Hallo Hiltrud,
laut Adam Riese sind es 20 Jahre und keine 30 Jahre Altersunterschied. Das erst mal vorweg.
20 Jahre - hm.
Wenn sie 40 und er 60 wäre, fände ich es überbrückbar.
Aber so kann ich Deine Sorgen verstehen.
Mit 19 glaubt man noch an die große Liebe, und steigert sich da gern so rein, daß man alles dafür stehen und liegen läßt. Auch die Ausbildung. Auch die Freunde. Auch die Eltern. Man ist noch formbar. Stark beeinflußbar. Wird rasch hörig, wenn jemand es nur geschickt genug anstellt. Gleichaltrige Jungs sind da oft nicht so interessant, weil die noch unreif sind, verspielt, sexuell rumexperimentieren wollen und natürlich auch noch keine finanzielle Grundlage haben, um die möglichen Folgen dieser ersten Sexbegegnungen adäquat mittragen zu können.
Ein Mann Ende 30 hingegen kann Deiner Tochter vor allem drei Dinge bieten: Eine starke finanzielle Schulter, jede Menge sexuelle Erfahrung und ein subjektiv gefestigtes Weltbild, sprich: Er weiß, was er will - sie - und bringt das womöglich auch anders rüber als die Teenies auf ihrer Schule.
Wie auch immer: Ich fürchte, Dein Mann hat recht - dem Gesetz nach ist sie volljährig und wenn Du Dich jetzt einzumischen beginnst, wirst Du aller Voraussicht nach eine Trotzreaktion hervorrufen.
An Deiner Stelle würde ich den Mann mal zu mir nach Hause einladen und ihn erst mal kennenlernen wollen. Du willst doch sicher wissen, mit wem Deine Tochter Umgang pflegt? Ruhig im Beisein Deiner Tochter solltest Du ihm die Fragen stellen, die man als Eltern so stellt: Was machen Sie beruflich, waren Sie schon mal verheiratet, haben Sie bereits Kinder, wie stellen Sie sich die Beziehung zu unserer Tochter vor, wie gedenken sie damit umzugehen, wenn sie in Kürze - vielleicht in einer ganz anderen Stadt? - studiert, etc.
Ich würde vor allem klarstellen, daß Eure Tochter Euch sehr am Herzen liegt, daß sie etwas ganz Besonderes ist, und daß Ihr von ihm mit aller Selbstverständllichkeit erwartet, daß er sie entsprechend behandelt. Und ihn natürlich darauf festzunageln suchen, daß er entsprechende Absichten ihr gegenüber hegt.
Vielleicht ist er ja tatsächlich eine ehrliche Haut, die vom Leben schwer geprüft wurde und jetzt bei Eurer Tochter im Hafen der Liebe angestranded ist? Vielleicht hat er ihr tatsächlich mehr zu bieten als irgendso ein hirnloser Teenie, der sie mit Lara Croft & Co. verwechselt? Vielleicht kann sie von dieser Beziehung tatsächlich profitieren, vielleicht hat er interessante Kontakte, die sie beruflich weiterbringen? Vielleicht ist er sogar bereit, ihr Studium finanziell zu unterstützen, sie wirklich voranzubringen? Vielleicht wünscht er sich tatsächlich nicht nur ein blutjunges Betthäschen, sondern eine Partnerin, die er nicht nach seinem Willen formen, aber bei der nun anstehenden Twen-Phase mit all ihren bevorstehenden, schwerwiegenden Entscheidungen und Entwicklungen (Berufswahl, etc.) unterstützen will?
Du wirst es nur erfahren, wenn Du diesen Mann kennenlernst. Und ich würde an Deiner Stelle auch ruhig in Gegenwart Deiner Tochter solche Fragen aufwerfen. Hat er wirklich ehrliche Absichten, wird er ruhig und sicher durch dieses Gespräch kommen - sollte für einen gestandenen Mann eigentlich keine schwere Übung sein. Ist es anders, wird auch Deine Tochter hoffentlich ein Störgefühl entwickeln. Vielleicht erst mal in Eure Richtung. Und sicher wird sie es nicht sofort zugeben. Aber im Hinterkopf fängt es womöglich an zu arbeiten, auf diesen Effekt solltet Ihr setzen.
Mehr könnt Ihr nicht tun. Solltet Ihr auch nicht, weil:
Vielleicht ist er wirklich ein prima Kerl.
Dann solltet Ihr dem Glück der beiden auch nicht im Weg stehen, sondern es fördern.
Mascha