Ich (35) habe das Gefühl, dass ich meinem Mann (35) nicht gut genug bin. Die genauen Umstände zu erklären fällt schwer, denn ich empfinde sie als umfassend.
Das Augenscheinlichste zuerst: ich habe 10 kg Übergewicht, das sich nach meiner Schwangerschaft auch nicht mehr optimal verteilt. Mit dem Abnehmen tue ich mir schwer, arbeite aber daran (hatte nochmal 6 kg mehr), zumal ich mich auch selbst nich wohl damit fühle. Mein Mann ist sehr sportlich und sieht - ganz objektiv - auch viel attraktiver aus.
Er hat mir bis vor einiger Zeit öfter gesagt, dass ich zu dick bin, seit einiger Zeit tut er das aber nicht mehr. Er war immer ein sehr liebevoller Mensch, der mich viel umarmt und mir oft gesagt hat, dass er mich liebt. Beides passiert praktisch kaum noch. Das kann natürlich auch davon kommen, dass wir mit unserem kleinen Sohn sehr eingespannt sind...
Heute unter anderem kam es auch wieder dazu, dass er mir sagte, wie sehr er sich intellektuell unterfordert fühle, unter anderem hätte er nur deswegen nach dem Studium keine Laufbahn an einer Universität eingeschlagen, weil er mich kennengelernt hat. Er sehnt sich nach philosophischem Austausch, nach großen Geistern (ganz ohne es lächerlich zu machen), den ich ihm offengestanden nicht bieten kann. Zwar habe ich ebenfalls Literatur studiert und bin (hoffentlich) nicht die Dümmste, aber sich mit mir über Alltägliches zu unterhalten (und natürlich auch beizeiten zu streiten) ist sicherlich nicht sehr anregend.
Erst heute meinte er wieder, dass er unter anderem meinetwegen diesen akademischen Weg, den er sich gewünscht hatte, nicht einschlagen konnte, und auch, dass alles, das sich in meinem Umfeld befinde den Glanz verlöre, wenn ich mich damit beschäftige ...
Das hat mich (wieder einmal) sehr getroffen, mir kamen die Tränen und er wurde darüber so sauer, dass er umgedreht und nach Hause gegangen ist, ich kam dann mit meinem schlafenden Sohn (er hat davon nichts mitbekommen) später nach.
Ich bin am Boden zerstört und frage mich, wie es denn weitergehen kann in einer Beziehung, in der der eine dem anderen so überlegen ist (oder sich zumindest so fühlt, es so empfindet). Ich frage mich, was passiert, wenn er eine Frau trifft, die ihm den intellektuellen Anreiz bietet, den ich offenbar vermissen lasse? Oder den körperlichen? Oder beides?
Ich bin nicht mit ihm verheiratet, weil ich finanziell von ihm abhängig wäre o.ä., sondern weil ich ihn sehr liebe. Und wenn ich darüber nachdenke, ob er dieses Gefühl erwidert (was er mir sagt, und angelogen hat er mich noch nie), frage ich mich, wie das überhaupt sein kann, wenn man an dem anderen (also mir) doch eigentlich nichts als Fehler findet ...
ich weiß auch nicht, ob ich hier einen Rat bekomme o.ä., ich wollte es mir vielleicht auch einfach einmal von der Seele geschrieben haben...