Hallo,
ich bin Theresa, 19 und habe ein Problem, das mich schon eine ganze Zeit belastet. Ich habe eine soziale Phobie und mich damals in einem Forum angemeldet, in dem nur Leute waren, die auch so etwas haben. Dort habe ich jemanden (männlich) angeschrieben, der Leute aus dem selben Bundesland gesucht hat und ich fand die Beschreibung ganz interessant. Das war irgendwann im Sommer 2015. In dem Moment hätte ich nie gedacht, dass daraus so ein langfristiger Kontakt entstehen würde. Ich wollte eigentlich immer nur Freundsschaftskontakt und schreibe deswegen ungerne Männer an, weil ich das Gefühl habe, die meisten wollen dann immer irgendwann mehr. Ich verliebe mich allerdings nicht so schnell und habe auch das Gefühl, dass das im Moment noch zu viel für mich ist.
Jedenfalls haben wir ein paar Wochen in dem Forum hin und her geschrieben, über unsere aktuelle Situation und irgendwann habe ich glaube ich mal bergessen zu antworten und es ist etwas im Sande verlaufen, bis er mir mal wieder schrieb. Er fände es schade, weil er "eigentlich gerne mit mir geschrieben hat". Daraufhin ging das Geschreibe regelmäßig weiter und irgendwann auch über Whatsapp. Es dauert generell lange bei mir, bis ich mich öffne, und obwohl er die selbe Krankheit hat wie ich, hatte ich von Anfang an das Gefühl, er sei offener als ich. Und irgendwann zeigte er das auch, machte immer mal wieder Anspielungen, die ich eben auch als welche verstand und sagte mir später auch, dass er sie auch so meint. Man bedenke an der Stelle nochmal, es war bis jetzt nur Schreibkontakt.
Manchmal erwiderte ich die Anspielungen, ohne mich selbst zu hinterfragen, ob ich sie eigentlich auch so meine wie ich sie schrieb. Ich fand es eben lustig und süß und machte eben mit, was wahrscheinlich damals schon falsch war, aber ich dachte mir eben, vielleicht klappt es ja, obwohl eine damalige Freundin zu der Zeit schon sagte, das kann so nichts werden und irgendwo in mir wusste ich das auch. Einmal schrieb er mir (er erklärte später, es kam aus einem Affekt heraus) "Ich liebe dich." Bei Treffen war ich allerdings die Zurückhaltendere, eben auch wegen der typischen Angst, ihm nicht zu gefallen etc. Obwohl wir im selben Bundesland wohnen, dauert die Fahrt zum jeweils anderen ca. 3 Stunden.
Als wir uns dann doch mal trafen (Im Januar letzten Jahres) empfand ich es als sehr anstrengend und ich war auch ziemlich angespannt. Anfangs redeten wir nur, ich wusste nicht, wie ich mich verhalten soll und dann wurde es ziemlich schnell intim. Wir hatten keinen Sex, aber eben andere Intimitäten, die übers Küssen hinausgingen. Ich ließ es zu, kann im Nachhinein nicht sagen, ob es mir gefiel, jedenfalls hatte ich danach erstmal eine ganze Weile Schuldgefühle uns war abweisend ihm gegenüber. Dann hatte ich deswegen wieder Schuldgefühle, wie ich mich ihm gegenüber verhalten hatte und schrieb ihm das auch gleich, als er nach Hause fuhr. Er war nicht sauer, aber das unwohle Gefühl, zu weit gegangen zu sein, hielt noch den ganzen Abend und nächsten Tag an, bis ich mich am Tag darauf bei einer Mitpatientin in der Tagesklinik, in der ich zu der Zeit war, aussprach und es ab da langsam besser wurde.
Nach einer Weile angespannten Schreibens war nach einer Weile alles wieder relativ normal (regelmäßiger Schreibkontat, gutes Verhältnis ec.). Er war ja 5 Jahre älter als ich und meinte später selbst, das Näherkommen war zu früh und er war es eben nicht gewohnt mit einer, die noch keine Intimitäten kannte. Trotzdem zögerte ich ein nächstes Treffen erstmal wieder ziemlich weit hinaus. Wir sponnen viel bei Whatsapp herum, was ich aber wirklich als Spaß sah, obwohl es mich manchmal schon wunderte, dass er mich "Hasi", "Schatz" etc nannte und mir Kuss Emojis schickte. Für ihn war das scheinbar normal. Und immer wieder betonte er, es wäre doch möglich, das Gefühle übers Schreiben entstehen können, aber ich war mir da nicht so sicher.
