Ich weiß nicht wo ich beginnen soll, denn eigentlich begann es schon vor einigen Jahren. Ich war Anfang 20, frisch verheiratet und unsagbar glücklich. Ich liebte meinen Mann und vertraute ihm blind. Bis ich dann eines Tages erfuhr, dass er mich betrogen hatte. Danach änderte sich alles in mir. Ich litt fürchterlich aber mehr noch verabscheute ich ihn dafür, dass er mich hintergangen hatte, während ich sein Kind in mir trug. In großen Teilen habe ich in dieser Zeit meinen Glauben an Treue, Moral und auch Liebe zwischen Mann und Frau verloren. Ich trennte mich von ihm und entschied mich dafür meine Tochter alleine großzuziehen.
Gesagt getan. Ich richtete mich in meinem neuen Leben ein und gewann dank meiner Tochter Stück für Stück meine Lebensfreude und Energie zurück. Doch ein Teil in mir war einfach tot. Alle Liebe, die ich noch in mir hatte, gab ich meiner Tochter und meiner Familie und Freunden. Für Männer hatte ich keine Gefühle mehr übrig und eine Beziehung wollte ich schon gar nicht mehr. Stattdessen hatte ich zahlreiche Affären und One-Night-Stands. Emotional ließ ich aber keinen mehr an mich ran. Mein Leben lief gut. Zwischendurch fragten zwar mal meine Eltern nach, wie es bei mir aussähe mit einem neuen Partner, weil sie im Hinterkopf auch immer einen Vaterersatz für meine Tochter hatten. Aber ich wollte von alldem nichts wissen, erzählte ihnen nichts von meinen Affären und hielt alle Männerbekanntschaften von meiner Tochter fern.
Dann lernte ich einen Mann kennen und er gefiel mir auf Anhieb. Groß, muskulös, markantes Gesicht. Mir ging es wieder nur um Sex. Aber er war anders. Hartnäckig. Ich ließ mich zu einem Kaffee überreden und später noch einen und noch einen. Wir verstanden uns gut und ich redete unheimlich gerne mit ihm. Mit der Zeit bröckelte mein Widerstand immer mehr und es entwickelten sich Gefühle, auf beiden Seiten, denke ich. Ich weiß nicht ob man es eine Beziehung nennen kann, wo wir stehen aber er ist auf jeden Fall für mich da wie ein Partner und ich habe auch aufgehört mich mit anderen zu treffen.
Jetzt kam es zu einem Gespräch zwischen uns über Affären, Expartner und ONS und ich erzählte ihm, dass ich mit unglaublich vielen Männern geschlafen habe in den letzten Jahren. Ich weiß, dass ich es nicht hätte erzählen müssen oder abschwächen hätte können aber das fühlte sich falsch an in dem Moment. Er war schockiert. Er hat es zwar versucht zu verstecken aber ich habe es ihm angesehen. Er hat mir ehrlich gesagt, dass er sich in mich verliebt hat und mich sehr mag, aber er nicht weiß, ob er damit zurecht kommt und er Angst hat, mich innerlich zu verurteilen obwohl er es nicht will.
Ich weiß nicht was wird. Aber ich selber fühle mich unendlich schlecht und dreckig. Ich ekel mich selber an, dass die Enttäuschung und Verletzung mich so weit weg von meiner eigenen Moral und Prinzipien getrieben hat. Ich will ihn nicht verlieren und weiß doch, dass ich es sowieso nicht ertragen würde, wenn er mich nun mit anderen Augen sieht. Ich weiß nun nicht mehr was ich machen soll. Wahrscheinlich ist abwarten das beste aber er fehlt mir jetzt schon.
Vielleicht liest sich das ja irgendwer durch und mag mir etwas dazu schreiben.