzlich ja, wäre meine Ansicht. 

Deine Bekanntschaft aber hat das Thema bisher schlichtweg verdrängt, was bestimmt ein wichtiger Schutzmechanismus war und seinen Sinn hatte. Allerdings bleibt die Frage offen, inwieweit alte Wunden das heutige Leben deiner Bekanntschaft beeinflussen. 

Es ist ein schwieriges Thema, das man mit Sensibilität behandeln muss. Man soll da keinesfalls mit der Tür oder guten Ratschlägen ins Haus fallen. Das Opfer schämt sich, ist traumatisiert. Oft kommt es zum sogenannten Victim-Shaming. Da werden Fragen der folgenden Art gestellt: Warum hat man sich nicht gewehrt  (Es gibt diese Reaktion: Warten, bis es vorbei ist, aus Angst, vielleicht nicht zu überleben beispielsweise oder davor, dass wenn man sich wehrt, alles noch unangenehmer wird, einfach stillhalten ist die Devise)? Warum ist man nicht zur Polizei gegangen? Oft spielt ganz viel Scham mit und man will schlichtweg nicht mehr an die Gewalttat erinnert werden. Die Unwissenheit Nichtbetroffener und das daraus resultierende vielleicht manchmal sogar ungewollte Victim-Shaming und was diese Nicht Betroffenen oft so sagen oder schreiben (Da wird einem gesagt, wenn man sich nicht ausreichend gewehrt hat, war es gar keine Vergewaltigung, auch hier in diesem Forum schon von Usern gelesen), führt oft dazu, dass Opfer nichts sagen, denn wenn sie über das, was ihnen angetan wurde, sprechen, ernten sie Vorwürfe, Belehrungen oder werden beschuldigt oder ihnen wird nicht geglaubt, weil man ihre Reaktionen nicht versteht. 

Ich schreibe dir das, weil ich auch aus deinen Zeilen herauszulesen meine, dass du deine Bekanntschaft in ihren Handlungen und Reaktionen nicht verstehst. 

Viel mehr als vorsichtig und sachte nahezulegen, das Thema mit professioneller Hilfe aufzuarbeiten, kannst du nicht tun. Ein Gang zur Polizei wäre dann meiner Meinung nach ein weiterer möglicher Schritt. Allerdings muss man für diesen stark genug sein. Die Seele zu reparieren, wäre meine Priorität. Aber sicher wäre es auch sehr wichtig, dass jemand, der eine derartige Tat begeht, nicht ungeschoren davonkommt und weiter sein Unwesen treiben kann. 

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