Hallo!
Ich bin heute das erste Mal auf diese Seite gestoßen und hoffe auf Hilfe. Ich werde versuchen, meine Geschichte so knapp wie möglich zu erzählen, vielleicht bekomme ich ja ein paar Denkanstöße.
Im Juli habe ich mich nach knapp 5 Jahren von meinem langjährigen, ersten Freund getrennt. Als wir zusammen gekommen sind, stand ich kurz vor meinem 18. Geburtstag. Er ist 6 Jahre älter.
Wir hatten nie gedacht, dass sich die Beziehung so toll entwickelt, aber die Jahre zogen ins Land und wir waren immer noch glücklich zusammen. Nachgelassen hat lediglich die Sexualität (nach etwa 3 Jahren), was mich sehr gestört hat, aber irgendwie kamen wir in diesem Bereich auf keinen grünen Zweig mehr. Ich hatte im Hinterkopf auch immer den Druck, dass er mein erster Freund ist und obwohl er so toll war und mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen hat, wusste ich, dass der Tag vermutlich kommen wird, an dem ich ihn verlassen werde, um mich auszuleben. Unsere Beziehung ging darum auch nicht richtig voran, er wohnte in seiner Wohnung, ich kam Abends meistens zu ihm, aber über Zusammenziehen sprachen wir nicht, weil ich mich noch zu jung dafür fühlte. Er ist ein toller Mensch, ein großartiger Freund. Er kann mich sein lassen, wie ich bin und genau so liebt er mich. Wir sind uns vertraut, er war der Mensch, mit dem ich am liebsten meine Zeit verbracht habe. Mein Fels in der Brandung. Unser Verhältnis zu meinen Eltern und seinen Eltern war und ist toll, wir waren zusammen im Urlaub, alles war und ist harmonisch. Für alle Außenstehenden die perfekte Beziehung.
Während meines Studiums lernte ich einen Menschen kennen, mit dem mich zunächst nur Freundschaft verband. Daraus wurde mehr, ich habe mich verliebt, hatte Schmetterlinge im Bauch. Nach unserem ersten Kuss plagten mich schlimme Gewissensbisse und ich beendete die Beziehung zu meinem Freund, um mit meiner "neuen Flamme" zusammen zu sein, nachdem ich ihm reinen Wein eingeschenkt hatte. Absolut unüberlegt, einfach, weil ich das neue Gefühl so toll fand. Sobald ich Schluss gemacht hatte, spürte ich, dass das ein Fehler war und kehrte nach einer Woche, in der ich mich völlig isolierte zurück zu ihm. Die Gefühle für meinen Studienkollegen verdrängte ich vollständig. Das gelang mir ein paar Monate, dann waren sie wieder da - wir sahen uns ja auch täglich. Ich hab mir sehr viel Zeit gelassen für meine Entscheidung und schließlich, nach 4 weiteren Monaten beendete ich meine Beziehung erneut. Dieses Mal kam ich mit meinem Studienkollegen zusammen und es fühlte sich absolut richtig an. Wir waren sehr glücklich, ich war schutzbedürftig und anhänglich und brauchte so dringend jemanden, der mich in den Arm nimmt. Besonders deswegen, da meine Mama - ausgelöst durch meine Trennung - eine schwere Depression bekam und sie den Zugang zu mir nicht mehr fand. Auch das Sexualleben war für mich wieder sehr aufregend, ich fühlte mich wie am Anfang meiner vergangenen Beziehung. Über meine so frische Trennung dachte ich kaum nach, denn ich hatte ja jemanden, der mich auffängt. Ich lies mich voll auf die Beziehung ein.
