Mein Name ist Daniel, ich bin 28 Jahre alt, bin seit zwei Jahren mit meiner Freundin Ines zusammen und war vor einem halben Jahr im Puff.
Über einen unglücklichen Umstand hat meine Freundin davon erfahren und ist berechtigterweise enttäuscht. Wir sind zwar weiterhin zusammen, dennoch lastet dieses Ereignis schwer auf unserer Beziehung.
Ich schreibe diesen Artikel, um allgemein mit euch darüber zu diskutieren, wie ein Paar mit dieser Situation umgehen sollte. Zudem soll dies eine Grundsatzdiskussion darstellen.
Warum habe ich das gemacht? In meiner Single-Zeit habe ich recht häufig die Leistungen von professionellen Anbieterinnen in Anspruch genommen. Ich halte Prostitution für eine gute Institution. Sie bietet Männern aus den unterschiedlichen Beweggründen eine gute Form, ihre (bekanntlich stark auftretenden) sexuellen Interessen zu befriedigen. Ähnlich wie es Frauen lieben, shoppen zu gehen, lieben Männer Sex. So, wie sich eine Frau im Schuhgeschäft ihrer Lust hingibt, geben sich Männer ihrer sexuellen Lust hin. Ähnlich wie sich Frauen ein wunderschönes Paar Schuhe aussuchen und sich dafür entscheiden, entscheiden sich Männer für schnellen Sex mit einer wunderschönen Frau. Der Akt als solcher mit einer Professionellen ist wenig emotional und dient der reinen Befriedigung von Geilheit. Im Gegensatz zu einer Affäre ist keinerlei Emotionalität damit verbunden.
Als ich meine Freundin kennen gelernt habe, haben wir natürlich über das Thema Sexualität im Allgemeinen und über Sex mit anderen Partnern gesprochen. Sie hat mir recht deutlich zu verstehen gegeben, dass sie daran nicht interessiert ist und es auch nicht wünscht, dass ich mit anderen Frauen Sex habe. Dennoch habe ich mich über Ihren Wunsch hinweggesetzt, da ich einfach Sex mit anderen Frauen haben wollte (zur anfänglichen Klärung in einer Beziehung siehe auch unten).
Unabhängig von den Geschehnissen stellt sich die allgemeine Frage, wie Paare mit diesem (bei Männern recht häufig vorkommenden) Wunsch umgehen sollten. Im konkreten Fall stellt sich mir natürlich die Frage, welche der möglichen Optionen für mich und uns infrage kommen:
A) Der Mann geht seiner Lust weiter nach, ohne die Frau zu informieren.
B) Die Frau erlaubt dem Mann, seine Wünsche auszuleben.
C) Der Mann verzichtet auf seine Wünsche und bleibt der Frau zuliebe treu.
D) Das Paar trennt sich, so dass der Mann eine Frau finden kann, die diese Wünsche akzeptiert.
E) Das Paar trennt sich. Der Mann findet keine Frau, die diese Wünsche akzeptiert. Der Mann kann seinen Wünschen vollumfänglich nachgehen.
Alle genannten Lösungen sind aus meiner Sicht mit Nachteilen verbunden:
A) Dies ist wohl die einfachste und auch am häufigsten ausgewählte Option, die (so zeigt es ja auch dieses Forum) zu Enttäuschung und Trauer führt. Der Mann muss seine Partnerin belügen. Die Beziehung fußt auf einer Lüge.
B) Dies wäre der am meisten wünschenswerte Fall. Dies ist aber leider gleichzeitig eine in der Praxis nur sehr selten vorkommende Option.
C) Diese Option findet den meisten Anklang auf Seite der Frauen, bedeutet aber für den Mann, das eher seinen natürlichen und durchaus legalen Interessen nicht mehr nachkommen darf. Er beschränkt sich freiwillig in seinen Wünschen und kann dadurch unglücklich oder unbefriedigt sein.
D) Diese Option wäre zwar grundsätzlich die fairste Lösung, führt aber dennoch zu Trauer. Allein aus der Tatsache, dass der Mann seiner Partnerin nicht hundertprozentig garantieren kann, dass er seiner Frau treu bleiben wird, müsste er eine in anderen Bereichen funktionierende Partnerschaft beenden. Zusätzlich ist es für den man wie bei B) beschrieben äußerst unwahrscheinlich, eine tolerante Partnerin zu finden.
E) Auch wenn diese Lösung in Bezug auf die Ehrlichkeit in einer Partnerschaft fair ist, verwehrt sie dem Mann, privates Glück mit Partnerin und Familie genießen zu können.
Was also tun? Welche der genannten Optionen soll ich für mich und uns wählen?
Zu den Punkten B und D:
Wie auch schon in anderen Artikeln diskutiert, stellt die Klärung dieser Thematik zu Beginn einer Beziehung einen heiklen und trotzdem nicht verbindlichen Punkt dar. Natürlich hätte ich Ines bei unserem Gespräch zum Thema Sex mit anderen Partnern direkt sagen können, dass ich mich auch für Sex mit anderen Partnerinnen interessiere. Ines Reaktion wäre aber vorhersehbar gewesen. Sie hätte mir klipp und klar mitgeteilt, dass sie dies nicht möchte und somit wären unsere Dates beendet gewesen. Da wir aber beide in einander verliebt waren, habe ich den Punkt zurückgestellt, mit der Hoffnung, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darüber reden könnten. Im Verlauf unserer Beziehung hat sich ihre Position aber weiter herauskristallisiert und es war mir klar, dass sie meinen Wunsch niemals akzeptieren würde (Option B ist damit entfallen). Um sie nicht zu kränken oder zu verunsichern, habe ich das Thema danach also nicht mehr angesprochen. Es verblieben wir also nur die Möglichkeiten des Verzichtes (C) bzw. der heimlichen Umsetzung (A), für die ich mich letztendlich entschieden habe. Hätte ich wegen meines intimen Wunsches des sexuellen Kontaktes mit anderen Frauen schon im Vorfeld eine ansonsten funktionierende Beziehung beenden sollen (Option D oder E)?
Selbst wenn Ines bei unserem ersten Treffen (vielleicht wegen ihrer Verliebtheit und dem Interesse, mich nicht zu verlieren) zugestimmt hätte, mir sexuelle Kontakte zu anderen Frauen zu gewähren, hätte sich ihre Anschauung im Verlaufe der Beziehung ändern können. Und dann? So oder so sitzt der Mann in der Zwickmühle. Soll er dann trotzdem die Beziehung zu einer Frau beenden, die er liebt, weil er möglicherweise irgendwann in der Zukunft gerne einmal mit einer anderen Frau schlafen möchte? Oder soll er seine intimen Wünsche zurückstecken?
Ist nicht vielmehr ein Umdenken erforderlich, bei dem Frauen sich von vornherein der unvermeidlichen Situation bewusst werden?
Dies ist eine ernst gemeinte Diskussion, bei der ich mich über konstruktive Rückmeldungen freue. Eine plumpe Antwort wie "Das Paar sollte dieses Thema zu Beginn der Beziehung klären. Wenn der Mann sagt, dass er seiner Freundin treu bleiben will, soll er das auch tun und sie später nicht betrügen." bringt die Diskussion aus oben genannten Gründen nicht voran.
Liebe Grüße
Daniel