Die Balance stimmt nicht ...
Zwei Menschen, die miteinander leben, entwickeln Verhaltensweisen. Es ist in vielen Fällen ein Machtkampf - nicht offen, wo beide mit gezückten Messern voreinander stehen, sondern ein Austarieren von Interessen.
Es werden verschiedene Rollen gelebt (häufig Muster, die innerhalb der Familie erlernt wurden). Du bist der Große, der Kümmerer, Beschützer, Aufpasser, Verantwortliche usw. und sie hat den Gegenpart, die Rolle der Kleinen, Schutzsuchenden, des lieben geliebten aber mitunter launischen Kindes.
Sie weiß das zu schätzen, was Du für sie tust und Du fühlst Dich gut, weil das, was Du persönlich im Angebot hast, gebraucht wird. Dieses Gefühl, ein Ritter sein zu können, hat was.
So weit, so gut, nur wenn der Ritter für sein Gefühl überbeansprucht wird, beginnt es weh zu tun, aber da steht er dann vor einem Dilemma, denn er möchte das Bild des Ritters ja auch weiterhin aufrecht halten.
Du befindest Dich in diesem Kreislauf von Zuckerbrot und Peitsche. Peitsche sind diese ganzen 'Vorwürfe', die man vielleicht mit einem 'Du kümmerst Dich nicht genug um mich' beschreiben könnte und die - so wie Du sie beschreibst - einem empfindsamen Menschen richtig weh tun können. Zuckerbrot hingegen sind die schönen Momente, zu denen dann auch die seltenen Entschuldigungen gehören.
Vielleicht hast Du das schon mal erlebt, dass sie sich bewegt, wenn Du deutlich zum Ausdruck gebracht hast, dass es Dir auf den Keks geht und Du langsam die Schnauze voll hast. Das ist für Dich dann das Zeichen, dass es sich doch lohnt, sich anzustrengen und Du gehst wieder auf sie zu, kümmerst Dich verstärkt usw.
Das Schlimme daran ist, dass je mehr Du Dich 'anstrengst' sie umso mehr sich zurücklehnen und ihre Launen und Stimmungen pflegen wird. Es besteht ja dann keine Notwendigkeit, etwas zu ändern. Es kommt also nicht darauf an wie sehr Du Dich anstrengst, sondern darauf, dass ganze Geflecht ins Gleichgewicht zu bringen und zwar dadurch, dass Du ganz deutlich Deine Grenzen formulierst und ihr klar machst, dass Partnerschaft nie funktioniert, wenn nur einer das ganze Päckchen trägt.
Was ist mit den Momenten, wenn Du Dich mal schlecht fühlst und spürst, dass Dir die Galle überläuft (nicht wegen ihr, sondern wg. anderer widriger Umstände)? Kannst Du dann Verständnis erwarten? Vertauschen sich dann mal für einen kurzen Moment die Rollen und Du kannst Dich ausheulen oder abreagieren und fühlst Dich angenommen wie das Kind in Mutters Schoß?
Immer stark zu sein, ist eine Schwäche. Das hab ich persönlich viel zu spät erkannt, denn es macht im Grunde genommen sehr einsam. Wer denkt, dass er IMMER der Fels in der Brandung sein muss und sich keine Schwäche leisten kann, weil die anderen dann ihr Bild von einem verlieren, ist auf dem Holzweg.
Deine Frage am Ende
" ... Ich weiß nicht was ich ihr gegenüber noch tun soll?! ... "
ist bezeichnend.
Ich denke, dass Du erst mal etwas für Dich tun musst und dass sie dann letzten Endes davon profitieren kann, weil eine Beziehung nur hält, wenn keiner der beiden dabei in die Knie geht. Je länger dieser Zustand schon anhält, umso schwieriger wird es Veränderungen zu erreichen, aber bei den Zeiträumen, die Du beschreibst, sehe ich da gute Möglichkeiten für Euch.
Einen lieben Gruss
Larsen