Hallo,
ich bin neu hier und dachte auch nie, dass ich mal so ein Problem hätte. Aber das kennt, glaube ich, jeder von Euch.
Mein Verlobter hat sich am Freitag nach 11 Jahren von mir getrennt, weil er Kinder haben möchte. Er weiß, dass er diese nicht von mir haben kann. Aber mal vom Anfang:
Mein Freund wusste seit wir uns kennen, dass ich keine Kinder haben möchte. Ich habe erst jetzt überlegt, warum. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass das in meiner Kindheit begründet ist (Missbrauch, Alkoholabhängigkeit der Eltern, Selbstmordversuche der Mutter etc.). Irgendwie habe ich da einen Titsch weg bekommen.
Jedenfalls hat mein Freund 1997 eine Eigentumswohnung im Rohbau ersteigert, die wir fertig machen sollten und sodann vermietet werden sollte. Mit diesem Tag hat mein Freund beschlossen, keine Kinder, da er sich mit Familie einen nichtzahlenden Mieter nicht leisten könnte. Also haben wir uns verlobt und zwischenzeitlich ein Haus zusammen gebaut. Soweit kein Problem. Zumindest bis Frühjahr dieses Jahres.
Im März erklärte er mir, ich würde zuviel arbeiten, dass täte unserer Beziehung nicht gut. Daraufhin habe ich so gut es ging die Arbeit eingeschränkt. Er hatte weiterhin Schichtdienst, so dass gemeinsame Unternehmungen zu bestimmten Zeiten ohnehin nicht möglich waren.
Trotz meiner Einschränkungen wurde es immer schlimmer. Obwohl ich fertig mit der Arbeit war, war er irgendwo unterwegs. Es ging soweit, dass er die Wochenenden, die ohnehin rar gesäht waren, bei Freunden 100 km weiter verbracht hat. Oder er hat so getan als wäre er auf der Arbeit und war dort schon Stunden vorher weggefahren. Auf Nachfragen gab es nur die Antwort, er sei bei einem Kollegen zu Hause gewesen. Was sei denn so schlimm daran?
Das Ganze ging so bis Mitte September. Von Berührungen oder gar Sex konnte ich nur noch träumen.
Dann ist mir die Hutschnur geplatzt, weil ich einfach nicht mehr konnte. Alle anderen haben ihn öfter gesehen als ich.
Also habe ich ihn zur Rede gestellt. Dabei kam heraus, dass er überlegt, unsere Beziehung zu beenden, damit er mit 34 noch eine Chance hat, eine Familie zu gründen. Er sagt, er habe keine andere Frau. Da ich ein gewisses Vertrauen habe und ihn in und auswendig kenne, glaube ich ihm das auch.
Ich habe ihn gebeten, wenigstens in diesem Jahr und möglichst nicht kurz vor Weihnachten eine Entscheidung zu treffen, weil ich nicht so weiter leben konnte. Also haben wir den 28.11. ausgesucht, da dies unser 11-jähriges Jubiläum war. Da er ein Meister des Verdrängens ist, musste er sich so dem Problem stellen.
Letzte Woche hat er dann einen Unfall mit seinem heißgeliebten Honda gebaut und ist kurzfristig in den von ihm seit 10 Jahren angestrebten Tagesdienst versetzt worden. Und dann hatte er noch den Druck von mir im Nacken. Freitag Abend machte er also dann Schluß.
Er ist der festen Überzeugung, dass er jetzt erst einmal ausziehen muß, um die ganze Sache zu verarbeiten und evtl. herausfinden, was er an unserer Beziehung hatte. Er liebt mich nach wie vor, aber einen neuen Anfang mit dem Tagesdienst und viel mehr Zeit für uns könne er zur Zeit nicht machen. Er scheint unsicher zu sein. Zudem kommt dazu, dass er nicht allein sein kann. Die Wochenenden wird er zunächst wohl bei seiner weiter weg wohnenden Familie (Vater, Schwester) oder bei seinen weiter weg wohnenden Freunden sein. Aber nach der Arbeit kann er dort nicht hinfahren. Also geht er davon aus, dass er das eine gewisse Zeit gut findet und es dann zum Kotzen finden wird, alleine nach Hause zu kommen. Dann würde er nachdenken und vielleicht realisieren, was er an unserer Beziehung hatte.
Jetzt habe ich Angst, dass er auszieht und irgendwo wirklich eine neue Frau kennenlernt, ohne uns eine zweite Chance zu geben. Ich bin bereit zu kämpfen, aber er ist es leid, mit mir darüber zu reden. Das würde ihn weiter von mir ?wegdriften?. Ich liebe ihn genauso wie er mich. Aber ich weiß nicht mehr weiter.
Nach Gesprächen mit Freunden, meinen Eltern und seinem Vater bin ich der Überzeugung, dass ich ihm ?den Hinter hinterher getragen habe? und er so keine Aufgabe mehr hatte, keine Hobbies mehr. Also denkt er, es fehlt etwas in seinem Leben. Möchte ich nicht ausschließen, aber das kann es doch nicht sein.
Jeder hat mich gefragt, ob das Kinderthema wirklich das einzige Problem war. Und mein Freund und ich kennen kein anderes Problem. Wir passen wie Topf auf Deckel.
Was soll ich tun? Kann mir irgendeiner einen Rat geben? Ich bin selbst so festgefahren und auch nicht mehr so das Diskohupferl (33), dass ich einfach Angst vor der Zukunft ohne meinen Freund habe.