Hallo,
ich habe seit einiger Zeit ein Problem und verzweifele allmählich.
Zuerst muss ich was über mich erzählen: Ich bin 17 Jahre alt und besuche die 12. Klasse eines Oberstufengymnasiums. Ich bin Muslima und trage Kopftuch etc.
Seit einem Jahr bin ich verlobt mit einem entfernteren Cousin, dies soll eine arrangierte Hochzeit werden. Wir beide sind einverstanden damit, denn wir lieben uns auch. Nach meinem Abitur in ca. 2 1/2 Jahren wollten wir heiraten, da er noch sein Studium in unserem Heimatland beenden muss. Daher führen wir auch, nachdem ich wieder in den Sommerferien nach Deutschland zurückgekehrt bin, eine Fernbeziehung. Zwischen uns beiden läuft es sehr gut, außer dass ich ihn sehr vermisse.
Ich bin eine zurückhaltende Person und daher habe ich nicht wirklich Freunde auf der Oberstufe. Aber ich habe an sich kein Problem damit, außer, dass es komisch aussieht, wenn ich in den Pausen immer so allein rumsitze/-stehe. Mein Problem ist, dass sich die anderen denken, dass ich mit ihnen nur deshalb nichts zu tun haben möchte, da ich streng gläubig bin. Zum Teil stimmt es ja, weil sie anders sind als ich. Sie reden über ihre Freunde, über Partys oder lästern über jemanden. Ok, so sind nicht alle, aber da kann ich schlecht mitreden und mich interessiert das ja auch nicht. Viele kommen mir einfach nur unreif vor, obwohl ich selbst manchmal sehr kindisch bin. Wenn sie mit mir reden bin ich aber immer nett und hilfsbereit. Außerhalb der Schule habe ich eine gute Freundin, wir treffen uns auch, wann immer wir Zeit haben. Zudem habe ich auch ein gutes Verhältnis zu meinen Cousinen, wir sehen uns auch öfters. Und zu meinem einen großen Bruder, mit dem ich über vieles sprechen kann, aber einfach nicht über das, was ich nun schreiben werde. Ach ja, zu meiner Mutter hatte ich bis vor meiner Verlobung eine nicht so gute Bindung. Ich unterhielt mich nur mit ihr, wenn es nötig war und wir stritten uns sehr oft, da ich manchmal sehr rebellisch drauf war und auf nichts und niemanden hörte. Mein Vater spricht mit uns Kindern sehr selten, denn er ist aufgrund einer psychischen Krankheit (die er kurz nach meiner Geburt bekam) sehr ruhig geworden, aber jetzt nach meiner Verlobung reden wir schon öfters miteinander.
Auf jeden Fall habe ich eine Tutorin in meinem Leistungskurs bekommen. Sie ist recht jung für eine Lehrerin, fast zehn Jahre älter als ich, sehr nett und sympathisch. Sie gibt jedem das Gefühl etwas besonderes zu sein, mir auch. Ich erzähle allen von ihr und ich freue mich ständig auf ihren Unterricht. Außerdem ist sie witzig, sehr aufmerksam, sehr reif und intelligent sowie tolerant und ihre Ausstrahlung ist einfach toll, sie steckt jeden mit ihrer guten Laune an. Sie lobt meine Arbeiten und gibt mir gute Noten. Jetzt habe ich gemerkt, dass ich eine große Zuneigung für sie hege. Das habe ich irgendwie noch nie gefühlt und erst recht nicht für eine Lehrerin. Sie gibt mir einfach durch ihre Art ein Gefühl von Geborgenheit. Ich bin traurig, wenn der Unterricht schon wieder so schnell zu Ende ist und ich versuche mich so oft wie möglich zu melden, nur, damit ich ihre Aufmerksamkeit bekomme. Immer öfter denke ich an sie und werde gleichzeitig traurig, erstens, weil sie nicht weiß, was ich für sie empfinde und zweitens, weil ich doch eigentlich meinen Verlobten liebe? Jetzt fragt ihr euch, wieso ich darauf komme mich in sie verguckt zu haben. In der alten Schule hatte ich mich schon mal in ein Mädchen verliebt, das ging sehr lang und dann als ich meinen Verlobten kennen lernte, hörte das auf. Deshalb weiß ich, dass ich nicht hundertprozentig heterosexuell bin und Frauen vom Aussehen her attraktiver finde. Tja, das trifft auch auf die Lehrerin zu. Sie sieht in meinen Augen plötzlich so schön aus.
Nur erlaubt mir die Religion die gleichgeschlechtliche Liebe nicht. Ich habe ja auch kein Problem damit bisexuell zu sein, doch die Sache mit der Lehrerin bringt mich auf die Palme. Ich kann ihr nicht mehr in die Augen schauen, doch beachte ich jede ihrer Bewegungen. Manchmal könnte ich einfach über den Tisch sabbern... An den Tagen, an denen ich Unterricht mit ihr habe (vier mal die Woche), bin ich sehr aufgeregt, weshalb ich beim Essen Probleme habe, denn wenn ich aufgeregt bin, esse ich weniger. Meine Noten in den anderen Fächern werden darunter leiden, wenn das nicht aufhört, aber ich möchte ein gutes Abitur machen. Ich hätte auch gar kein Problem damit nur mit der Lehrerin ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen, aber ich weiß nicht, was sie über mich denkt. Am liebsten würde ich auch nach dem Unterricht mit ihr sprechen, aber ich habe Angst, dass sie nicht irgendwas bemerkt, sie ist doch Pädagogin.
Meine Frage ist jetzt, wie ich damit umgehen soll, denn wenn ich zu Hause bin, bin ich traurig. Dann denke ich nur an sie. In letzter Zeit sind mir depressive Züge an mir aufgefallen. Doch wenn ich bei ihr im Unterricht bin, ist das meist der Höhepunkt meines Tages, ich bin dann so gut gelaunt. Die Stunden mit ihr vergehen wie in Lichtgeschwindigkeit. Ich war schon immer ein zurückhaltender Mensch, doch jetzt bin ich es noch eher. Es gibt ja die Theorie, dass sich besonders zurückgezogene Schüler in Lehrer verlieben, aber das bin ich ja schon seitdem ich denken kann (mein Charakter). Warum ist mir das ausgerechnet jetzt passiert? Warum wird mir diese Frau immer sympathischer? Steigere ich mich da vielleicht viel zu sehr rein?
Hoffentlich habe ich alles Wichtige gesagt. Falls ihr Fragen habt, kann ich sie euch gerne beantworten, auch per Privatnachricht.
Ich habe niemandem zum Reden, weshalb ich mich jetzt an euch wende. Ich bedanke mich schon mal im Voraus für euren Rat! :)
Liebe Grüße