Hallo, Ihr da draußen!
Ich habe ein Problem, was ich lieber wieder nur aus Filmen kennen würde...
Im Sommerurlaub haben mein Verlobter und ich beschlossen zu heiraten. Das Hotel für die Feier ist gebucht, die Freunde und Verwandten wissen Bescheid, nur das Aufgebot fehlt noch.
Wir sind seit vier Jahren zusammen, die Beziehung war von Anfang an nicht leicht. Es gab oft Streit, vor allem weil er lange Zeit Schulden hatte, sein Leben nicht richtig auf die Reihe bekam, keinen Berufsabschluss hat und nie einen Sinn darin sah, einen solchen zu machen. Emotional ist er eher "arm dran", er zeigt weder Trauer noch Freude (wobei ich mit ersterem besser umgehen kann, aber sich nichtmal richtig freuen können ist schon krass...). Wenn es mir schlecht geht, steht er dem völlig hilflos gegenüber, und in Zeiten, wo ich ihn gebraucht hätte, war es letztlich so, dass ich für ihn da war.
Wir führen seit zwei Jahren aus beruflichen Gründen eine Fernbeziehung, und während sich mein Freundeskreis immer wieder vergrößert und ich ohne meine Freundinnen und Freunde nicht leben könnte, hat er in den zwei Jahren in der anderen Stadt noch nicht eine einzige Freundschaft geschlossen; er ist sich selbst genüge; am liebsten arbeitet er.
Was ich an ihm mag: er ist absolut treu (man könnte auch sagen: völlig auf mich fixiert), kann arbeiten (ist also keiner von der bequemen Sorte), er liebt mich, er kann hervorragend kochen, handwerklich ist er auch nicht ungeschickt und er ist in der Lage einen eigenen Haushalt zu führen. und wenn es um Urlaubsplanungen geht, sind wir uns absolut einig (was aber eher daran liegt, dass er mir überall hin folgen würde...). In vor allem den ersten sechs Punkten würde wahrscheinlich fast jede Frau sagen: der perfekte Mann.
Jetzt das was mich stört: im Bett lief es noch nie gut (egal, wie oft und wie ich meine Wünsche äußere oder mich um ihn kümmere oder so, er ist noch immer soooooo unbeholfen, und das nach vier Jahren Beziehung, mit 35 Jahren und nicht wenigen Frauen vor mir!); er ist wie oben erwähnt, emotional ziemlich arm dran; ich habe oft das Gefühl, wenn ich ihm nicht helfen würde durchs Leben zu kommen (z.B. Rechnungen bezahlen, Finanzen allg. verwalten, Versicherungen und so weiter) dann wäre er völlig lebensunfähig; ich muss immer die Starke sein, und wenn ich seine Schulter zum Ausheulen bräuchte, dann schaut er mich hilflos an und sagt: "nein, schatz, du darfst nicht weinen, das macht mich traurig!" Und wenn ich ihn mal am Wochenende bitte, mir zum Beispiel den Nacken zu massieren (von allein kommt er da gar nicht drauf), weil ich den ganzen Tag mit gesenktem Kopf über den Büchern in der Bibliothek sitze, dann ist das für ihn eigentlich nur das Startsignal fürs poppen, ALSO: drei Minuten Pseudomassage und dann auf die andre Körperseite. Toll.
Ob ich ihn liebe, weiß ich momentan nicht mehr, ich weiß nur (anhand meiner Tagebuchaufzeichnungen), dass ich schon sehr sehr lange immer wieder Zweifel an der Beziehung hatte, aber mir immer wieder gesagt habe, es wird irgendwann besser, außerdem trennt man sich nach so-und-so-vielen Jahren nicht einfach, er braucht dich, er liebt dich, du würdest ihm den Boden unter den Füßen entziehen, und wer weiß: findest du je wieder einen, der dich so liebt wie er und dir treu ist und all das.
Das mit der Hochzeit wurde dann quasi zum Selbstläufer, es ist, als steigere man sich in einen Rausch. Und dann passiert es, dass man sich bewusst die Frage stellt: willst du das wirklich???
Was soll ich nur tun? Die Hochzeit verschieben auf den Sanktnimmerleinstag? Mich trennen und erstmal als Single durch die Welt rennen, bis ich mich selbst wieder kenne? Einfach gar nichts tun und hoffen, dass alles gut wird?
Bitte helft mir, indem Ihr mir ehrlich Eure Meinungen sagt!
Danke,
Aimee