Ruhig Blut!
Hallo und guten Morgen!
Ich finde, du übertreibst ein wenig und steigerst dich da sehr in deine Wünsche und Ziele rein. Wie kann man denn nach 6 Monaten sagen, daß man sich keine Zukunft vorstellen kann, nur weil der andere noch zu Hause wohnt und kein Geld verdient. Dein Freund ist Student, da ist das (nicht nur für ihn, sondern für viele andere auch) das einfachste und naheliegendste, auch wenn es in deinen Augen bequem oder langweilig oder was auch immer ist. Fakt ist nunmal, daß man als Student mit dem Studium schon ganz gut ausgelastet ist, und wer zügig fertig werden will, vermeidet es i.d.R., nebenbei noch zu arbeiten, wenn es denn geht, und bei ihm geht es ja anders.
Außerdem seit ihr gerade mal Anfang 20, wieso mußt du denn da Pläne für den Rest deines Lebens schmieden und vor allem nach so ein paar Monaten?
Ok, du scheinst bereits eine Ausbildung gemacht zu haben, hast also schon einen Lebensabschnitt hinter dir und einen anderen angefangen, was deinem Freund noch bevorsteht, wahrscheinlich bist du deshalb schon einen SChritt weiter. Aber ich kann ihn vollkommen verstehen, ich hätte in dem Alter auch nicht mit meinem Freund zusammenziehen wollen, nicht nach 6 Monaten und vor allem nicht, wenn ich nicht weiß, wie ich das finanzieren soll.
Und das mit dem Kind finde ich vollkommen überzogen von dir. Hat er gesagt, er würde von dir eine Abtreibung verlangen? Hat er nicht, oder? Daß er sich in seiner Situation, ohne eigenes Einkommen etc. nicht gerade freuen würde über diese finanzielle Belastung, ist doch wohl klar. Natürlich, wenn es passiert, passiert es, aber so unerwartet und ungeplant und ungelegen würde sich die Freude auch bei mir in Grenzen halten.
Und noch ein Punkt, der mich ganz schön stört an deinem Text. Du wirfst ihm vor, er sei total fixiert auf seine Zukunftsvorstellungen und würde keine Rücksicht auf deine Wünsche nehmen. Tust du das denn? Du willst doch auch unbedingt deine Pläne umsetzen, Haus/Wohnung, Kinder, Familie haben und schimpfst über ihn, weil er das nicht will. Also akzeptierst du seine Meinung auch nicht! Und auf deine Pläne bist du genauso fixiert, in meinen Augen sogar noch mehr als er, weil er eigentlich gar keine Pläne hat.
Du willst wissen, wie das bei anderen gelaufen ist:
Ich bin das erste mal mit meinem (mittlerweile Ex-) Freund zusammengezogen, als ich 25 und fertig mit dem Studium war. Damals waren wir ein gutes Jahr zusammen, hatten vorher eine Fernbeziehung geführt (max. 2mal im Monat gesehen), permanent Geldprobleme, weil er noch in der Ausbildung war, deswegen auch häufiger Streit und schließlich ist das Ganze mit Pauken und Trompeten in die Binsen gegangen.
Mit meinem jetzigen Freund war ich 3 Monate zusammen (wir kannten uns aber vorher schon über ein Jahr, waren Kollegen und haben uns jeden Tag im Büro gesehen, ich kannte ihn also schon recht gut), als er bei mir eingezogen ist. Wir hatten beide absolut das GEfühl, daß es paßt, er wollte sowieso eine neue Wohnung suchen, meine war für mich allein zu groß, und da wir uns eh jeden Tag zumindest abends gesehen haben, um nicht allein zu schlafen, sind wir halt zusammengezogen. Geldprobleme hatten wir nie, weil wir beide gute Jobs haben, jetzt überlegen wir gerade, ob wir ein Haus kaufen, weil die Gelegenheit gerade günstig ist. Ach ja, wir sind beide Ende 20, ich bin seit 3 Jahren mit dem Studium fertig und hab im Moment noch nicht das Bedürfnis nach Kindern und Familie, weil ich erstmal noch eine Zeit arbeiten und was erleben will. Aber wenn es kommt, dann kommt es.
Also, bleib mal ganz ruhig, für deinen Freund ist das alles noch zu früh, was in seinem Alter und seiner Situation auch völlig normal ist. Wenn ihr wirklich gut zusammen paßt, wird sich das irgendwann (vielleicht auch erst in 5 Jahren) regeln, und wenn ihr euch liebt, dann könnt ihr auch so lange warten.
Lg, Muckel