Hallo,
du bist auf Drogenentzug, wirklich und buchstäblich - bei dieser Art von Verliebtheit laufen im Hirn ein paar ähnliche Vorgänge ab und werden zum Teil dieselben Substanzen ausgeschüttet wie bei einer Drogenabhängigkeit.
Also versuch für nen Moment deine Gefühle aus der Sache rauszunehmen, und dann verhalte dich genauso wie bei nem Drogenentzug (bzw. so wie du weißt, wie man's bei einem Drogenentzug eigentlich machen müsste ;) ). Sprich: Kontaktabbruch, und das möglichst konsequent, dauerhaft und auf allen Kanälen. Kein Gespräch mehr, das bringt eh nix.
Denn dass dein Ex längst nicht so viel Interesse an dir hatte wie du an ihm, das kann man als Außenstehender leicht aus deiner Beschreibung rauslesen. Du schreibst selber, dass du dich in der Beziehung immer unwohl gefühlt hast: das kommt vermutlich daher, dass du dieses Machtgefälle zu deinen Lasten (denn darauf läufts ja letztlich raus, wenn in einer Beziehung einer deutlich mehr Gefühle hat als der andere) gespürt hast.
Also, dein Ex tut dir nicht gut, so wie einem auch sonstige Drogen auf Dauer nicht gut tun, und deshalb solltest du den Kontakt zu ihm komplett abbrechen und den Entzug durchziehen. Er hatte völlig Recht, als er dir gesagt hat, dass er dir nicht das geben kann, was du von ihm erwartest. Das ist letztlich niemandes "Schuld", und du brauchst dich auf keinen Fall schuldig zu fühlen, nur weil er nicht so verliebt in dich war wie umgekehrt. Verlieben kann man nicht mit irgendwelchen Verhaltensweisen erzwingen, da ist auch viel Hormone und Zufall und so Zeugs dabei, und in deinem Fall war's halt nix und fertig.
Vielleicht beschäftigst du dich auch mal mit dem Thema Oxytocin und was es mit dem Hirn speziell von Frauen anrichtet ;) - kurz gesagt, Oxytocin ist ein Bindungshormon, das bei intensivem Körperkontakt über nen längeren Zeitraum ausgeschüttet wird und speziell bei Frauen bewirkt, dass sie sich an die betreffende Person emotional binden, besonders wenn dieser Körperkontakt in Sex besteht. Eigentlich ist dieses Hormon unter anderem für die frühe Bindung zwischen Mutter und Kind bei Säugetieren und für die Produktion von Muttermilch "zuständig", und das erklärt wahrscheinlich auch, warum Frauen meistens viel stärker von den Auswirkungen betroffen sind als Männer, also sich viel leichter über Sex verlieben. So eine oxytocin-verursachte "Verliebtheit" erkennt man oft z.B. daran, dass man auf Nachfrage gar nicht so genau sagen kann, welche Eigenschaften an der betreffenden Person sie eigentlich so liebenswert machen und was man an ihr so toll findet, dass man unbedingt mit ihr zusammen sein muss ... und oft gibt's da auch gar nicht so viel an Gemeinsamkeiten.
Die gute Nachricht in dem Fall ist, dass man eigentlich "nur" durch den Liebeskummer bzw. den Entzug durch muss, und wenn du ihn in ein paar Wochen aus deinem System rausgeschwitzt hast, dann ist es auch vorbei und es geht dir wieder gut. Tu dir aber den Gefallen und stalke ihn nicht auf sozialen Netzwerken oder frag seine Kumpels nach ihm aus - das ist, wie wenn man beim Entzug wieder ein bisschen von seiner Droge einwirft, d.h. es geht dir dann zwar für kurze Zeit ein bisschen besser, aber tatsächlich setzt es dich wieder auf Anfang zurück, verlängert deine "Leidenszeit" also bloß. Du brauchst dich nicht selber fertig zu machen, falls dir doch ein Rückfall passiert - es ist sehr schwierig, einen Entzug ganz ohne Rückfall durchzustehen. Aber arbeite dran, dass es möglichst wenig passiert.
Gute Freundinnen können auch ne Hilfe beim Entzug sein, indem sie dir zuhören und dich auffangen, aber dir auch als "Stimme der Vernunft" immer wieder aufzählen, warum es ne blöde Idee ist, wieder Kontakt aufzunehmen, und warum du ohne ihn sowieso viel besser dran bist. Wenn du keine Freundinnen hast, die dir jetzt helfen könnten, nimm zur Not das Forum hier. ;)
Und wenn sonst irgendwas in deinem Leben falsch läuft, was bewirkt, dass dich diese Trennung härter trifft, als es eigentlich sein müsste - was weiß ich, falscher Job / falsche Ausbildung, niedriges Selbstwertgefühl, Ärger mit der Familie oder was-auch-immer -, dann kümmer dich um diese Probleme und tu was dagegen.
Ganz wichtig ist wie bei jedem Liebeskummer, dass du dir selbst was Gutes tust. Auch wenns zu Anfang nur ein kleiner Spaziergang im Feld ist, bei dem du die Natur um dich rum bewusst wahrnimmst. Aber auch neue Hobbys, Kontakte usw. gehören dazu, sobald es dir körperlich ein bisschen besser geht. Das dient dazu, zu spüren, dass du auch ohne deinen Ex ein wertvoller und liebenswerter Mensch bist.
lg
cefeu