Hallo ihr Lieben,
kurz zu mir: ich bin 27, schwul und seit fast einem Jahr mit meinem Freund zusammen.
Ich stehe schon seit mehreren Wochen mit mir selbst im Konflikt - einerseits liebe ich ihn und bin froh ihn zu haben, andererseits beginnen mich seine Macken mehr und mehr zu nerven, und ich bin zunehmend unglücklich mit der Beziehung.
Zu Beginn hatten wir die berühmte rosarote Brille auf, für einige Monate war die Beziehung wirklich wunderschön und wir hatten Spaß ohne Ende.
Im Laufe des letzten Jahres hat sich aber einiges verändert, nicht nur meine berufliche Situation und damit auch mein Arbeitsort, auch mein Gefühl der ganzen Sache gegenüber ist irgendwie anders.
Mein Freund ist ein Jahr jünger als ich, mein letzter war 13 Jahre älter. Früher dachte ich, ich könnte niemals etwas mit jemandem in meinem Alter anfangen, aber im Endeffekt haben wir uns super verstanden und wie gesagt sehr viel Spaß gehabt.
Mittlerweile ist der Beziehungsalltag eingekehrt, was ja auch ok ist, allerdings muss ich dazu sagen dass wir uns in den 11 Monaten die wir zusammen sind, jede Nacht (bis auf 2 oder 3) miteinander verbracht haben. Es ist also schon mehr ein "Trott" als ein Alltag - aufstehen, arbeiten gehen, nach Hause kommen, duschen, essen, fernsehen und schlafen.
Dieses ständige "aneinander kleben" hat mich schon vor einigen Monaten dazu gebracht, dass ich ihm vorgeschlagen habe doch ab und zu mal eine Nacht getrennt voneinander zu verbringen. Alleine schon deshalb, weil wir uns sehr oft wegen Kleinigkeiten in die Haare kriegen und der Abend bzw. die Stimmung dann versaut ist.
Er meinte aber nur, das wäre komisch und würde sich gezwungen anfühlen. Da mag er recht haben, für mich wäre das allerdings kein Problem, weil ich ihn dann endlich mal wieder vemissen könnte oder mir wünschen könnte, er wäre hier. Künstliche Distanz zu erschaffen klingt zwar skurril, aber für mich war es der einzige Ausweg aus dieser "Selbstverständlichkeit" rauszukommen.
Es fühlt sich mittlerweile fast mehr so an, als wäre er mein Mitbewohner, der sowieso immer da ist ... er gibt sich zwar Mühe, mir Nähe und Zuneigung zu zeigen, aber es fällt mir immer schwerer, das zuzulassen. Er engt mich ein.
Vor einem Monat waren wir auf nem Städtetrip, dort haben wir an 2 von 4 Tagen sehr heftig gestritten und in der Woche danach war ich eigentlich soweit, die Beziehung zu beenden. Ich wollte es auch tun, aber er hat es irgendwie geschafft es mir auszureden und hat mir voller Hoffnungen versprochen, dass wir es schaffen und dass alles besser wird. Danach hat er sich vollends ins Zeug gelegt, mir jeden Wunsch von den Augen abgelesen und über alles hinweggesehen, nur damit es zu keinem neuerlichen Streit kommt.
Ich allerdings habe spätestens seit meinem "gescheiterten Schlussmachversuch" das Gefühl, dass es ohnehin nichts mehr bringt und jeder von uns wohl besser dran wäre, wenn wir es beenden würden.
Das beginnt bei der Tatsache, dass wir eigentlich zusammen wohnen, dennoch aber jeder seine eigene Wohnung hat (sind überwiegend bei mir, weil da mein Arbeitsweg kürzer ist - für ihn macht es keinen Unterschied) - und er beschwert sich öfter mal drüber, dass er so wenig in seiner Wohnung ist.
Außerdem stelle ich mir die Frage (und hab sie auch ihm schon gestellt), warum wir überhaupt noch zusammen sind. Es fühlt sich für mich einfach nicht wie eine Beziehung an, sondern einfach wie Gewohnheit und mehr wie eine Freundschaft in der man auch Sex hat. Manchmal sitzen wir nebeneinander und schweigen einfach, weil wir uns wohl nix zu erzählen haben - was mich auch nicht wundert, wenn man sich andauernd sieht.
Schlussendlich bin ich gefühlsmäßig immer noch soweit, die Beziehung beenden zu können, aber ich steh mir dabei selbst im Weg. Ich möchte ihm einfach nicht weh tun, weil er eigentlich ein toller Mensch ist und wir sicher auch eine schöne Freundschaft hätten, aber ich habe das Gefühl, er will nicht wahrhaben dass das, was wir haben keine Beziehung ist, von der man träumt. Als ich versucht habe ihm klarzumachen, dass es für uns beide besser wäre wenn wir uns trennen, hat er voll abgeblockt und mich gefragt, wie ich das nur glauben könnte. Für ihn wäre es also in jedem Fall wieder eine Überraschung, wenn ich ein ernstes Gespräch beginnen würde, er sieht unsere Probleme einfach nicht.
Ich will ihm einerseits nichts vorspielen und ehrlich zu ihm sein, andererseits finde ich nie den richtigen Zeitpunkt für ein neuerliches Gespräch darüber bzw. habe Angst davor, dass er es mir wieder versucht auszureden, ich weich werde, etc...
Ich liebe ihn ja als Menschen, er ist toll... und er hat es nicht verdient, dass ich ihm weh tue.. aber ich glaube, innerlich habe ich schon vor einigen Wochen mit ihm Schluss gemacht...
Vielleicht hat ja jemand von euch eine ähnliche Situation oder Erfahrungen damit, würde mich freuen von euch zu hören...
Sorry für den langen und vielleicht etwas wirr geschriebenen Text... ich bin einfach durcheinander :(
Liebe Grüße,
Mo