Mal aus Sicht eines Scheidungskindes, das selbst massive Probleme mit dem Stiefvater hatte:
Stimmt die Chemie nicht kann man manchmal nichts machen. Dennoch sollte ein gewisser Grundrespekt voreinander vorhanden sein. (Respekt ist die einfachste Form, mit Menschen umzugehen. Den sollte man sich nicht erst verdienen müssen!)
Nun bist DU der Erwachsene. Versuche einmal, dich in die Lage des Jungen hinein zu versetzen: Er ist 14 und in der Pubertät. Eine ohnehin schon verwirrende und schwere Zeit für viele, die er dann noch mit getrennten Eltern durchleben muss. Bestenfalls verlief die Trennung auch nicht sonderlich rosig, die leiblichen Eltern können nicht miteinander, und als Kind steht man mittendrin. Dann hat die Mutter einen neuen Partner, der einen nicht ausstehen kann und scheinbar ganz genaue Vorstellungen davon hat, wie man sich zu verhalten hat, wie man erzogen zu werden hat, und dass man trottelig und dumm ist... Bestenfalls klaffen deine Vorstellungen von Erziehung völlig mit der Erziehung auseinander, die der Junge bisher erlebt hat. Nur weil du eine gewisse Vorstellung von Grenzen hast muss diese nicht mit der deiner Partnerin übereinstimmen. Es kann durchaus sein DASS der Junge Grenzen hat, aber die Toleranzgrenze deiner Partnerin wesentlich höher ist als deine. Vielleicht wäre Mal ein Gespräch zwischen deiner Partnerin und dir angebracht, was genau ihre Intesion ist, wieso sie sich ihrem Sohn gegenüber so verhält wie sie es tut, und wie es dem Jungen ihres Wissens nach mit der Trennung erging. (Rauchen, Kiffen, Trinken - Dinge, die viele Jugendliche wohl Mal ausprobiert haben, aber auch oft genug stumme Hilferufe sind, um Kummer und Leid erträglicher zu machen, Mal als kleine Anmerkung.) Aber bitte mit Verständnis und Respekt, nicht vorwurfsvoll und den Jungen wie das Letzte darstellend. Da würde ich als Partnerin wohl auch dicht machen, und die Kluft zwischen den Parteien wird nur noch größer.
Ich sage es mal so: Natürlich muss auch der Junge seinen Beitrag leisten, und einen gewissen Grundrespekt muss er auch dir entgegen bringen. Die "Schuld" wird hier nicht alleine bei dir liegen (auch wenn ich eine Schuldfrage hier gar nicht stellen möchte). Auch muss man ihn sicher nicht mit Samthandschuhen anfassen, Konsequenzen dürfen durchaus auch sein, aber geregelt und geordnet, nicht willkürlich eingesetzt.
Aber nochmal, DU bist eigentlich der Erwachsene. Du hast die Zeit der Pubertät bereits durchlebt, du bist wahrscheinlich in ganz anderen Verhältnissen und Lebensumständen aufgewachsen als er. (Alleine schon Unterschiede in den Generationen können heftig sein.) Also erwarte auch bitte nicht, dass der Junge sich deinen Vorstellungen unterwirft bzw. diese annimmt - eure Lebensverhältnisse sind nicht vergleichbar! Und schon gar nicht wird er diese annehmen, wenn dein Verhalten ihm gegenüber auch nur im Entferntesten derart von oben herab ausfällt, wie deine Beschreibung es hier vermuten lässt. DU bist der Reifere von euch beiden (jedenfalls sollte man das meinen, und du sagst es ja selbst) also verhalte dich ihm gegenüber auch so und geh mit gutem Beispiel voran.