Ich habe lange überlegt, ob ich mein Problem hier ausbreiten soll, aber da ich gelesen habe, wie viele gute, ernstgemeinte Ratschläge hier jeden Tag gegeben werden, hab ich mich doch dazu entschieden...in der Hoffnung, daß mir auch jemand helfen kann.
Eigentlich geht das ganze schon seit Jahren so. Ich (28)lerne einen Mann kennen, treffe mich mit ihm, verliebe (oder verknalle??!!)mich in ihn..... wenn ich ihn nicht "haben kann", wird mein Interesse stärker und stärker... wenn aber auch er sich in mich verliebt und ernstes Interesse zeigt, beginnen meine Zweifel. Ist er wirklich so toll, sieht der auch gut genug aus, wäre es wirklich der richtige Freund für mich...etc, etc.
Es ist fast so, als würde ich denken: Wenn der mich wirklich so sehr will, kann er doch gar nicht so toll sein.
Meist geht es dann so weit, daß mein Interesse schwindet und schwindet, je mehr er sich Mühe gibt.
Der Grund, warum ich jetzt schreibe, ist der aktuelle Fall. Meinen jetzigen Freund kenne ich schon jahrelang, wir haben uns wiedergetroffen und es entwickelte sich ganz, ganz langsam mehr draus. Er ist kein "Modell-Typ", aber er ist der allerliebste Mensch, wir verstehen uns prima, er bringt all das mit, was ich mir unter einer "tollen Beziehung" vorstelle. Unsere Ansichten sind die gleichen, es ist genau so, wie ich es mir eigentlich wünsche. Seit letzter Woche ist es nun offiziell: Wir sind zusammen.
Eine Bekannte sagte zu mir: Ja, er sieht zwar nicht toll aus, aber er ist ja nett.
Und wieder beginnen in meinem Kopf diese kranken Gedanken.Was hält wohl meine Familie von ihm? Was halten meine Arbeitskollegen/innen von ihm...nur weil er nicht der Hübscheste ist?
Es ist irgendwie total krank, ich weiß, daß Aussehen nicht wichtig ist (ich weiß es mit am besten, denn ich hatte eine 5-jährige Beziehung mit einem "optischen Traummann", dem jede Frau hinterhergeschaut hat, sie ist trotzdem in die Hose gegangen, ich habe mich getrennt und jedem, der verwundert fragte, gesagt, daß Aussehen nicht alles in einer Beziehung ist-im Gegenteil, eigentlich total unwichtig!)
Ich bin eigentlich ein selbstbewußter Typ, so daß ich es selber nicht verstehen kann, warum ich es scheinbar brauche, daß die Leute sagen: Wow, was hat die einen tollen Freund oder so...
Ich habe ihn wirklich sooo sehr lieb und ich hasse mich selbst für meine so unfairen Zweifel, aber wie kann ich sie abstellen? Wie kann ich an den Punkt kommen,daß es mir scheißegal ist, was andere sagen oder denken? Würden nämlich jetzt zwei, drei Leute sagen Mensch, hat die nen tollen Freund....zack, wären die Zweifel wahrscheinlich weg. Ich bin doch kein Teenager mehr...:-(
Oder bin ich einfach reif für den Psychater?
Ich habe Angst, durch meine bescheuerten Selbstzweifel wieder alles kaputtzumachen.
Er ahnt übrigens auch nichts von meinen Gedanken und soll es auch nie erfahren,
ich verachte mich ja selbst dafür, so blöd zu denken.
Könnt ihr mir vielleicht sagen, was mit mir los ist? Und was ich dagegen tun kann?
Vielen, vielen Dank
Julchen