Sucht ist ganz klar von der WHO als Krankheit definiert und taucht in allen medizinischen Manualen auf. Das Schwierige an der Krankheitsbewältigung ist für den Betroffenen nicht nur der körperliche Aspekt, sondern in einem hohen Maß der psychische Effekt (Leistungssteigerung, Hochgefühl, innere Ruhe, das Gefühl, über den Dingen zu stehen), der beim Aufgeben der Sucht wegfällt. Der Betroffene muss in einer Therapie erlernen, darauf zu verzichten und es auszuhalten. Das ist nicht einfach. Der Partner von Bellealena "funktioniert" ja hervorragend, da ist die Änderungsbereitschaft voraussichtlich relativ gering.
Liebe Bellealena, wo ich allen hier Recht gebe: Die Verantwortung für seine Sucht liegt bei deinem Partner. Deine Hilfsmöglichkeiten sind begrenzt. Du kannst ihn informieren, wo er Hilfe bekommt - die Schritte dazu muss er selbst gehen. Du kannst ihn insofern helfen, indem du dich aus deiner Co-Abhängigkeit herausbegibst und deinerseits Verantwortung für dich übernimmst. Warum du ihn damit hilfst? Dein Partner bekommt in erster Linie die positiven Auswirkungen des Koks-Konsums zu spüren: es klappt bei der Arbeit, er ist erfolgreich. Dass er dabei ist, mit seiner Sucht eure Beziehung zu zerstören, bekommt er gar nicht mit, weil du ihn psychisch in Watte packst und ganz übergriffig ihm seine Verantwortung entziehst. Wenn du für dich Verantwortung übernimmst, sprich: es ernstnimmst, dass es dir in der Beziehung nicht gut geht und du dauerhaft daran Schaden nimmst, heißt das, dass auch eine Trennung eine Option ist. Das ist deine Option, wenn dein Partner nichts ändert. Und indem du ihm das klarmachst, wird (vielleicht zum ersten Mal überhaupt) deutlich, dass seine Sucht auch negative Konsequenzen hat. In dem du deine Grenzen selber ernst nimmst UND sie deinem Partner aufzeigst, ermöglichst du ihm also, das alles unter einem anderen Gesichtspunkt zu sehen.
Wenn es dir schwer fällt: die meisten Suchtberatungsstellen bieten auch eine Angehörigenberatung (dazu gehören auch Partner) an. Wenn du dich selbst nicht ernst genug nimmst, stellt sich die Frage, ob du unter mangelndem Selbstbewusstsein leidest, das Gefühl der verantwortlichen Helferin brauchst, und ob es daher nicht auch für dich eine Option ist, daran (möglicherweise mit therapeutischer Unterstützung) zu arbeiten. Oft ist es nämlich so, dass sich unbewusst, fast schon magnetisch, genau die Partner finden, die sich in einer so unglückseligen Konstellation halten: der Abhängigen stärkt vordergründig das Selbstwertgefühl des Co-Abhängigen, weil dieser das Gefühl hat, der (einzige) starke Helfende zu sein. Da damit fälschlicherweise alle Verantwortung beim Co-Abhängigen liegen, dies jedoch völlig wirkungslos ist, kann der Abhängige in aller Ruhe weiter konsumieren.
Du kannst also daran ansetzen, deine eigene Rolle in diesem Sucht-System mal zu reflektieren. Und dann genau dort eine Veränderung einzubringen. Das geht aber nur, wenn du bereit bist, die Verantwortung für dich zu übernehmen und dich von der deines Partners abzugrenzen. Das braucht ein solides Selbstwertgefühl - dafür bist du verantwortlich.