Liebe Maja,
leider stehst Du mit Deinem Problem nicht allein da. Auch mir ist es so ähnlich ergangen wie Dir.
Mein Mann hat mich so sehr beeinflußt, dass ich mich nach außen hin völlig verstellt hatte, jedes Wort gut überlegt war und ich das Lachen verlernt hatte. So sehr ich mich bemüht hatte ihm alles Recht zu machen, keine Fehler zu machen, es wurde immer schlimmer. An jedem Essen war was auszusetzen, die Dekoration des Tannenbaumes wurde bemängelt und Affären hatte ich angeblich auch reichlich.
Wenn wir uns stritten, war es auch immer sehr lautstark. Sämtliche Gespräche brachten nichts, weil er mir jedes Wort im Mund umgedreht hat. Meine Bitte uns zu trennen wurde stets mit Drohungen beantwortet.
Es eskalierte, als er betrunken von einer Herrensitzung zu Karneval nach Hause kam. Zum Glück war unser Sohn nicht zu Hause. Es kam zu Handgreiflichkeiten, wobei er mich nicht geschlagen hat. Ich hatte fürchterliche Angst und habe die Polizei gerufen. Die hat ihn dann des Hauses verwiesen. Es kann sogar ein Hausverbot für 10 Tage erteilt werden.
Noch in der selben Nacht habe ich seine Sachen gepackt. Als er nachmittags nach Hause kam, beteuerte er, dass so etwas nie wieder passieren wird. "Richtig" habe ich ihm geantwortet, "da stehen deine Sachen". Vielleicht ist es mir leichter gefallen, da ich bereits wußte, dass er heimlich eine Wohnung angemietet hatte.
Er hat seine Sachen genommen und ist gefahren. Daraufhin haben mein Sohn und ich uns in den Arm genommen und geweint. Ich fragte ihn, ob Papa wieder einziehen soll. Seine Antwort "nein".
Einige Wochen später habe ich angefangen auszuräumen und hatte einige Zettel, die mir mein Mann morgens an den Spiegelschrank geklebt hatte, in der Küche liegen. Daraufhin fragte mein Sohn mich "hast du papa mal geliebt?" . Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich habe mich gefragt, wie unser Sohn seine Kindheit erlebt hat. Er hat nur Streitereien und Zank mitbekommen.
Jetzt nach über 2 Jahren seit seinem Auszug haben er und unser Sohn ein super Verhältnis zueinander. Ich unterstütze es auch, wobei ich mir ab und zu meine fiesen Bemerkungen nicht verkneifen kann. Dann sage ich meinem Sohn immer, dass sein Vater zwar ein schlechter Ehemann, aber ein guter Vater ist.
Ich habe Dir meine Geschichte geschickt, damit es Dir vielleicht hilft auch bald einen Absprung zu finden. Eure Kinder werden mehr mitbekommen, als ihr glaubt. Gehe zu der Beratungsstelle und verschweig auf keinen Fall auch die körperlichen Angriffe. Die Hemmschwelle wird von Angriff zu Angriff niedriger werden. Es gibt so viele Stellen, bei denen Du Hilfe bekommen kannst, sei es bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung oder auch die finanzielle Absicherung.
Ich weiß, dass so ein Schritt sehr schwierig ist, irgendwann hat man seinen Partner ja auch geliebt. Es wird bestimmt auch einige Zeit dauern, bis Du mit der neuen Situation zurecht kommst. Bis dahin werden auch noch reichlich Tränen fließen.
Du selber hast die Schläger Deiner Eltern mitbekommen, möchtest Du, dass Schläge auch für Eure Kinder normal werden?
Wage den Schritt und beginne ein neues Leben, es lohnt sich.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Durchhaltevermögen.
Liebe Grüße
Bunny