schinkennudl...
auch wenn Du nicht "nachsichtig" bist (was auch immer bei Krankheiten "Nachsicht" ist ^^) wirst Du es noch mal erleben, wenn Du Dich nicht sofort trennst.
Auch wenn er eine Therapie machen würde, wirst Du es noch viel mehr als einmal erleben, wenn Du Dich nicht sofort trennst. Erstens haben die in vielen Orten Wartezeiten von bis zu einem Jahr, bevor man die Hilfe, die man sucht, dann auch mal in Anspruch nehmen darf und zweitens, wenn die Therapie läuft, dauert es, bis man so etwas ändern *kann*. Das ist kein Schalter, das ist so etwas wie neu laufen lernen. Dabei fällt man noch ein ganzes paar mal der Länge nach in den Dreck, auch wenn alles optimal läuft - und wer weiss, ob es optimal laufen wird?
Die einzige Möglichkeit, das nicht noch einmal erleben zu müssen ist die: pack Deine Sachen und geh.
"Eine Chance geben" geht nur, wenn Du damit leben kannst und willst, dass es wieder vorkommen wird, denn egal was er tut, es ist völlig unmöglich, Dir zu versprechen, dass das jetzt nicht wieder vorkommt. Das Problem ist ja, dass er die Kontrolle, die er dafür braucht, NICHT HAT. Dass er das Wissen, die Techniken, die Lösungen, die er dafür braucht, NICHT HAT. Dass er die Übung, die Erfahrung, das Training, was er dafür braucht, NICHT HAT. Und auch nicht in den nächsten paar Wochen haben wird, ganz egal, was er tut.
"Eine Chance geben, wenn ich das nicht noch einmal erleben muss" - tut ja so, als würde er das nur machen, um Dich zu ärgern, bewusst und absichtlich. Denn wenn er es nicht bewusst und absichtlich macht, kann er es nicht einfach abschalten, auch nicht mit Therapie. Wenn Du aber so von ihm denkst, dass er das bewusst und absichtlich macht, um Dich zu ärgern oder unter Druck zu setzen, dann geh. Sofort. Entweder es stimmt, dann ist das die einzige Lösung oder Du hast ihn überhaupt nicht verstanden, dann ist das auch die einzige Lösung.
Es liegt natürlich nicht an Dir, es liegt daran, dass ihn etwas - für normale und gesunde völlig problemloses - über seine Grenzen bringt. Aber an ihm liegt es auch nicht.
Wie gesagt, ich werde in meinem Leben nie wieder jemanden dafür verurteilen, dass er keine Therapie machen will, aber lösen muss primär er es. Aber das ist etwas, was egal wie er es macht, Zeit brauchen wird. Willst Du ihm tatsächlich eine Chance geben, musst Du ihm die Zeit geben.
Die Ablehnungshaltung gegen eine Therapie ist im übrigen überhaupt nicht ungewöhnlich. Bei JEDER chronischen / schweren Krankheit gibt es Menschen, die auf das Auftreten von Symptomen, auch sehr, sehr deutlichen Symptomen, mit Ablehnung und Abblocken, von sich weisen reagieren. Nicht, weil sie die Menschen in ihrer Umgebung damit ärgern wollen, sondern, weil sie selbst erst einmal damit klar kommen müssen, zu akzeptieren, dass mit ihnen wohl etwas los ist, was ein wenig über einen leichten Schnupfen hinausgeht und ernstere Konsequenzen hat. Das ist bei psych. Problemen nicht anders, eher verstärkt.
Jede Krankheit hat Auswirkungen auf die Menschen in der Umgebung und jede psych. Krankheit / Störung hat die ganz unmittelbar und noch stärker. Keine Frage.
Das ist nicht leicht, im Gegenteil. Keine Frage.
Die Menschen in unserer Umgebung haben ein Recht auf Ihre Gefühle und ihre Wünsche und ihre Bedürfnisse und ganz gewiss nicht die Pflicht, immer Rücksicht zu nehmen. Keine Frage.
Aber das Wort "Nachsicht" und das "nicht noch mal erleben müssen" lassen mir die Augenbrauen mit Anlauf den Scheitel hoch wandern.