Dazu kam noch, dass er (ich nehme an durch seine Depression) fast jede Nacht wachbleibt und den ganzen Tag verschläft. Ich würde mit diesem Rythmus in einerBeziehung gar nicht klar kommen, aber ee meint, jeder hat eben einen anderen Rythmus. Eine Therapie lehnt er ab.
im Sommer 2016 unternahmen wir so gut wie nichts, klar hätten die Treffen uns nähergebracht, aber ich war mir ja nicht mal sicher, ob ich das wollte. Bis dahin gab es auch nie größere Streits zwischen uns, aber in den letzten Monaten häufte es sich. Vor allen seit dem 2. Treffen im November. Es fing wieder ganz gut an, ich holte ihn wieder vom Bahnhof ab, wir redeten und das auch recht locker und dann gingen wir zu mir, was sicherlich wieder der Fehler war. Denn sind wir beim ersten Treffen wenigstens noch Pizza essen gegangen, wusste ich nun wirklich keine gescheite Beschäftigung in unserem bescheidenen Städtchen. Er hatte einen Film mitgenommen, aber trotzdem war es wieder die selbe angespannte Situation wie beim letzten Mal.
Wir saßen auf der Couch, ich wieder total angespannt und anders als draußen, also genau so wie ich es befürchtet hatten und redeten über uns und vor allem darüber, dass ich mir zu viele Gedanken mache. Erst nach laaangem Überzeugen seinerseits näherte er sich mir langsam und küsste mich. Er betonte immer wieder, ich soll auf kein Herz und nicht meinen Kopf hören, aber ich wusste nicht, ob ich wollte oder nicht. Und dann wieder Intimitäten im Bett. Habe ich mich überreden lassen oder war ich erst später aufgetaut? Warum habe ich mich doch dazu bringen lassen, obwohl ich doch sonst immer so viel nachdenke? Ich weiß es ehrlich gesagt selbst nicht. Und auch nicht, was richtig und falsch ist. Seitdem denke ich dauernd über uns nach.
Seitdem er mir mal geschrieben hat, ich hätte auch Anspielungen gemacht (die er ernst genommen hat) traute ich mich gar nichts mehr zu schreiben, was auch nur in die Richtung gehen könnte und von ihm missverstanden werden könnte (Komplimente etc.) und bin auch eher distanziert geworden. Ein paar Mal wollte ich schon Schluss machen, kriegte es jedoch nicht hin (auch nicht nach einem Gespräch mit meiner Psychologin, die auch eher zum Schlussmachen tendierte.) Irgendwie schaffte er es immer wieder, mir im letzten Moment noch Hoffnung zu machen und es doch nochmal zu probieren, indem wir uns zB wonders treffen, länger treffen etc. Ich würde allerdings dann lieber nochmal von vorn beginnen und Intimitäten von vorherein ausklammern. Und mich lieber auch draußen aufhalten, damit es eben nicht wieder so angespannt wird und man etwas zu tun hat. Im Moment ist der Stand so, dass ich ihm sagte, ich brauche noch Zeit um herauszufinden, was ich will.
Allerdings merke ich trotzdem, wie wenig Lust ich auf ein weiteres Treffen habe. Ich habe das Gefühl, es wird sich nichts ändern und dass ich ihn zwar gern habe, aber mehr eben auch nicht will. Und ich habe mittlerweile auch selbst das Gefühl, ihn auszunutzen, wenn wir so weitermachen. Allerdings kann ich mir dann auch wieder nicht erklären, warum ich anfangs eifersüchtig auf eine Freundin von ihm war, zwischen denen lief kurz mal was, aber das ist da schon lange her gewesen. Widerspricht sich das nicht alles? Oder war das wieder nur meine Verlustangst, die ich generell habe, nämlich immer nur die 2. zu sein? Ich weiß es echt langsam selbst nicht mehr. Wäre schön, mal eue Meinung dazu zu hören.
Liebe Grüße
Theresa