[Die Veranlagung zum »mehrgleisig Fahren« und die Unfähigkeit, monogame Bindungen zu genießen, sind Ergebnisse prägender Einflüsse zwischen dem 3. und 12. Lebensjahr. Dabei müssen nicht zwangsläufig schwere Traumata wie sexueller Missbrauch oder Misshandlung zugrunde liegen.
In weitaus mehr Fällen findet die negative Prägung unterschwellig statt: durch emotionale Kälte innerhalb der Familie, eine unaufrichtige Elternbeziehung, verdrängte Konflikte, Scheidung bzw. Partnerwechsel mit Machtspielchen, die von feinfühligen Kinderseelen erspürt und als unangenehme Dissonanz empfunden werden, selbst wenn beide Elternteile versuchen, den Konflikt zu verbergen. Für Erwachsene sind diese emotionalen Höhen und Tiefen nicht wirklich existentiell bedrohlich. Kinder hingegen, die nicht wissen, was genau da abläuft, können die wahrgenommenen Unstimmigkeiten nicht einordnen und ziehen ganz eigene, fatale Schlüsse daraus: Nähe bedeutet Stress, Unsicherheit, Unaufrichtigkeit. Eine traurige Erkenntnis, mit fatalen Folgen für's spätere Beziehungsleben.
Klassische Konstellation: Die Ehefrau als stabile Homebase erfüllt die Funktion einer Energietankstelle und Mutter-Ersatz, während die ständigen Außenbeziehungen für den erotischen Kick und genügend Egopolitur sorgen. Das ständige Hin und Her im Spannungsfeld zwischen häuslicher Intimität und aufregenden Außenbeziehungen. Dieses Spannungsfeld wird von Menschen mit einem gesunden Nähe-Empfinden als stressig empfunden, bedeutet aber für Bindungsunfähige ein wahres Biotop. Weil es eben nicht um Sex geht, sondern darum, bei Bedarf Nähe zu »konsumieren«, sich aber jederzeit wieder daraus verabschieden zu können und sich dadurch zu beweisen, diese Nähe nicht wirklich zu brauchen.
Bindungsunfähige Menschen können nicht allein sein. Dabei wäre genau das Alleinsein therapeutisch am wertvollsten.
Nur dann lässt sich die zwanghafte Untreue aufarbeiten und beleuchten. Zurückgeworfen auf sich selbst, ohne sichere Homebase, ohne Mutti-Ersatz, bei dem man sich zwischen zwei Affären ausweinen und erholen kann.]
Mein Verhaltenskodex ist mir bekannt, ich arbeite daran. Meine Fortschritte sind beachtlich.