Liebes Forum,
mich würde eure Meinungen interessieren!
Ich (w, 35) habe vor 4 Wochen einen Mann (40, seit 3 J. getrennt, 1 Sohn, 12 Jahre) online kennengelernt, der mich sehr interessiert. Es fing sehr gut an, wir haben uns regelmäßig ausführlicher ausgetauscht, liegen bzgl. der Interessen und Werte auf einer Wellenlänge. Nach 2 Wochen Nachrichtenaustausch kam seinerseits das Angebot zu telefonieren und bei unserem ersten Telefonat hat er mich auch gleich gefragt, ob ich Lust hätte, mich mit ihm zu treffen, was wir auch 1 Tag später gemacht haben. Sehr schöner Spaziergang und angeregtes Gespräch, nach dem Abschied hat er mit gleich noch ne nette Nachricht hinterhergeshickt, und ich habe darauf hin vorgeschlagen, dass wir das Treffen gerne wiederholen können - er hat das freudig bejaht. In der folgenden Woche haben wir uns erneut regelmäßig per WA ausgetauscht (mindestens 1x täglich eine längere Nachricht) und für das nächste Wochenende ein weiteres Treffen vereinbart (Initiative ging erneut von ihm aus). Wir wohnen nicht weit auseinander und ich bin ein 2. Mal in seine Ecke gefahren, weil das an diesem Wochentag logistisch für ihn einfacher zu organisieren war bzgl. seines Sohnes (geteiltes Sorgerecht, der Sohn ist halb bei ihm, halb bei der Mutter).
Er hat mir dann auch eine CD ausgeliehen, von der er wusste, dass ich den Künstler mag, was ich süß fand. Bei einem Sparziergang hat er mir berichtet, dass er die zurückliegende Woche als ein Auf- und Ab wahrgenommen hat, da sein Sohn, der bei ihm war, sich am neuen Wohnort des Vaters nicht wohlfühlt und unter der Woche plötzlich wieder zurück zur Mutter wollte, also an den Ort, wo er aufgewachsen ist (ca. 15 km entfernt). Der Sohn leidet sehr unter der Trennung, empfindet beiden Elternteilen gegenüber Schuldgefühle, was ja nicht untypisch ist. Ich habe dafür natürlich Verständnis gezeigt, und habe mich sogar gefreut, dass er mir bei unserem 2. Treffem bereits persönliche Dinge erzählt. Als wir dann im Anschluss noch kurz eingekehrt sind und einen Kaffee getrunken haben, kippte die Stimmung plötzlich völlig: Es wurde schwierig, ein Gespräch zu führen, er wirkte abwesend, teilweise apathisch. Ich hatte am Ende fast schon den Eindruck, er hat mich zum Parkplatz gedrängt, damit ich fahre und er wieder allein sein kann. Selten kam ich mir so fehl am Platz vor.
Wieder zu Hause, habe ich gesehen, dass er mir 2 Links geschickt hatte, zu einem Thema, worüber wir uns unterhalten hatte. Als ich ihm abends dann auf WA antworten wollte, habe ich ihn versehentlich angerufen (hat kurz geklingelt bei ihm). War mir total unangenehm, habe dann mein Handy ausgeschalten, damit er nicht denkt, er müsse zurückrufen. Am nächsten Morgen hat er mir dann auf WA eine Sprachnachricht hinterlassen und sich entschuldigt, dass er meinen Anruf nicht rechtzeitig entnehmen konnte, ich ihn aber jederzeit anrufen könne und gleich nen konkreten Tag vorgeschlagen. Ich habe dann meinen Mut zusammen genommen und ihn angerufen. Er hat gesagt, dass er sich darüber freut und ich war total überrascht, dass er von sich aus das letzte Date angesprochen hat: Er meinte, er bräuchte wieder Übung darin, sich mit jemandem einfach nur zu unterhalten (also ohne nebenbei Spazieren zu gehen), vielleicht hätte ihn ein Bier lockerer gemacht als ein Kaffee. Er hat auch gemeint, er hat an seinem neuen Wohnort kaum Kontakte, seine Familie und sein Bekanntenkreis wären alle woanders und er hat aufgrund der Entfernung wenig Austausch.
Mich hat das zum Einen erleichtert (es lag also nicht nur an mir) und zum anderen überrascht (er ist sehr gebildet und eloquent mit einiger Lebenserfahrung und langem Auslandsaufenthalt - hat so jemand Hemmungen, mit ner Frau einen Kaffee zu trinken?). Ich habe mich dann bei ihm für seine Ehrlichkeit bedankt und gemeint, dass ich auch nervös bin, weil ich ja nicht täglich einen netten Mann date, um ihn ein besseres Gefühl zu vermitteln - und hinterhergeschickt, dass ich den Eindruck hatte, dass er mit den Gedanken woanders war. Er hat das auch bejaht: Die Probleme mit dem Kind seien mittlerweile so groß, dass eine Psychotherapie nötig ist, das Kind sich dabei aber überhaupt nicht wohl fühlt. Alles in allem haben wir 45 Minuten ein ehrliches und recht persönliches Gespräch geführt, er hat sich auch erkundigt, wie ich die CD finde und sich gefreut, dass ich sie mag.
Was mich zurzeit sehr verunsichert, ist, dass er sich seit unserem letzten Treffen nicht mehr von sich aus bei mir meldet, anders als zwischen den beiden Treffen. Ich fürchte irgendwie, dass er an mir als Frau kein Interesse haben könnte und mich nun bewusst auf Distanz halten möchte. Zudem kann ich mir auch irgendwie nicht vorsstellen, dass jemand mit seinem beruflichen Backgroud und immerhin ein erfahrener Familienvater Stress empfindet, wenn er mit mir einfach nur einen Kaffee trinkt.
Ich verstehe natürlich, dass die Situation mit seinem Kind ihn stark beschäftigt. Aber kann ein Mann in solch einer Lage überhaupt offen sein für eine neue Beziehung? Müsste er dafür nicht emotional stabiler sein?
Ich fürchte, ich habe mich schon ein wenig in ihn verliebt. Von seinem Charakter her ist er definitv ein sensibler, intelligenter und rücksichtsvoller Mensch, den ich ungern voreilig abschreiben möchte. Aber ich weiß nicht, ob hier realistische Hoffnung besteht, dass sich etwas Solides entwicklen kann.
Soll ich einfach abwarten und ihm Raum geben, damit er sich bei mir meldet, wenn er sich wieder wohler fühlt. Soll ich nachhaken, wenn er sich nicht zeitnah meldet (habe schließlich noch seine CD)? Will natürlich auch nicht zu aufdriglich wirken, v.a. nachdem er mich ja schon mal mehr oder weniger zum Abschied gedrängt hat.
Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob ich mich hier auf mein Bauchgefühl (sagt mir mittlerweile: schwieirig, vielleicht sucht er nur Zerstreuung in schwierigen Zeiten in mir) verlassen kann oder ob hier Geduld/vorsichtiges Herantasten das Zauberwort ist.
Habt ihr einen Rat für mich? Vielen Dank!
nixe