Ich muss jetzt einfach mal ein paar Meinungen zu einem an und für sich sehr klassischen Problem einholen: Ich (27) bin verliebt in einen (noch) verheirateten Mann (31), der auch einen fünfjährigen Sohn hat. Grundsätzlich halte ich mich für einen Menschen, der sich niemals in eine Ehe drängen könnte oder würde, schon gar nicht, wenn Kinder vorhanden sind, aber hier liegt der Fall ein bißchen anders: Wir beide kannten uns schon seit einigen Jahren aus einem Internetdiskussionsforum, bei dem es hauptsächlich um Kultur und Filme geht (NICHT um chatten und daten; Gott bewahre, sowas ist echt nicht mein Ding...) und waren uns schon immer supersympathisch, weil wir unglaublich viele Interessen teilen und auch sonst des öfteren derselben Meinung waren. Deshalb wusste ich natürlich auch von Anfang an, dass er verheiratet ist, als ich ihm im Januar letzten Jahres bei einer Veranstaltung über den Weg lief. Dort waren auch noch andere Leute aus besagtem Diskussionsforum, und wir hatten einen langen, sehr lustigen Abend, bei dem ich am meisten mit ihm redete und mich, wie zu erwarten, großartig mit ihm verstand. Ich fand es durchaus bedauerlich, dass er (meiner damaligen Ansicht nach) glücklich verheiratet war, aber ich wäre in hundert Jahren nicht auf den Gedanken verfallen, ihn anzubaggern oder etwas mit ihm anzufangen. Wir blieben dann in eher losem und rein freundschaftlichem Emailkontakt, der sich mit der Zeit aber intensivierte. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich glaube, was immer im Endeffekt aus dieser ganzen Geschichte wird, einen Menschen, der besser zu mir passt, finde ich in diesem Leben ganz sicher nicht mehr, und ich glaube auch, dass er das genauso sieht. Aber eins nach dem anderen... Irgendwann bekam ich jedenfalls mit, dass die Ehe kaputt ist und er und seine Frau einvernehmlich die Scheidung eingereicht haben, was mir ehrlich leid für ihn tat (sie kenn ich ja nicht). Ansonsten änderte sich dadurch zwischen uns nicht viel; ich glaube, ich bin ein recht rationaler Mensch und auch, wenn mir klar war, dass ich ihn wirklich rundum toll finde, hab ich keinen Gedanken darauf verschwendet, das jetzt als meine Chance zu sehen oder so etwas. Für mich waren wir uns eben sympathisch aufgrund der riesigen Interessenüberschneidungen und der ähnlichen Ansichten, und fertig. Ca. 3 Monate, nachdem die Scheidung eingereicht wurde, fuhr ich aus beruflichen Gründen für ein Wochenende in seine Stadt und dachte mir, es wäre doch nett, sich zu treffen und mal wieder live zu quatschen, was wir dann auch taten. Ja, und bei dieser Gelegenheit haben wir uns dann eben unsterblich ineinander verschossen. Wirklich wahr. Ich war noch nie so verliebt in jemanden und fühle mich von ihm über alles geliebt. Wir hatten von Anfang an eine sehr, sehr vertauensvolle und offene Kommunikation, und ich habe wirklich überhaupt keine Bedenken, dass es ihm nicht ernst sein könnte, oder ich nur die Ablenkung für ihn bin. Nur: Die Scheidung ist eben noch nicht im Geringsten vollzogen, sondern befindet sich noch im Trennungsjahr. Natürlich gibt es eine Trennung von Tisch und Bett zwischen seiner Frau und ihm, aber die beiden leben noch in einer gemeinsamen Wohnung (auch, wenn sie sich dabei möglichst aus dem Weg gehen) und auch das Kind versteht natürlich nur in Grundzügen, was da zwischen den Eltern vor sich geht. Das Verhältnis zwischen seiner Frau und ihm ist insgesamt eher angespannt, aber nicht feindselig.
Als er mich das erste Mal besucht hat, hatten wir wirklich sehr lange und detaillierte Gespräche über diese ganze missliche Situation, in denen ich ihn auch gefragt habe, wie er sich das alles denn vorstelle und ihm klar gemacht habe, dass es für mich keinesfalls in Frage kommt, diese Beziehung heimlich zu führen, bis die Scheidung durch sei, und er sagte, das wolle er doch auch nicht und das sei ihm völlig klar. Er hat sich auch direkt ein paar Tage später mit seiner Noch-Frau zusammengesetzt und mit ihr besprochen, dass er ausziehen werde und wie es zwischen ihnen weiterlaufen soll und wer sich wann um den Sohn kümmert und all diese tausend Dinge, über die es zu reden gilt und ist derzeit auf der Suche nach einer neuen Wohnung.
Ich habe ihn auch gefragt, ob er sich wirklich sicher ist, dass er der Ehe keine Chance mehr gibt und er sagte, darüber seien sich beide absolut sicher. Das Trennungsjahr ist derzeit im sechsten Monat. Ich vertraue ihm wirklich und habe den Eindruck, das er alles tut, was in seiner Macht steht, um die Lage zu entschärfen, ohne dabei das Kind zu vernachlässigen, das ihm sehr am Herzen liegt und um das er sich rührend kümmert, aber ich finde die ganze Situation trotzdem sehr schwierig, weil ich einfach nicht weiß, was da noch alles auf mich zukommt. Wenn ich mit ihm telefonieren will, rufe ich ihn beispielsweise immer auf der Arbeit an, obwohl er sich auch sehr oft bei mir meldet. Und dadurch, dass wir in unterschiedlichen Städten leben (400km Distanz) und die gemeinsame Wohnung der beiden noch besteht, kann z.B. er mich besuchen, aber ich ihn nicht, d.h. rein vom Gefühl her wünschte ich mir einfach, dass die Trennung nicht gar so frisch wäre und er ein bißchen mehr Zeit hätte, sein Leben zu sortieren. Es behagt mir einfach nicht, dass er so früh in einer neuen Beziehung schon so tiefgreifende Veränderungen wie den Auszug vornehmen muss, der sich natürlich auch auf das Kind auswirken wird, ohne erstmal zu sehen, ob es klappt mit uns, aber ich sehe auch für mich keine andere Chance, wie es sonst laufen könnte...
Ich habe absolut das Gefühl, dass er derjenige, welcher ist, ansonsten würde ich mich auf diese Geschichte niemals einlassen, bzw. sagen meld Dich in `nem halben Jahr noch mal. Im Augenblick sehen wir uns etwa alle 14 Tage, und daran würde sich die nächsten Monate zunächst nichts ändern, was ich auch für gut und richtig halte, weil ich der Meinung bin, dass hier echt langsames Tempo und Fingerspitzengefühl gefragt sind. Auf lange Sicht bestünde für mich allerdings schon die Möglichkeit, in seine Stadt zu gehen, so dass wir ein gemeinsames Leben aufbauen könnten und er trotzdem nahe bei seinem Kind wäre, was uns beiden wichtig ist. Trotzdem ist im Moment natürlich rein logistisch alles ziemlich chaotisch, obwohl ich mich emotional unglaublich wohl mit ihm fühle und ihn unbedingt behalten will. Ach ja: das Ganze läuft jetzt seit knapp 3 Monaten.
Was haltet ihr von der ganzen Misere? Würdet ihr dieser Liebe eine Chance geben?