Bei mir ist es folgendermaßen: Mein Freund und ich sind mittlerweile seit 2,5 Jahren zusammen. Und bereits von Anfang an erlebten wir durch ihn induzierte Höhen und Tiefen, die mittlerweile nur noch für mich von Bedeutung zu sein scheinen. :!!!:
Unsere Geschichte ist die: Er war mein Nachbar und wir begegneten uns zufällig auf einem Parkplatz zuwischen unseren Wohnungen. Ich fiel ihm wohl mehr auf als er mir. Jedenfalls, nachdem er dann recht angemessen um mich warb und ich auch mal reagierte, trafen wir uns 3 Monate, hatten Dates zum Abendessen, redeten viel, wenn ich mal zu ihm kam, aber alles ohne sexuelle Nähe. Ich erklärte ihm, daß ich wirklich einen Mann mit Zukunftspotenzial suche und nicht irgendein Abenteuer und daß wir lieber nichts miteinander anfangen sollten, wenn er das nicht so sieht und ich dann lieber alleine bliebe. Er versicherte mir, daß er das auch wolle und so landeten wir nach 3 Monaten im Bett. Ich war mir so sicher und habe ihm wirklich vertraut, weil ich ihm die Vertragsmodalitäten klar darlegte und er zustimmte. Es fühlte sich so richtig an. :AMOUR:
Nach 3 Wochen erklärte er mir, daß er sich seiner Gefühle nicht sicher sei usw. Ich trennte mich von ihm (ca. 1 Wo), weil ich so ein Hin und Her nicht wollte. Er bat mich zurück, weil er mich so sehr vermißte. Als ich bei ihm war, hatte ich das unbedingte Gefühl, in sein Handy schauen zu müssen. Ist vielleicht nicht die tolle Art, aber es war richtig so. Ich fand darin einschlägige SMS und gestand es ihm als persönliche Schwäche zu, sich sexuell anderweitig jede Tür offen zu halten, während er eigentlich über unsere noch junge Beziehung nachdenken sollte. Ich stellte fest, daß ich ein Kind von ihm erwartete. - Ziemlich früh, dachte ich, aber sei es drum. Ich sagte ihm noch nichts davon, weil ich selbst erstmal klar werden mußte. Mittlerweile waren 6 Wochen vergangen, nachdem wir miteinander intim worden. :?:
2 Wochen später schaute ich erneut in sein Handy. Er war angeblich ein Wochenende bei seinen Eltern und hat mir glaubwürdig von den Schwierigkeiten dort berichtet. In dieser Nacht schaute ich wieder in sein Handy. Wieder einschlägige SMS - darunter auch eine von "Janine", die sich für das schöne WE bedankte... Darüberhinaus hat er sich wohl noch mit 6 anderen Damen getroffen. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat - rein zeitlich, meine ich. Wir haben uns fast jeden Tag gesehen, allerdings habe ich ihm natürlich noch Freiräume gegeben, sich mit Freunden zu treffen. Andererseits hatte er auch manchmal Nachtdienst (er ist Arzt) aber nicht auffällig. :-/
Ich war geschockt! Ich dachte, er sei sich sicher, weil er mich zurückgebeten hatte, statt dessen vö**** er fleißig weiter durch die Gegend und belügt mich so sehr. Ich habe ihn da nicht verstanden, er hätte mich doch gar nicht zurückbitten müssen. Das war echt verletzend. Ich konfrontierte ihn damit, er fiel nur ins Bett mit dem Rücken zu mir und antwortete einfach nicht mehr. Wobei ich ihm eigentlich keine schwierigen Fragen stellte, nur eine Erklärung wollte. Ich mußte dann aber auch zur Arbeit und am Flughafen eine 12-Stunden-Schicht schieben. Die schlimmste meines Lebens. Der Schmerz war wirklich unermeßlich groß, weil ich ja auch wußte, daß ich sein Kind trug, aber nicht nur deshalb. Jeder, der es schon mal erlebt hat, weiß, wie es sich anfühlt - und dann noch 12 Stunden lächeln für einen Studentenjob??? Ich mußte mir mit einer Nadel tief ins Bein stechen beim Kundenkontakt, damit es woanders weh tut und ich meine Tränen irgendwie kontrollieren konnte (gelang nicht immer). :TRISTE:
Nachdem ich ihn per SMS ausgiebig beschimpft hatte und mir überlegt hatte, was ich ihm antun will, wovon ich allerdings absah, weil Rache kein Weg ist, trat die Trauer ein. Die eigentlich sonnigen Tage waren nur noch grau. Er wohnte mir direkt gegenüber und ich war unendlich traurig. Vor allem, weil ich nicht wußte, wie mich mein Gefühl so sehr täuschen konnte. Ich habe mich bei ihm so sicher, so richtig gefühlt...
Später, noch während wir getrennt waren, habe ich ihm gesagt, daß ich unser Kind freudig erwarte, aber ich verlor es. Ich kann verstehen, daß es ging. - Wer will schon in einer depressiven Mutter aufwachsen? - Das ist eine der Sachen, die ich ihm nicht verzeihen kann.
