Hallo, liebe Mit-Gofemininer! ;-)
Ich habe ein Problem. Und zwar bin ich neidisch auf das Leben meines Freundes!!
Mein Freund ist freischaffender Künstler. Ich liebe sein selbstbestimmtes Leben, was nicht durch irgendwelche äußeren Vorgaben strukturiert und bestimmt wird!
Ich hingegen bin Lehrerin: Ich muss jeden Morgen um 6 Uhr aufstehen. Ich habe mein erstes Staatsexamen gemacht und warte nun auf einen Referendariatsplatz. Bis ich einen bekomme, schlage ich mich mit einem 50%-Lehrerjob durchs Leben. Dabei arbeite ich aber locker 130%, denn die Vor- und Nachbereitungen, Korrekturen der Klausuren, Elterngespräche, Lehrerkonferenzen, Organisations-Dinge etc. kosten mich einfach noch super viel Zeit.
Dank Ganztags-Schule komme ich abends immer erst so gegen 17 Uhr nach Hause. Mein Freund ist dann vielleicht gerade mal 3 Stunden wach, sitzt dann vorm PC - oder vorm Fernseher. Er verdient mit seinem eher unregelmäßigen Job in 2 Stunden oft so viel wie ich in einer ganzen Schulwoche!! Und was Haushalt angeht, ist er eher faul. Wenn ich nach Hause komme, kann ich anfangen zu putzen, sein Frühstück wegzuräumen etc., bevor ich mich an den SChreibtisch setze, um erneut Unterrichtsvorbereitungen zu machen für den nächsten Tag.
Ich weiß, dass ich ihn nicht ändern werde. Das möchte ich auch gar nicht! Ich liebe ihn ja! Und ich weiß, wie ich ihn "gekauft" habe! Vielleicht brauche ich ja auch gerade diesen Ausgleich zu meinem heftigen Job. Aber ganz oft bin ich auch einfach einsam, wenn ich abends ins Bett gehe und mein Freund erst 2-3 Stunden, bevor ich wieder aufstehen muss, dazu kommt! Ich wache dann oft auf und bin sauer - wofür ich mich schäme. Ich möchte das ändern! Ich möchte MICH ändern! Nur wie??
Ich bin mir mittlerweile gar nicht mehr sicher, ob der Lehrerjob überhaupt das Richtige für mich ist. Bisher dachte ich immer: Na klar! Meine Eltern sind beide Lehrer, meine Schwester auch. Und ich habe auch oft Tage, an denen ich denke: Cooler Job!
Aber in letzter Zeit wird mir einfach alles zu viel. Ich arbeite und arbeite und - ganz ehrlich: Meistens mache ich den Job doch nur um Geld zu verdienen. Sonst würde ich liebend gerne auch bis 10 oder 11 Uhr jeden Tag schlafen!!
Und wenn ich meine Lohnabrechnung am Ende des Monats sehe, merke ich, dass ich doch kaum mit dem Job über die Runden komme, denn ich werde ja nur für 50%-Teilzeit bezahlt... :-(
Ich würde so gerne auch einen Job haben, in dem ich aufgehe. Aber ich habe keine Ahnung, was für ein Job das ist. WEnn ich mit meinem Freund darüber spreche, meint er immer, dass er halt viel Glück im Leben gehabt hätte, aber dass meine Wünsche (kreativ sein, im Job aufgehen, damit genug Geld verdienen) einfach utopisch seien. Und wahrscheinlich hat er ja auch Recht!
Aber es fällt mir einfach schwer, sein Leben so zu akzeptieren und selbst immer zurückstecken zu müssen. Ich bin wie ein kleines Kind: Ich will auch, was er hat!!
Wovor ich am meisten Schiss habe: Mein Referendariat! Von anderen Referendaren und Lehrern höre ich immer, wie fertig man in diesen anderthalb Jahren gemacht wird! Wenn ich dann zusätzlich immer sehe, wie sehr ich mich bemühe und anstrenge - und wie schön hingegen das Leben meines Freundes ist - glaube ich nicht, dass ich das alles durchstehe...
Was sagt ihr dazu? Ich würde sehr gerne eure Meinung hören...
Vielen, vielen Dank dafür!!