Nach der Behandlung, als ich mit dem Auto nachhause fuhr, musste ich mir etwas eingestehen, was ich immer noch für äußerst peinlich finde: Ich habe mich in meinen Arzt verknallt und dass auch noch, obwohl ich in einer Beziehung stecke, welche seit ca. 2 Jahren läuft. Ich wollte mir zunächst dauernd einreden, dass ich mir diese Gefühle wohl nur einrede, schließlich passierte mir soetwas noch nie. Aber ich wusste immer, dass es möglich ist, sich in eine andere Person zu verlieben, trotz dass man in einer Beziehung steckt, egal ob man glücklich ist oder auch nicht. Nur muss man, nach meinen Ansichten nach, den Kontakt zu dieser Person, in die man sich verliebt hat, abbrechen, um die eigene Beziehung nicht zu gefährden. Es kann definitiv jeden passieren, nur MUSS man wissen, wie man damit umgeht. Ich war immer der Überzeugung, dass ich dem nicht nachgehen würde, aber jetzt bin eben auch nicht in einer sehr glücklichen Situation.
Ich fange mal von Vorne an:
2 Jahre läuft die Beziehung mit meinem jetzigen Partner, davor war ich in einer schrecklichen, zerstörerischen Beziehung. Es gab ein hin und her zwischen dem vorigen und jetzigen Partner, bis zu dem Zeitpunkt, dass ich die Beziehung mit dem vorigen Partner entgültig beendete und mit meinem jetzigen dauerhaft zusammen kam. Mein voriger Partner hatte mich sehr schlecht behandelt gehabt (war untreu, lügte mich immer an, machte mich bei seinen Freunden/innen schlecht, warf mich aus seiner Wohnung etc.), jedoch tollerierte ich dies, weil ich ihn liebte. Ich weiß wie unsinnig das war und ich dadurch auch viel erleiden musste, mehr als eine Trennung gekostet hätte.
Jetzt bin ich mit meinem jetzigen Partner zusammen, welcher dauernd Angst hat, mich zu verlieren. Es ist verständlich, da ich ihn öfter ja verlassen hatte, um zum vorigen zurück zu gehen. Das Problem ist, dass unsere Beziehung unter den Umständen sehr leidet und jeder irgendwie Angst hat, dass der andere was macht (fremdgehen, verlassen etc.). Wir streiten andauernd, ich war mehrmals kurz davor die Beziehung zu diesem Menschen zu beenden.
Die Beziehung ist manchmal unerträglich. Ich wohne mit meinem Partner zusammen, er lässt mich manchmal nicht in Ruhe für die Uni arbeiten, weil wir wieder zu streiten begonnen hatten. Abends, wenn wir schlafen gehen, fragt er 10x nach, ob alles in Ordnung ist. Ist ja auch schön und gut, aber irgendwann nervt es, weil er stark übertreibt. Denn dann sage ich, dass alles in Ordnung ist und er hackt immer noch drauf rum und sagte, dass er sich Sorgen macht. Er hat dauernd Angst, dass Theater entstehen würde. Genauso hat er Angst, dass am nächsten Morgen Theater entsteht, deswegen fragt er wohl lieber abends 10x, was dann oft der Grund für einen Streit ist. Er engt mich dermaßen ein, dass ich das Gefühl habe, dass ich in einem Gefängnis wäre. Dann komme ich auch öfter damit, dass wenn er sich nicht ändert, ich mich trennen werde. Dadurch steigt natürlich seine Angst und er provoziert immer mehr genau das, wovor er Angst hat: dass ich ihn verlasse.
Aber wenn ich ihm das erkläre, versteht er das im Nachhinein. Aber mitten in der heilken Situation macht er weiter, engt mich weiter ein etc., sodass ich am liebsten weglaufen würde. Das Problem ist, dass ich durch die Beziehung zu ihm soziale Kontakte mehr vernachlässigt habe und dementsprechend keine Freunde mehr habe. Würde ich mich von ihm trennen, hätte ich "nur" noch meine Familie, die mich stützen könnte. Ich habe Angst vor dem Alleine sein, sodass ich in dieser Beziehung verharre. Vor 3 Monaten noch, hat er sich selbst bei Streitigkeiten auf dem Boden geworfen und rum geschrien, Türen zugenallt, sodass in 3 Monaten 3x die Polizei vor der Tür stand - weil er so laut war, dass ein Nachbar dementsprechend handelte.