Nachdem ich das Kind verlor, trafen wir uns erneut und redeten nochmal. Als wir uns zum Abschied umarmten, spürte ich immernoch diese intensive Liebe zu ihm. Wir haben es nochmal miteinander versucht. - Eigentlich recht erfolgreich. Wir sind uns momentan sehr nahe, trotzdem er mittlerweile 200 km entfernt wohnt. (Kurz nachdem wir uns wiederfanden, ist er beruflich weggezogen - vielleicht auch gut für uns beide.)
Bis vor 7 Monaten hatte ich noch das unbedingte Bedürfnis, immer in sein Handy schauen zu müssen, was er auch manchmal mitbekam - wie unsexy für mich! Ist blöd, aber ich mußte das unbedingt tun und hatte ihm auch erklärt, wie ich mich fühle und warum ich das tue. Wenn er wollte, könnte er auch ganz unbehelligt an meins gehen. Ich lasse es immer herumliegen, auch wenn ich nicht im Raum bin - im Gegensatz zu ihm, der es selbst auf die Toilette mitnimmt.
Bereits 2 Mal hatten wir über seine Seitensprünge gesprochen und alles, was er dazu zu sagen wußte, war nur, daß es ihm Spaß gemacht hat, daß es nicht schlimm war und daß alles, was ihm daran leid tut der Fakt ist, daß es mir weh getan hat. Für mich ist das eine unbefriedigende, gar kränkende, respektlose Antwort. Wie empfindet Ihr das? Reagiere ich da über. Es ist soviel deswegen verloren gegangen.
Womit ich ganz konkret Schwierigkeiten habe, ihm zu verzeihen, ist, daß er mich meiner Gefühle ihm gegenüber beraubt hat - dieser Sicherheit, Verliebtheit , das Gefühl, an seiner Seite richtig zu sein und ihm bedingungslos vertrauen zu können - allerdings nicht der Liebe, und vor allem daß unser Kind gestorben ist, weil er sein Geschlechtsorgan nicht bei sich behalten oder bei mir lassen konnte. Sexuell hatten wir nie Probleme und haben es auch bislang nicht. Ich frage ihn öfter, aber ihm fehlt gar nichts, er ist voll zufrieden und mir auch nicht, auch damals...
Ist es denn so wichtig gewesen, herumzuvö****, daß unser Kind und eine grundlegend sehr positive Beziehung dafür geopfert werden mußten? Ich kann mit der Relation nicht umgehen, was alles gestorben ist dafür, daß er heute wahrscheinlich nicht mal mehr ihre Namen kennt, sich nicht an ihre Gesichter erinnern kann. Dafür ist unser Kind gestorben - und ich trauere noch heute.
Ich bin wütend, weil ich das alles alleine tragen muß. Ihn kümmert das gar nicht. Er hat nichts als flapsige Worte für seine Tat und deren Resultate übrig. Ich mußte ganz allein daran arbeiten, daß ich ihm wieder vertrauen kann, nicht mehr das Bedürfnis habe, in sein Handy zu schauen, ihm wieder glauben kann, daß er mit einem Freund unterwegs ist. Ihn hat das alles gar nicht so sehr tangiert. Er sagte auch oft, ich solle nicht mit den alten Geschichten kommen, wenn ich darüber reden wollte und endlich mal den Grund erfahren wollte. Es wäre wohl schon ewig her (das war beim ersten Gespräch gerade mal 6 Monate her). Wahrscheinlich hat er ein anderes Zeitempfinden und auch einen ganz anderen Bezug zu der Sache. Er hat dieses Wesen ja nicht in seinem Körper getragen, sondern ich. Und sein Vertrauen wurde ja auch nicht so dermaßen mißbraucht.
Sorry für den langen Beitrag, aber kürzer konnte ich nicht erzählen. Habt Ihr denn schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht? Gibt es einen Weg, das zu verzeihen, wenn er sich der Sachlage gegenüber dermaßen gleichgültig äußert, während sie mir anscheinend mehr bedeutet, als ihm? Ich glaube, er weiß gar nicht, daß ich ihm eigentlich die Schuld am Tod unseres Kindes gebe (vielleicht hätte ich einfach auch nicht so sehr trauern müssen und mich mehr auf mein Kind, dieses Geschenk, freuen sollen...) und daß ich ihn beschuldige, weil ich nicht mehr das Gleiche für ihn fühlen kann, wie vor seiner Fremdgeherei. Ich habe das immer mal angedeutet, indem ich sagte: "Bevor Du das gemacht hast, hatte ich so viel Nähe zu Dir." Nun ja, wird wohl nicht auf Gegenseitigkeit beruht haben, sonst wäre er nicht fremdgegangen. Ich glaube, bei ihm hat es sich langsam entwickelt, wie es sich bei mir dann auch erst wieder entwickeln mußte, aber auf das gleiche Level ist es bei mir nie wieder gekommen, während seinerseits sehr viel Nähe entstanden zu sein scheint. Ich finde das so schade - und das nur für ein paar Geschlechtsakte, die er auch mit mir haben kann... Wozu denn das Ganze? Ich bin sauer, enttäuscht, traurig und finde einfach keine Antworten - vor allem nicht bei ihm.
Habt Ihr irgendeinen Rat? Wäre mir langfristig wirklich wichtig.
Vielen Dank im Voraus.
Claudia