Was willst...
... Du nun hier hören? Konvertiere aus Liebe? Lass es bleiben, denn wer seine Mitte gefunden hat, braucht keine Religion, in der er sich "finden" kann?
Wenn man nach dem gesunden Menschenverstand geht, dann ist Religion lediglich eine Stütze für den Menschen anzusehen - nicht mehr. Wer demnach alle seine Entscheidungen von der Religion abhängig macht, hat den Sinn davon nicht kapiert und schießt über das Ziel hinaus. Man muss nach der Motivation fragen, die dahintersteckt.
Manche Menschen konvertieren als Erwachsene - weil sie endlich einen Sinn für ihr Leben gefunden haben, der sich darin erschöpft, fanatisch alles, was der "neue Glaube" gebietet, auch Wort für Wort genauso auszuleben und auszuführen. Die Religion wird in diesem Fall zu einer Droge, die einem Glücksgefühle vermittelt, wenn man sich pedantisch an alle Gebote und Verbote hält. Der Glaube an Himmel und Hölle bzw. an die Inhalte sind hier eher zweitrangig, - die Befriedigung wird eher aus der akribischen Befolgung der Form gezogen. Will sagen: Man fühlt sich toll, wenn man sich im Spiegel anschaut und das Kopftuch sitzt akkurat, wenn man den Gebetsteppich auf den Millimeter genau in die richtige Richtung ausgerollt hat, etc. blabla.
Diese Menschen erkennt man daran, dass sie zwar genauestens darauf achten, dass sie nicht mal Gummibärchen essen, weil ja Gelatine vom Schwein drin ist, aber es ihnen ÜBERHAUPT NICHTS ausmacht, dass das Rindfleisch, das sie essen, aus Massentierhaltung kommt oder die wahllos Eier kaufen, die von Geflügelfarmen stammen und nicht aus Freilandhaltung... Wahrhaft gläubig und tiefgründig!
Es gibt noch eine andere Sorte Gläubige: Diese sind streng religiös erzogen worden und können sich auch als Erwachsene nicht aus diesem "System" lösen, weil sie alles, was ihnen als Kind eingetrichtert wurde, nie hinterfragt haben - daher ist Schuld ist ihr ständiger Begleiter. Schuldgefühle, wenn sie ein Gebet verpassen, Schuldgefühle, wenn sie Sex haben, Schuldgefühle, wenn sie dies tun oder jenes oder etwas unterlassen... Solche Menschen erkennt man oft daran, dass sie zwar Dinge tun wie rauchen, trinken, etc. - aber beseelt sind davon, alle ihre "Vergehen" irgendwie wiedergutzumachen. Sie fühlen sich natürlich noch besser, wenn sie jemanden dazu bekehren, ebenfalls an dieses System zu glauben. Dein Freund gehört meiner Meinung nach zu dieser Sorte "Gläubiger".
Diese beiden Arten von Religiosität haben eines gemeinsam: Der gesunde Menschenverstand kommt nicht zum Zug. Bei der ersteren Gruppe aus dem Grund, weil dann ja der Inhalt ihres Lebens verloren ginge, wenn beispielsweise aus dem "Ich muss ein Kopftuch tragen" ein "Das Kopftuch ist gar nicht nötig" wird - dann kann man nicht mehr vorm Spiegel stehen und sich daran erfreuen, wie akkurat das Tuch sitzt und daraus die Befriedigung ziehen, dass man ja wahrhaft gläubig ist, weil man der Form nach alles richtig macht...
Bei den Menschen, die streng religiös erzogen worden sind, kommt es als Erwachsene oft dazu, dass sie dann alles tun, was sie nie durften - rauchen, trinken, Sex vor der Ehe haben - aber wenn sie nicht in der Lage sind, Religion lediglich als Stütze in ihrem Leben zu begreifen, sich mit der Rolle der Religion in ihrem Leben auseinanderzusetzen, wird auch hier der gesunde Menschenverstand nicht zum Zuge kommen und sie werden auch als Erwachsene immer einen zwiegespaltenen Eindruck nach außen vermitteln.
Ich sage nur eins: Wer mit sich im Reinen ist, wer Gutes tut, wer anderen ohne großes Nachdenken zu Hilfe eilt, auch wenn es mühsam ist, wer seine moralischen Prinzipien hat, nicht lügt und betrügt, wer zufrieden mit sich ist und dem, was er im Leben tut und noch vorhat, der wird Religion als Lebensinhalt nicht brauchen.
LG