Im Übrigen: Wenn ich was mit ihm unternehme, dann gehen wir nur ins Kino. Ausnahmsweise auch mal shoppen oder an Weihnachten auf dem Weihnachtsmarkt. Aber im Januar waren wir z. B. kein mal draußen. Da ich ja keine Freunde habe, bin ich nur noch dabei für die Uni zu lernen oder am Wochenende abends mit ihm zu verbringen. Am Wochenende kommt er immer wieder mit etwas, was ihn davon abhält, mit mir was zu unternehmen: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Bauchschmerzen, Bedrücktheit. Ich leide sehr darunter, weil ich einen Partner möchte, der mit mir auch mal was zusammen unternimmt. Außerdem bin ich, bezüglich Sex, überwiegend diejenige, die auf IHN zugeht. Er selber tut es selten, weil er Angst hat, dass es nicht klappt (entweder er bekommt keinen hoch ODER er kommt viel zu früh). Ich fühlte mich deswegen oft nicht begehrenswert. Ich selber habe übrigens starke Probleme mit meinem Selbstbewusstsein und bin deswegen auch noch in Therapie. Das ist das Ergebnis meiner vorigen Beziehung gewesen, wo mich mein voriger Partner erniedrigt hatte und ich es zuließ. Auch er ist in Therapie, weil er sich ändern möchte. Doch bis jetzt war ich in 3 Monaten wieder nur 2 mal dort. Ich habe ihm gesagt, dass er Bücher dazu lesen könnte, aber er wollte es zunächst nicht, weil er es unsinnig findet. Jetzt hat er nach meinem dringenden Wunsch, sich doch die Bücher gekauft, die ICH ihm rausgesucht habe, aber lesen tut er maximal 1 mal die Woche darin. Stattdessen sind wir weiterhin dauernd am steiten.
JETZT NOCHMAL ZUM THEMA:
Ich war vor 1 1/2 Wochen im Krankenhaus, um einige Sachen überprüfen zu lassen. Den Arzt hatte ich mal ein Jahr zuvor gehabt, aber da war nichts dabei. Auf jeden Fall habe ich mich in ihm verknallt, wofür ich mich schäme, schließlich ist er 20 Jahre älter als ich. Diese Gefühle habe ich aber erst auf dem Rückweg nachhause verspürt, sonst hätte ich sicher auch mal schauen können, ob er vielleicht einen Ring trägt und verheiratet ist etc. Mir ist das so peinlich alles, ich wollte das zunächst komplett unterdrücken und nicht wahr haben wollen. Aber jetzt muss ich dauernd an diesen Menschen denken, den ich nicht mal kenne - ganz schön bekloppt. Ich habe mich die ersten Tage gut ablenken können, da ich sehr viel für die Uni zu tun habe, aber dann dachte ich doch wieder häufiger an ihn, sodass ich starke Sehnsucht nach diesem Menschen habe. Normalerweise hätte ich dies rein rational abgeblockt, aber in meiner jetzigen Situation, in einer unglücklichen Beziehung, wollte ich es dann doch nicht. Es geht einfach nicht.
Sooo und nun meine Frage an euch: Was sollte ich tun, bezüglich meinem Partner? Ich habe ihm vor einigen Tagen gebeichtet, dass ich mich in meinem Arzt verliebt habe. Mein Partner findet es natürlich bedrückend und hat nun natürlich noch mehr Angst. Aber ich wollte zu ihm ehrlich sein. Ich habe 1 Woche gebraucht, um es ihm zu sagen, weil es mir einfach so peinlich ist und ich dachte, dass die Gefühle schwinden würden, es also nur eine reine Verknalltheit war. Ich hätte sowieso nicht gedacht, dass mir sowas passieren könnte. :-( Ich weiß nun nicht, was ich machen soll. Den Arzt sollte ich rational gesehen vergessen, schließlich sind Ärzte immer zu ihren Patienten nett, aber es steckt da nichts hinter. Außerdem bin ich 22, was sollte er von einer 22 Jährigen wollen? Aber wenn ich ehrlich bin: Mein jetziger Freund ist 6 1/2 Jahre älter als ich und trotzdem erscheint er mir als sehr unreif. Ich habe schon früh den Wunsch gehabt, den "Richtigen" zu finden und diesen möglicherweise zu heiraten, bin selber nie partymäßig etc. drauf gewesen, wie es bei vielen in meinem Alter der Fall ist. Ich wollte mit meinem jetzigen Partner eine ernste, liebevolle Beziehung mit Zukunft. In guten Zeiten dachten wir an einer Heirat, doch mir erschien dies oft mehr als eine Illusion, aufgrund der Problematiken. Ich bin da oft mehr realistisch, während mein Partner sich in seinen Träumen verfängt und nicht wahrhaben will, dass unsere Beziehung ein Ende nehmen könnte, wenn sich was nicht ändert.
Endlich konnte ich mal bezüglich dieses Thema, zumindest im Internet, Luft rauslassen. Vielleicht kann der eine oder andere meine Situation nachfühlen. Aber bitte: Seid auch kritisch: Ich weiß, dass auch ich vieles falsch gemacht und zugelassen hatte. Ich will aber auch MICH ändern.
Ich danke euch fürs Lesen.
Liebe Grüße
MissLightt