Hallo liebes Forum, ich habe hier schon viel gelesen und finde es immer wieder toll,wie manche hier von ihren Problemen erzählen können. Und plötzlich finde ich mich auch in einer Situation wieder, aus der ich nicht heraus komme. Darum versuche ich davon zu erzählen.
Ich habe vor 3 Monaten eine Frau kennen gelernt, wir haben uns verliebt und leben nun eine Beziehung. Sie ist 10 Jahre jünger als ich, ich bin 45. Im laufe der Zeit haben wir mehr und mehr über unsere Leben gesprochen, mich interessiert das auch sehr, ich möchte wissen, wer der Mensch ist, mit dem ich zusammen bin. Es stellt sich heraus, dass es nach der Trennung ihres Mannes eine Zeit gab, über die sie nicht gerne spricht. Ich bin neugierig geworden und habe sie ermutigt, davon zu erzählen. Ich war da nicht forsch, ich bin wirklich ein liberaler Typ und habe meine eigene Vergangenheit, ich würde sagen, ich habe schon viel erlebt. Bin ja auch nicht mehr der Jüngste und mit mehr Zeit erlebt man nunmal mehr. Nur mit was dann kam habe ich nicht gerechnet. Meine Freundin ist nach ihrer Ehe in ein tiefes Loch gefallen, völlig verständlich nach dem Scheiterm eines Lebenstraumes. In dieser Zeit hat sie eine sexuelle Beziehung zu einem Mann angefangen, mit dem es erst nur um "normalen" Sex ging und dann immer mehr um Unterwerfung. Noch kein großes Problem. Aber im Laufe dieser Beziehung wollte er immer mehr Grenzen einreissen und sie hat immer mitgemacht. Sein Ding war, dass sie vor seinen Augen mit fremden Männern schlief und er zusah. Er wollte dabei aber immer der Erste und der Letzte sein. Das fand ich schon krass. Sie sagte, sie wollte sich beweisen, dass sie als Frau noch etwas taugt und wollte den Sex "möglichst gut machen". Das ist dann so etwa 20 bis 30 mal passiert. Ich bin wirklich cool mit allen möglichen Dingen, aber das war mir zu hart. Ich habe das nicht mehr auf meinem Kopf bekommen und ich bin ehrlich, eine Frau, die wahllos mit anderen Männern ins Bett gehen kann möchte ich nicht haben. Jeder hatte in unserem Alter schon Erfahrungen, bei denen es nur um Sex ging - kein Ding - und wenn so etwas einmal passiert, vielleicht auch nicht. Aber das war mir zuviel.
Und so kreisten meine Gedanken. Ich habe sie immer wieder danach gefragt, was es war, dass ihr das möglich machte und sie hat auch versucht, es mir zu erklären. Sie meinte auch, dass sie sich dabei auch selbst weh getan hatte aber eigentlich ging es um eine Art Bestätigung. Ich konnte das nicht akzeptieren, das war für mich keine "normale" Erklärung. Und so habe ich weiter nachgefragt.
Es stellte sich heraus, dass sie mit 7 Jahren mehrfach vergewaltigt worden ist, sie ist dann von zuhause weggelaufen, aber da wo sie ankam passierte es wieder, Ich muss vielleicht noch sagen, dass sie nicht aus Deutschland kommt und erst mit 22 Jahren hierhergezogen ist. Jedenfalls hatte sie schon ab 13 oder 14 Jahren eine sexuelle Aktivität, von der manche nur träumen und da gab es etliche Grenzen, die einfach nicht existierten. Irgendwie hat sie es geschafft, ihre Sexualität von den Gefühlen abzukoppeln. Ich finde das durchaus verständlich, nachdem was ihr als Kind passiert ist - obwohl sie ja auch mit 14 Jahren selbst noch ein Kind war. Man kann sagen, dass ihre Sexualität in ihrem Leben einen Stellenwert hat, der absolut überdimensioniert ist und - auch in ihrer Erzählung - eher an Leistung erinnert. Oft mit masochistischen Tendenzen.
Ich muss an dieser Stelle aber eine Lanze für sie brechen, denn sie ist ein unglaublich herzlicher und gutmütiger Mensch und ich bin wirklich in sie verliebt, sonst würde ich mir nicht so viele Gedanken machen. Aber ich bin ehrlich: ich habe Angst vor ihr. Ich habe schon mit ihr darüber gesprochen, dass vielleicht alles zusammenhängen könnte, aber ihre Methode ist wegsperren.
Sie weiß natürlich, dass manches bei ihr daher kommt. Z.B. hat sie beim Sex wiederkehrende Flashbacks die sie dann für diesen Moment aggressiv werden lassen. Sie hat auch schon Männer in diesem Moment verletzt, kann das aber mittlerweile kurz vorher sagen, so dass ich sie dann einfach in Ruhe lasse. Aber grundsätzlich glaubt sie, dass sie das im Griff hat. Ich aber habe das nicht im Griff. Auf der einen Seite ist mir das alles zu hart und ich habe Angst da eine Zeitbombe an meiner Seite zu haben. In einer Beziehung und überhaupt im Leben kommen immer wieder Zeiten, in denen es nicht so gut funktioniert, in denen das Selbstwertgefühl leidet und man Probleme lösen muss damit es wieder bergauf geht. Ich bin fast sicher, dass alte Muster dann wieder aufkommen.
Auf der anderen Seite bin ich - wie schon gesagt - sehr verliebt. Ich weiß ganz ehrlich auch gar nicht was ich jetzt Fragen soll, die Antwort habe ich natürlich schon: entweder ich akzeptiere sie mit allem was zu ihr gehört oder eben nicht und muss mich schnell trennen, damit es nicht immer schwieriger wird. Aber ich bekomme diese Entscheidung nicht hin. :cry: