daria_12094677Wenn wir einmal davon ausgehen, ...
dass Eure Anteile an der Geschichte gleichwertig sind, dann würde ich das auch so leben. Es kann nicht richtig sein, dass der eine - in diesem Fall Du - Männchen macht und der andere schaut, ob Du auch richtig schön Männchen machst.
So wie Du es beschreibst, ist er sich seines Anteils gar nicht bewußt und Du hast Dir die Schuldkappe angezogen.
Es gibt da eine Ursache - die Defizite, die Du gespürt hast und die darauf beruhten, dass er Dich mehr oder weniger gar nicht mehr wahrgenommen hat - und es gibt die Auswirkung, dass Du Dich daraufhin mit einem anderen Mann getroffen hast. Du zeigst ihm nun, dass es diese Auswirkung nicht mehr geben kann, da Du ja nicht mehr alleine weggehst usw.
Aber viel besser wäre doch, wenn er verstünde, dass es auch sehr stark an ihm liegt, ob sich Vorkommnisse wiederholen.
Hätte er verinnerlicht, dass Du gar nicht auf den Trichter kommst, nach anderen Männern zu schauen, wenn er sich auch nur halbwegs vernünftig um Dich kümmert, würde ihm das die Angst nehmen, wenn Du auch mal alleine los ziehst, was wiederum den Vorteil hätte, dass Du Dich wohl fühlst, weil Du diese Züge durch die Gemeinde - oder was auch immer - ohne schlechtes Gewissen geniessen könntest.
" ... aber ich bin es ja selbst Schuld, das ich es nicht mehr kann, oder? ... "
Du jagst Dich selbst ins Bockshorn. Du hast auf einen unerträglichen Zustand reagiert, den er größtenteils so eingerichtet hat. Mach Dir klar, dass Du maximal für die Hälfte verantwortlich bist und nicht für 90%. Und Du hast Dir nicht einen anderen Mann gesucht, weil die Gelegenheiten dazu da waren, sondern weil Du es zu Hause nicht mehr ertragen hast. Deshalb muss Deinem Mann klar sein, dass es an der Situation in Eurer Beziehung liegt und nicht daran, ob Du irgendwelche Gelegenheiten hast, Männer kennenzu lernen oder nicht. Und damit ist es dann auch Unsinn, sich selbst so zu beschränken und nicht mehr alleine aus dem Haus zu gehen. Auf Dauer führt diese Beschränkung lediglich zu neuem Unmut, Frust und Ärger.
" ... irgendwann wird er mir wieder vertrauen ... "
Denkt er auch so? Sagt er sich: 'Sie glaubt daran, dass ich alles dafür tue, diese Beziehung so lebendig zu erhalten wie sie im Moment ist' ?
So wie Du es schreibst, wirkt es auf mich ungleich. Auf der einen Seite der liebe Papa, der eigentlich so gut wie nix verkehrt gemacht hat und auf der anderen Seite das ehemals böse Kind, das nun alles daran setzt, den lieben Papa davon zu überzeugen, dass sie nicht mehr böse sein wird.
Für meinen Geschmack sollten sich Eure Anstrengungen die Waage halten, aber ich glaube, das tun sie nicht, mal davon abgesehen, dass ich diese Freiheiten, von denen Du sprichst, für selbstverständlich halte und gar nicht darüber diskutieren würde, ob ich jetzt alleine weggehen darf oder nicht.
" ... Wie sollte ich mich deiner Meinung nach Verhalten? Soll ich noch mal mit meinen Feundinnen alleine weggehen? Soll ich ihm keine Rechenschaft mehr ablegen? Aber wie soll er dann wieder Vertrauen in mich bekommen? ..."
Jeder sollte sich in einer Partnerschaft wohl fühlen und dazu gehört, die Dinge zu tun, die einem Spass machen. Rechenschaft in einer Partnerschaft abzulegen halte ich für ganz problematisch - vielleicht auch noch eine oberste Instanz für Inquisition, wenn man nicht genügend Rechenschaft abgelegt hat? Wenn Du ihm erzählen magst, was Du erlebt hast, ist es ok und wenn Du es nicht magst, ist es genauso ok, aber nix mit Rechenschaft. Denn wenn er Dir vertraut, brauchst Du keine Rechenschaft und wenn er Dir nicht vertraut, kannst Du auch einen vom Pferd erzählen, es ist ja sowieso egal, denn er vertraut Dir ja nicht.
Wie er wieder Vertrauen in Dich bekommen soll? Ganz einfach, indem er Dir einen Vorschuß gibt, wenn er überzeugt davon ist, dass Eure Partnerschaft noch einen Sinn macht. Genauso wie Du ihm einen Vertrauensvorschuß dahingehend entgegen bringst, dass Du glaubst, dass Eure momentane Situation anhalten und er nicht wieder in frühere Verhaltensmuster zurückfallen wird.
Es ist eigentlich immer das gleiche Spiel und mit einem Seilziehen zu vergleichen. Wenn beide gleich stark ziehen oder gleich stark nachgeben - wie man will - wird keiner über seine Grenze gezogen, aber sobald einer zu sehr nachgibt, kann der eine seine Interessen besser und der andere im gleichen Maße seine Interessen schlechter verfolgen. Deshalb sind Paarbeziehungen in gewisser Weise ja auch immer Machtkämpfe, vor allem in recht frühen Zeiten und nur wenn es sich die Waage hält, können beide sich gleichermaßen in dieser Beziehung wohl fühlen. Es gibt dann sozusagen keinen Nettozahler und keinen Nettoempfänger ;-)
Wie fühlst Du Dich bei dem Satz 'Irgendwann gebe ich Dir Deine Freiheiten wieder zurück'?
Sollte ich nicht viel eher darauf achten, nicht zu verhindern, dass der andere Dinge tut, bei denen er sich wohl fühlt? Denn wenn er sich wohl fühlt, verweilt er doch eh viel lieber in der Beziehung mit mir.
Lieben Gruß
Larsen