Ich auch...
Du bist nicht allein
Uns verband vom ersten Tag, mein Vorstellungsgespräch vor 3 Jahren, schon diese Vertrautheit, aus der inzwischen eine tiefe Freundschaft geworden ist, dass es nur eine Frage der Zeit war.
Vor knapp 2 Jahren hat sich mein Chef, verheiratet, geöffnet und mir gestanden, dass er sich in mich verliebt habe - nicht dass ich das nicht schon gespürt hätte, aber ich wollte das nicht, den ganzen Dusel, der auf mich zukommen sollte usw. verheiratet, Chef und überhaupt - so was macht "frau" nicht. Im Stillen habe ich gehofft, dass es noch "möglichst lange dauert" - bis er es sagen würde. Als es dann soweit war, hab ich erstmal so getan als wäre es eine Art WeinLaune - und war dienstlich korrekt.
Nach 6 Wochen war es dann so, dass ich merkte es ist nicht fair, er hat den Mut aufgebracht und ich bin "dienstlich korrekt".
Nach wieder weiteren 6 Wochen bekam ich den ersten Kuss auf die Wange - ok - nur ein Kuß auf die Wange, doch im Grunde war alles längst zu spät... ich wurde rot, wenn er mich nur SO ansah oder ein persönliches Wort zu mir im Büro sagte... Wir haben uns abends heimlich im Büro getroffen. In der ersten Zeit hatte ich ein super schlechtes Gewissen gegenüber seiner Frau und den Kindern, denn ich kenne sie und auch das Sch...Gefühl, - ich war auch mal eine Betrogene.
Von Anfang an habe ich zu ihm gesagt: "egal was passiert - ich will immer dass Du dich um deine Familie kümmerst". Was ich mir damit selbst auferlegt habe, das hat er damals nicht so wirklich verstanden - inzwischen schon.
Sie hatten damals viel Streß miteinander. Nachdem ich die Ehefrau nach 3 Monaten dann ein weiteres Mal gesehen habe und sie die Nummer "ich Frau-Geschäftsführerin" machte und meinem Kind gegenüber eiskalt war - war es auch mit meinem schlechten Gewissen vorbei. Heute denke ich, sie wills nicht merken. Sie sitzt das aus. Ist ja viel bequemer, der Mann bringt das Geld nach Hause, sie braucht nicht arbeiten und bekommt Geschenke, weil er ein schlechtes Gewissen hat... Dabei gehe ich stark von mir aus, denn ich habe das damals sehr schnell gemerkt, dass ich betrogen werde und hatte Stolz mich zu trennen und auf eigenen Beinen zu stehen.
Ich kann mich auch in Deinen Worten finden: Es gab und gibt traurige und fragende Momente - Feiertage, Urlaub, Wochenende... - Zeit des Wartens, Zeit zum Grübeln und ich habe oft (heimlich) geweint. Und es kommen solche Gedanken, warum ist nicht zusammen, was zusammengehört. Dabei sind wir doch zusammen...alles dreht sich im Kreis
Dann habe ich mir überlegt, was würde sich ändern, wenn er sich scheiden lassen würde, ... - ich würde trotzdem wollen, dass er sich so gut er kann um seine Kinder kümmert. Ich bedränge ihn deshalb auch nicht und frage nicht danach, Er hat für sich entschieden, wie er leben möchte. Ich habe auch entschieden, auch weil die Ehe für mich, und das weiß er, eine überholte Form des Zusammenseins ist. Es gibt in Deutschland aber immer noch Ecken, wo das im Denken nicht vorkommt, eine davon ist seine Ecke.
Im Büro ist es dann vor 5 Monaten bekannt geworden (außerhalb! des Büros). Das war eine harte Zeit, die uns wieder viel Kraft gekostet hat. In der Zeit habe ich versucht mich nach anderen Männern umzuschauen. Doch es war zwecklos, sie interessieren sich zwar für mich aber mich nicht. Ich musste das erste date weinend abbrechen und fühlte mich erst richtig schlecht..., als hätte ich mich selbst betrogen... und so ist es wohl - Keiner kann sein Herz belügen. Ich habe auch so einen Spruch gelesen - sinngemäß: Die Seele macht krank, was das Herz ihr verbietet.
Die meisten Kollegen tolerieren diese Beziehung, "der Chef" steht hinter mir und betrachtet das als seine und meine Privatangelegenheit, die keinen etwas angeht, weil jeder seine Arbeit gut macht.
Es gibt keine Garantie oder Sicherheit, nirgends. Wir können ja auch nicht sagen, dass wir immer diese gleichen tiefen Gefühle haben werden, wenn sich das jetzt auch so anlässt. Wir können auch nicht die Zeit aufholen, die wir und der andere schon gelebt haben. Diese gehört nur zu deinem oder seinem Leben.
Inzwischen sind wir wieder entspannter. Wir wollen zusammen ein (möglichst langes) Stück gehen und die mögliche gemeinsame Zeit genießen und wollen beide, dass es jedem von uns gut geht. Und solange das so ist, würden wir anderenfalls ja gegen uns selbst kämpfen. Das ist und bleibt wie in jeder Beziehung auch ein Stück "Arbeit". Enttäuscht werden wir doch nur von unseren eigenen unausgesprochenen Erwartungen.
Solange das Herz so laut schlägt, was wunderbar ist, entscheidet es allein, ob es sich lohnt (was wäre der Lohn???).
Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute auf deinem Weg.