Er war so anders wie mein Exfreund.. extrem, vielschichtig, komplex, eifersüchtig, pessimistisch und überhaupt nicht selbstbewusst. Aber er konnte mir so viel geben. Am Anfang ging das gut, aber nach ein paar Monaten musste ich immer mehr an meinen Exfreund denken, mit dem scheinbar alles so harmonisch war und mit dem ich nicht diese Probleme hatte (da er mich z.B. auch nicht unbeabsichtigt "heruntergezogen" hat, durch Stimmungsschwankungen). Mit meinen Eltern und ihm ging sehr viel schief und das Verhältnis entwickelte sich unglücklich - meine Mama, mit der ich mich nun wieder bestens verstehe hält sehr wenig von ihm, was mich natürlich beeinflusst. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, dass ich mehr und mehr an meinen Exfreund dachte und das hat sich verstärkt, da ich mich meinem Freund ggü. oft für mein Handeln erklären musste (denn er hatte sich bestimmte Dinge in seiner Welt zusammengereimt, auf die ich reagieren sollte und wollte) und auch meine Mama immer deutlicher sagte, was sie von ihm und der Beziehung, bzw. meinen Gefühlen hält. Laut ihm war Ich nicht genug für ihn da, würde mich zurückziehen, mit anderen Menschen viel lieber Zeit verbringen, ihn alleine lassen usw.
Richtig überlegt hatte ich es nicht, aber letzte Woche habe ich auch diese Beziehung beendet, weil ich es in diesem Moment so gefühlt habe. Und das obwohl ich mich am Anfang so sehr darauf einlassen konnte, es ein so tolles, anderes Gefühl war, er alles für mich tut, ich so viel für ihn empfinde und er Dinge macht, die ich nicht kannte. Mit ihm sind die Höhenflüge höher, als ich es jemals erlebt habe, aber dafür falle ich tiefer. Dennoch zerreißt es mir das Herz, ihn zu verlassen.
Er ist totunglücklich, er isst nicht mehr, er hat keinen Spaß mehr am Leben, will nicht mehr an die Uni (da geht es mir genau so, wir haben den identischen Stundenplan) und will mich einfach nur zurück. Er fleht mich an, ihm eine Chance zu geben (offensichtlich hat es bei ihm "klick" gemacht). Ich würde ihn so gerne glücklich machen und will ihn nicht alleine lassen.
Nun fühle ich mich aber völlig alleine, ich hab keine Ahnung mehr, was ich tun soll. Ich sehne mich nach der Geborgenheit, die ich bei meinem Exfreund hatte, dass er mich einfach machen lassen kann und mich trotzdem abgöttisch liebt. Der der perfekte Ehemann, Vater für meine Kinder wäre. Und auf der anderen Seite ein Mann, der mich zu seinem absoluten Lebensmittelpunkt gemacht hat, für den es nichts Wichtigeres gibt, als mich, dessen größter Traum ich bin und der nicht müde wird, mir das zu sagen und um mich zu kämpfen. Leider fühle ich mich durch seine Art etwas unter Druck gesetzt, obwohl ich ihm gesagt habe, dass er mir die Zeit geben muss, damit ich zu mir selbst finden kann. Ich sehne mich körperlich nach ihm, jedes Mal, wenn ich ihn sehe, habe ich das Bedürfnis, ihn anzufassen, zu küssen oder mit ihm zu schlafen (er ist natürlich auch präsenter).
Mein Exfreund hat mich auch nicht vergessen, aber er hält sich im Hintergrund und gibt mir das Gefühl, er ist immer für mich da, aber ich muss mir sicher sein, wenn ich zu ihm zurück möchte. Wenn ich ihn sehe, verspühre ich das Bedürfnis, mich auf seinen Schoß zu setzen und mit ihm zu kuscheln. An Sex denke ich nicht.
Ich komme mir so verloren vor, ich weiß einfach nicht mehr, wo ich hingehöre.
Man sagt mir "hör auf dein Herz", aber es spricht keine eindeutige Sprache. Ich bin ratlos und unglücklich und weiß nicht mehr, für wen ich was empfinde. Ich möchte keinen von beiden verlieren, aber ich weiß, dass es passieren wird, wenn ich mich nicht entscheide. Nun versuche ich schon, Abstand zu beiden zu gewinnen, aber ich tappe so im Nebel, komme mir einfach verloren vor, wie gesagt.
Was mache ich denn nur? Ich bin so hin- und hergerissen und habe Angst, dass ich den größten Fehler meines Lebens begehe, mein ganzes Leben lang unglücklich sein werde, ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Vielen Dank fürs Lesen :).
Julia